Better Life: Was man zu Bitterstoffen wissen muss

Bittere Lebensmittel sind bei vielen unbeliebt - dabei sind sie gesund und wichtig für den Körper. Was man über Bitterstoffe wissen sollte, verraten wir hier.

Diese Lebensmittel gehören aufgrund ihrer Bitterstoffe nicht zu den Favoriten der meisten Menschen - zu Unrecht (Bild: Getty Images)
Diese Lebensmittel gehören aufgrund ihrer Bitterstoffe nicht zu den Favoriten der meisten Menschen - zu Unrecht (Bild: Getty Images)

Nussiger Feldsalat anstatt bitterem Chicorée, milder Brokkoli statt intensivem Rosenkohl und Vollmilch statt Zartbitter: Viele Menschen meiden Lebensmittel mit Bitterstoffen instinktiv - dabei sind diese sehr gesund.

Warum wir Bitterstoffe als unangenehm empfinden

Im Grunde ist es kaum verwunderlich, dass bitter die unbeliebteste der fünf Geschmacksrichtungen - süß, sauer, umami, salzig und bitter - ist. Bitterer Geschmack wird als Schutzreaktion des Körpers mit Giftigem verbunden und deshalb häufig als unangenehm empfunden. Dieser evolutionäre Mechanismus ist in der Tierwelt derart verbreitet, dass Bitterstoffe in Pflanzen als Abwehr für Fressfeinde dient.

Beim Menschen sitzen die meisten Rezeptoren für Bitteres auf dem hinteren Teil der Zunge, als letzte Warninstanz, bevor das Essen im Magen landen kann. Doch diese Schutzreaktion des Körpers liegt in vielerlei Hinsicht daneben: Tatsächlich sind Bitterstoffe sehr gesund und sollten eine größere Rolle in unserem Speiseplan einnehmen.

Weitere Infos zu Bitterstoffen gibt's auch im Video:

Darum sind Bitterstoffe gesund

Bitterstoffe gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind damit nicht so lebensnotwendig wie Vitamine oder Mineralstoffe, haben jedoch eine intensive gesundheitliche Wirkung auf den Körper. Zu ihren positiven Eigenschaften von Bitterstoffen gehören laut Verbraucherzentrale Bayern und AOK folgende Gesundheitsvorteile:

  • Sie können den Appetit anregen und die Verdauung ankurbeln: Bitterstoffe fördern die Produktion von Verdauungssekreten, wodurch Leber und Galle unterstützt und die Fettverdauung angeregt wird.

  • Sie mindern den Appetit auf Süßes: Bitterstoffe regulieren den Blutzuckerspiegel und können die Insulinproduktion fördern und beugen damit Heißhunger auf Zucker und andere ungesunde Lebensmittel vor.

  • Sie wirken antibakteriell, antioxidativ und entzündungshemmend

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"Es ist also sinnvoll, wenn gerade im Winter bitterstoffreiche Gemüse und Salate auf dem Speiseplan stehen", so Sabine Hülsmann, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern

In diesen Lebensmitteln stecken besonders viele Bitterstoffe

In vielen Lebensmitteln stecken allerdings nicht mehr so viele Bitterstoffe wie früher, wie Hülsmann erklärt. Schon seit Jahrhunderten müht sich der Mensch, Gemüsesorten und Blattsalate wie Rosenkohl, Chicorée oder Radicchio weniger bitter schmeckend zu züchten. Eine Entwicklung, die laut Hülsmann "aus ernährungsphysiologischer Sicht eher ungünstig" ist.

Rosenkohl schmeckte unseren Großeltern noch weniger als uns aufgrund mehr Bitterstoffen. Wer ihn immer noch nicht mag, sollte ihn mit anderen Geschmäckern kombiniert probieren (Bild: Getty Images)
Rosenkohl schmeckte unseren Großeltern noch weniger als uns aufgrund mehr Bitterstoffen. Wer ihn immer noch nicht mag, sollte ihn mit anderen Geschmäckern kombiniert probieren (Bild: Getty Images)

Umso wichtiger ist es, öfter Lebensmittel auf den Speiseplan zu setzen, die Bitterstoffe enthalten. Dazu gehören:

  • Salatsorten wie Radicchio, Chicorée, Endiviensalat oder Rucola

  • grünes Gemüse wie Mangold, Spinat oder Artischocken

  • Kohlgemüse wie Wirsing, Grünkohl oder Rosenkohl

  • Kräuter wie Löwenzahn, Brennnessel oder Giersch

  • Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen

  • Zitrusfrüchte wie Grapefruit, Pomelo, Orangen oder Zitronen

  • bittere Gewürze wie Salbei, Rosmarin, Ingwer, Kurkuma, Senfkörner oder Kümmel

  • Oliven

  • Spargel

  • Knoblauch

  • Walnüsse

  • Bitterschokolade

  • Kaffee

  • Schwarzer und grüner Tee sowie Salbeitee

Viele dieser Lebensmittel gehören bei den meisten Menschen nicht zu den Favoriten. "Süß ist einfach gefälliger im Geschmack", sagt auch der Hamburger Spitzenkoch Thomas Sampl im Gespräch mit dem RND - und gibt einen Tipp: "Wir bieten unserem Publikum Bitteres und umspielen es mit anderen Geschmacksrichtungen. Eine Kombination, über die von unseren Gästen viel gesprochen wird, sind Kartoffelknödel mit Grapefruit." Wer Bitteres nicht mag, sollte es also in der Küche clever kombinieren.

Sind Bittertropfen und -elixiere eine Alternative?

Kräuterbitter gibt es schon lange, und als Alternative zu ungeliebten Lebensmitteln erfahren Bittertropfen und -elixiere gerade wieder einen Boom auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel. Wie Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern dem Bayerischen Rundfunk sagte, müsse man hierbei zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln unterscheiden - nur Letzteres sei standardisiert. "Eine weitere Unterscheidung liegt beim Lösungsmittel. Häufig wird Alkohol eingesetzt, das sollte einem bewusst sein", erklärt sie.

Generell gelte, dass man Bitterstoffe bevorzugt über eine ausgewogene Ernährung denn über Zusatzmittel zu sich nehmen sollte.

Übrigens kann bei bitterem Geschmack ein Gewöhnungseffekt stattfinden, so wie viele es bei Kaffee erleben. Also ruhig mal was Neues in der Küche ausprobieren und zum Chicorée oder dem Rosenkohl greifen - vielleicht schmeckt er besser, als man in Erinnerung hat.

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