Bitumenschweißbahn verlegen: Das müssen Sie wissen

Bitumenschweißbahnen sorgen für eine vollständige Abdichtung des Dachs.
vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen

Egal ob Flachdach oder Dachterrasse: Wer Flächen abdichten oder isolieren will, greift am besten zu Bitumenschweißbahnen. Wir erklären Ihnen, welche Unterschiede es gibt, mit welchen Kosten Sie kalkulieren müssen und wie Sie die Bahnen selbst verlegen beziehungsweise kleben. Achtung: Es wird heiß!

Das Wichtigste in Kürze

  • Bitumenschweißbahnen eignen sich hervorragend zur Abdichtung und Isolierung von Flachdächern, bestehen aus einem mit Bitumen beschichteten Trägermaterial und sind in verschiedenen Qualitäten verfügbar.

  • Das Verlegen dieser Bahnen erfolgt durch Erhitzen, um eine dichte, klebrige Schicht zu schaffen, was eine dauerhafte und robuste Dachabdichtung gewährleistet.

  • Bitumenschweißbahnen isolieren zusätzlich das Dach und können auf diverse Untergründe wie Estrich oder Beton appliziert werden, wobei eine Untergrundvorbereitung nötig sein kann.

  • Die Kosten für Bitumenschweißbahnen liegen zwischen 3,50 und 6,50 Euro pro Quadratmeter, abhängig von Material und Fläche, wobei eine professionelle Beratung beim Kauf ratsam ist.

Was ist eine Bitumenschweißbahn?

Zum Abdichten ein beliebtes Material: Die Bitumenschweißbahn. Doch worum handelt es sich überhaupt bei dem allgegenwärtigen Baustoff? Eine Bitumenschweißbahn ist ein Baumaterial zur Bauwerksabdichtung. Das Trägermaterial, meist Glas- oder Kunststoffvlies, ist beidseitig mit Bitumen beschichtet. 

Bitumenschweißbahnen sorgen dafür, dass die Oberfläche, also das Dach oder Ähnliches, vollständig abgedichtet wird. Das ist wichtig, weil vor allem beim Flachdach: Konstruktion, Vorteile und Kosten Regenwasser oder andere Niederschläge schlechter ablaufen. Damit das Dach trotzdem dicht ist, braucht es eine Schutzschicht. 

Bitumenschweißbahnen werden im Baumarkt als Rolle verkauft und können selbst verlegt werden. Je nach Material unterscheiden sich die Bahnen aber grundlegend voneinander.

Bitumenschweißbahn: Das Material

Bitumen (lat. „Erdpech“) ist ein natürlich vorkommendes Material (Naturbitumen), das aber auch durch Vakuumdestillation aus Erdöl gewonnen werden kann. Die teerartige Masse besteht aus verschiedenen organischen Stoffen und wird zur Abdichtung und Isolierung verwendet. Das Verhalten des Materials ist stark von der Umgebungstemperatur abhängig. Ein Grund, wieso Bitumenschweißbahnen beim Verlegen erhitzt werden. So wird das Elasto-Viskose-Material klebrig und abdichtend, verflüchtig sich aber auch bei starker Hitze nicht. Löslich ist Bitumen nur in unpolaren Lösungsmitteln, wie zum Beispiel Toluol. 

Zwar ist das Verlegen der Bitumenschweißbahn auf dem Dach aufwendiger als bei einer normalen Bitumenbahn, also Dachpappe, jedoch ist das Material deutlich günstiger in der Anschaffung.

Bitumenschweißbahn: Dafür wird sie gebraucht

Flachdächer haben meist nur eine Lebenszeit von ein paar Jahrzehnten. Danach müssen sie saniert werden, denn sie lassen Wasser aus Niederschlägen schlechter ablaufen – und damit entstehen in den Wohnungen unter dem Dach oftmals Wasserschäden. Die abdichtenden Bahnen aus Bitumen werden also dringend gebraucht, um Flachdächer oder Dachterrassen abzudichten. Damit das auf der relativ flachen Ebene schlecht ablaufende Wasser nicht den Grund beschädigt, muss dieser abgedichtet werden. Dazu dienen eben diese Dichtungsbahnen aus Bitumen. Die stofflichen Eigenschaften des Materials machen Bitumen perfekt für die Bauwerksabdichtung. Dank seiner abdichtenden Qualität schützt Bitumen Gebäudeteile wie beispielsweise ein Dach ideal. Außerdem dienen die Bahnen auch zur Dämmung des Dachs.

Welche Unterschiede gibt es bei Bitumenschweißbahnen?

Zum einen muss bei der Dachabdichtung zwischen Bitumenbahnen und Bitumenschweißbahnen unterschieden werden. Bitumenbahnen sind günstiger im Preis und werden „kalt“ verlegt. Das heißt, sie werden lediglich mit Nägeln auf dem Dach angebracht oder sind selbstklebend. Bei Bitumenschweißbahnen hingegen ist das Material zwar günstiger, das Verlegen dauert aber um einiges länger und sollte nur unter fachkundiger Aufsicht durchgeführt werden.

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Bitumenschweißbahnen gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen und Qualitäten. In der Regel werden hauptsächlich Polymerbitumenbahnen und Elastomerbitumenbahnen angeboten. Klingt erst mal kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Polymerbitumenbahnen sind Bitumenbahnen, denen dem Baustoff Bitumen Kunststoffe zugesetzt wurden. Bei Elastomerbitumenbahnen wurde dem Material elastische Stoffe beigemischt, sodass diese elastischer sind.

Neben diesen beiden Hauptbaustoffen gibt es noch unzählige weitere Misch- und Sonderformen von Bitumenbahnen. Diese unterscheiden sich nicht nur in der Zusammensetzung der Baustoffe, sondern auch in der Auswahl der Trägerstoffe. Hier kommen meist Glas- oder Polyestervlies zum Einsatz. Jede dieser Sonderformen hat ihre eigene, bestimmte technische Eigenschaft und damit auch einen anderen Einsatzbereich. Das macht Bitumen zu einem unfassbar vielseitigen Baustoff.

Schiefer schützt Bitumen

Damit das Ergebnis absolut wasserdicht ist, werden Bitumenbahnen meist überlappend angebracht und in zwei Schichten verlegt. Wer sich ein Flachdach schon mal genauer angeschaut hat, wird bemerkt haben, dass es meist leicht grün oder grau schimmert. Das liegt daran, dass die oberste Bahn meist geschiefert ist. Denn: Schiefer schützt die Bitumenbahnen vor UV-Strahlung. Da Bitumenbahnen abhängig von der Temperatur sind, reagieren sie auch auf Sonnenlicht sehr empfindlich. Was neben einer Schieferbeschichtung außerdem hilft, ist das Auftragen von Kies. Das lässt das Sonnenlicht und damit auch die UV-Strahlung nicht durch und wirkt als natürliches Schutzschild für die Bitumenbahnen. 

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Eigenschaften und Einsatzbereiche reichen die Preise von Bitumenschweißbahnen auch von günstig bis durchaus sehr teuer.

Polymerbitumenbahnen und Elastomerbitumenbahnen sind die am häufigsten angebotenen Bitumenschweißbahnen. 
sergioboccardo / iStock

So teuer ist die Bitumenschweißbahn

Die Kosten von Bitumenschweißbahnen sind sehr variabel. Das hängt zum einen von der Zusammensetzung des Materials als auch von der Größe der Fläche, die Sie benötigen, ab. Hierzu kommen Faktoren wie die Dicke der Bahn, Länge und Breite und die Ausführung. Allgemein kann man sagen, dass sich der Preis von Bitumenschweißbahnen auf 3,50 Euro bis zu 6,50 Euro pro Quadratmeter beläuft.

Bitumenschweißbahnen werden als Rollen in verschiedenen Ausführungen, Stärken und Längen im Baumarkt verkauft. Dort finden Sie auch alle notwendigen Werkzeuge und fachkundige Beratung durch die Mitarbeiter. Beim Kauf von Bitumenschweißbahnen gibt es nämlich durchaus einiges zu beachten.

Bitumenschweißbahn verlegen: So klappt es garantiert

Anders als die Dachdichtungsbahn oder die Bitumenbahn (Dachpappe) wird die Bitumenschweißbahn nicht nur lose verlegt oder vernagelt, sondern mit Hitze auf das Dach aufgebracht. Es ist das einzige Dachabdichtungsmaterial, das angeschweißt werden kann. Normale Bitumenbahnen können lose verlegt werden oder sind selbstklebend. Hier spricht man von einer sogenannten „Kaltverlegung“. Die Bahnen werden einfach auf dem Dach festgedrückt. 

Im Gegensatz dazu müssen Bitumenschweißbahnen zunächst erhitzt und dann festgetreten werden. Das Erwärmen erfolgt meist mit einem Flammenwerfer. So funktioniert das Verlegen Schritt für Schritt:

Überschrift der Box Diese Werkzeuge brauchen Sie Text

  • Bitumenschweißbahn (als Rollen)

  • Gasbrenner inklusive Kartusche

  • Besen

  • Hammer

  • Cutter

  • Handschuhe und Mundschutz

Bitumenvoranstrich (falls notwendig zur Vorbereitung des Untergrunds): Noch bevor Sie mit dem Verlegen beginnen, müssen Sie zunächst den Untergrund auf die Bitumenbahn vorbereiten. Er sollte weitestgehend trocken und sauber sein, da die Bahn sonst nicht hält. Eventuell müssen Sie den Untergrund außerdem mit einem Bitumenvoranstrich behandeln. Lassen Sie sich dazu am besten vorab im Baumarkt oder bei einem Fachmann beraten.

Um die Bitumenschweißbahnen zu verlegen, muss der Baustoff zunächst von der Rolle abgerollt werden. Hier sollten Sie vorsichtig und langsam vorgehen. Erhitzen Sie mit Hilfe des Gasbrenners die Rückseite der Bitumenschweißbahn vorsichtig und verkleben die Bahn so Stück für Stück. Dabei sollten Sie darauf achten, dass die Bahn gerade ausgerichtet und verklebt wird. Im Idealfall überlappen sich die Bahnen um circa 8 Zentimeter, damit das Bitumendach absolut dicht ist. Etwaige Fehler können letztendlich nur mit einer weiteren Bahn korrigiert werden.

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Abgerollt werden kann die Bahn mit Hilfe eines Stocks oder eines Besens. Das vermeidet ständiges Bücken und den Einsatz der Hände direkt auf der Bahn. Durch das Laufen auf der ausgerollten Bahn wird die Bitumenschweißbahn direkt auf dem Dach festgedrückt und fixiert. Aber: Nicht zu schnell laufen! Das Bitumen muss erst etwas antrocknen, damit es auch hält. Nach dem Verlegen muss das Material dann vollständig kalt werden und aushärten beziehungsweise fest werden.

Das Erhitzen der Rückseite bedarf einiges an Fingerspitzengefühl. Denn: Die Bahnen müssen gleichmäßig erwärmt werden, das Material zählflüssig werden und sich dick und zäh vor der auszurollenden Bahn erheben. Bei einer zu niedrigen Temperatur klebt das Material nicht richtig, bei einer zu hohen Temperatur wiederum verklebt sich die Rolle in sich. Wer sich an dieser Stelle nicht sicher ist, sollte lieber einen professionellen Dachdecker zur Hilfe nehmen. Dieser hat ein gutes Gespür dafür, wie heiß der Gasbrenner sein muss und bezieht auch die Außentemperatur mit ein. Diese spielt nämlich eine große Rolle beim Tempo des Verklebens.

Ist das Verlegen von Bitumenschweißbahnen gefährlich?

Das Verlegen von Bitumenschweißbahnen ist mitunter sicher kein einfaches Unterfangen. Vor allem schon deshalb, weil offenes Feuer im Spiel ist. Viele Hobby-Handwerker unterschätzen die Kraft des Feuers und die leichte Entzündbarkeit von Dämmmaterial. Bei unvorsichtigem Vorgehen besteht außerdem die Gefahr eines Schwelbrands auf dem Dach. Ein Risiko, das Sie in jedem Fall vermeiden sollten. Falls Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie tatsächlich lieber einen Fachmann ans Werk lassen. 

Die gute Nachricht ist jedoch, dass Bitumen auch unter Einfluss von Hitze nicht flüchtig ist und damit auch keine giftigen Dämpfe abgibt. Nichtsdestotrotz sollten Sie beim Verlegen der Bahnen einen Mundschutz und Handschuhe tragen.

Das Verlegen von Schweißbahnen macht das Dach beständiger gegen sämtliche Witterungsverhältnisse.
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Bitumenschweißbahnen:

Wer seine Bitumenschweißbahn erfolgreich verlegt hat, kann sich dann über die Gestaltung des Flachdachs Gedanken machen. Von kleineren Pflanzen bis hin zu Feuchtbiotopen ist auf einem mit Bitumen isolierten Dach alles möglich. 

Wenn Sie die Bepflanzung Ihres Dachs planen, müssen Sie ein paar Aspekte beachten. Zunächst müssen Sie sich darüber informieren, ob Ihr Dach statisch geprüft ist und der Dachaufbau bauphysikalisch intakt ist. Sprich: Das Dach muss die Begrünung zum einen tragen und aushalten können.

Zum anderen muss das Dach eine Dampfsperre und eine wurzelfeste Dachabdichtung haben. Dank der Bitumenbahnen ist Ihr Dach aber auf jeden Fall wurzeldicht. Eine Dampfsperre sorgt dafür, dass das Dach vor Feuchtigkeit von außen geschützt wird.

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Wenn Sie einen wurzelfesten, belastbaren Untergrund für Ihre Begrünung wollen, sollten Sie in jedem Fall zwei Bitumenbahnen verlegen.  Auf die Bitumenschicht sollte dann zunächst eine Schutz- und eine Filterschicht kommen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das System der Begrünung auch funktionsfähig ist. Als Vegetationsschicht bietet sich dann ein Substrat aus Lava oder diversem Schiefer an.

Ein Vorteil der Begrünung der Bitumenbahnen ist, dass das Dach durch die Pflanzen zusätzlich vor der Witterung geschützt wird. Vor allem bei Schnee, Hagel oder starkem Regen bewähren sich begrünte Dächer. Die Dachabdichtung, also die Bitumenbahnen, werden durch die mehrschichtige Substratkonstruktion sicher geschützt. Damit vermeiden Sie eine aufwendige Sanierung und sparen Materialkosten.