Better Life: Wie gesund ist Traubenzucker wirklich?
Ist Traubenzucker gesund oder ungesund? Der Zucker, der oft in Form von kleinen, weißen Täfelchen verkauft wird, gilt als Snack für besonders schnelle Energie. Doch ist er dem Körper deswegen zuträglich? Alle Infos zu dem vermeintlichen Leistungssteigerer.
Vor einigen Jahren ging ein Streit zwischen dem Traubenzucker-Hersteller Dextro Energy und der EU-Kommission bis vor den Europäischen Gerichtshof. Die Kommission hatte bestimmt, dass der Fabrikant der kleinen, weißen Zuckertäfelchen nicht mehr mit Gesundheitsversprechen werben darf – und Recht bekommen.
Ein Urteil, das nicht nur bei dem Unternehmen für Stirnrunzeln sorgte, denn schließlich ist Glucose, wie Traubenzucker im medizinischen Fachbegriff heißt, lebensnotwendig für den menschlichen Körper. Und wie nahezu jeder weiß, dem am Ende einer wichtigen Prüfung schon mal die Luft ausgegangen ist, liefert der Konsum von reinem Traubenzucker schnelle, nahezu sofortige Energie und Konzentrationsschübe. Wie gesund ist Traubenzucker also?
Darum ist Traubenzucker so wichtig für den Körper
Fakt ist: Ohne Glucose könnte der Mensch nicht überleben. Das Kohlenhydrat ist die wichtigste Energiequelle für den gesamten Organismus und damit maßgeblich dafür verantwortlich, dass Muskeln, rote Blutkörperchen und andere Zellen funktionieren. Das Gehirn, das allein für 75 Prozent des Glucose-Verbrauchs verantwortlich ist, bezieht seine Energie allein aus dieser Zuckerart.
Dem Lexikon für Medizin und Gesundheit zufolge liegt der Glucose-Bedarf eines erwachsenen Menschen im Ruhezustand bei rund 200 Gramm pro Tag. Aus diesem Grund zählen Kohlenhydrate nach wie vor als wichtige Basis einer gesunden Ernährung: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. rät, mindestens die Hälfte seiner Energiezufuhr aus Kohlenhydraten zu beziehen.
Woher bekommt der Körper Traubenzucker?
Denn es ist keinesfalls notwendig, Traubenzucker in seiner reinen Form zu sich zu nehmen. Der Verdauungstrakt gewinnt Glucose bei der Verarbeitung von Stärke. Vornehmlich wird Traubenzucker also aus stärkehaltigen Lebensmitteln wie Mais, Weizen, anderen Getreidesorten, Brotwaren, Kartoffeln oder bestimmten Hülsenfrüchten aufgenommen.
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Doch Glucose, ein Einfachzucker, ist auch ein Baustein von Zweifachzuckern wie Laktose (Milchzucker) und Saccharose (Rohrzucker) und wird damit auch über Milchprodukte, Obst und zuckerhaltige Lebensmittel absorbiert. Zudem gehört Glucose zu den wichtigsten Produkten der pflanzlichen Photosynthese – in kleinen Mengen gelangt sie also auch bei der Verdauung von grünem Gemüse in den Körper. Wer sich ausgewogen ernährt, muss sich keine Sorgen um seinen Glucosebedarf machen, zumal der Körper Traubenzucker auch in Leber und Muskeln vorübergehend speichern kann und auf diese Weise Energie in Reserve hat.
Traubenzucker pur zu genießen, ist in der Regel also unnötig. Hergestellt wird dieser nämlich auch nur aus Stärkeketten, die aus Weizen, Mais oder Kartoffeln gewonnen werden – nichts anderes macht der Körper beim Verzehr derselben. Ursprünglich wurde Traubenzucker übrigens aus süßen Weintrauben gewonnen – daher stammt auch der Name.
So kann reiner Traubenzucker dem Körper schaden
Was kann es aber schaden, Traubenzucker pur zu naschen? Tatsächlich sollte dies die Ausnahme bleiben. Entscheidend ist beim Stoffwechsel von Kohlenhydraten der glykämische Index. Per Definition gibt dieser Wert die blutzuckererhöhende Wirkung eines kohlehydrathaltigen Lebensmittels im direkten Vergleich zur gleichen Menge Glucose an.
Dies veranschaulicht bereits, dass Glucose das Maß aller Dinge ist, wenn es um schnelle Energie geht: Traubenzucker wird vom Darm aufgenommen und ins Blut weitergeleitet – und zwar ohne Umwege und damit blitzschnell. Andere Lebensmittel müssen hingegen erst verdaut und die Stärkeketten aufgebrochen sowie die Zuckeranteile absorbiert werden. Je langsamer dies geschieht, desto niedriger der glykämische Index und desto langsamer der Anstieg des Blutzuckerspiegels. Bestimmte Hülsenfrüchte haben einen so niedrigen Wert, dass sie den Blutzucker auf Dauer sogar senken können.
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Ganz anders sieht es beim reinen Traubenzucker aus, der den Blutzuckerwert in die Höhe schnellen lässt, was den sofortigen Schub an Energie und Konzentrationsfähigkeit erklärt – ebenso rasch sackt der Blutzuckerspiegel im Anschluss jedoch wieder ab. Dies sorgt nicht nur für ein baldiges und unweigerliches Energietief, sondern schadet auf Dauer der Gesundheit.
Denn abgebaut wird Glucose durch Insulin, das den lebenswichtigen Zucker zu den Organen transportiert. Das ewige Auf und Ab des Blutzuckers stört jedoch die Vorgänge der Insulinwirkung. Die langfristige Folge kann zunächst eine Insulinresistenz sein, bei der die Körperzellen kaum noch auf Insulin reagieren – und im schlimmsten Fall letztlich Diabetes.
Ebenso rapide lässt Traubenzucker indes den Blutdruck ansteigen, was das Herz-Kreislauf-System belastet. Auch Menschen mit Bluthochdruck sollten lieber die Finger von den kleinen, weißen Täfelchen oder Traubenzucker-Pulver lassen.
Wann ist Traubenzucker erlaubt?
Und schon macht das Urteil des Europäischen Gerichtshofs gleich mehr Sinn. Denn obwohl Traubenzucker an sich nicht nur gesund, sondern lebenswichtig ist, gilt der Genuss von purem Traubenzucker als ungesund.
Eine Ausnahme bilden hierbei tatsächlich Diabetiker. Denn sie sind besonders gefährdet, in lebensgefährliche Unterzuckerung zu geraten. Sie müssen ihren Blutzucker dann umgehend in die Höhe treiben, wofür Traubenzucker am besten geeignet ist.
In Ausnahmefällen für einen sofortigen Energiekick auf Traubenzucker zurückzugreifen, macht freilich nicht sofort krank. Man sollte sich jedoch des unweigerlichen Energietiefs und der Folgen langfristigen Genusses bewusst sein.
Wer einen gesunden, schnellen Energiekick braucht, sollte lieber zu Früchten wie Beeren oder Bananen greifen oder ein paar Nüsse knabbern.
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