Bizarres "Anti-Minirock-Gesetz" in Uganda aufgehoben
Führt das Tragen eines Minirocks zum Verfall der Gesellschaft? Im ostafrikanischen Staat Uganda ging man die letzten sieben Jahre offenbar davon aus. Nun wurde das umstrittene "Anti-Minirock-Gesetz" vom Verfassungsgericht für unrechtmäßig erklärt.
Die Gesellschaft nehme keinen Schaden davon, wenn Frauen "unanständige“ Kleidung wie Miniröcke auf der Straße tragen, begründete das ugandische Verfassungsgericht seine Entscheidung, das Gesetz zu kippen. Mehrere Frauenrechtsorganisationen hatten eine Petition beim Verfassungsgericht eingereicht und forderten die Regierung auf, das Gesetz zu überarbeiten.
Sind Miniröcke pornografisch?
Die Verfassung des konservativ geprägten Staates garantiert eigentlich beiden Geschlechtern gleiche Rechte. 2014 führte die Regierung von Uganda jedoch ein Gesetz ein, welches das Tragen bestimmter Kleidungsstücke unter Strafe stellte. Miniröcke, kurze Hosen und Kleider würden sexuelle Erregung hervorrufen, lautete die Begründung. Offiziell sollte das Gesetz die Verbreitung von Pornografie verbieten, und so zum Schutz von Frauen und Kindern beitragen. Erreicht wurde jedoch das Gegenteil: Nachdem das Gesetz verabschiedet wurde, wurden Frauen auf der Straße angegriffen oder belästigt, weil sie bestimmte, "unanständige" Kleidungsstücke trugen.
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Eingriff in die Kunstfreiheit
Nach dem Gesetz können auch Liedtexte und Musikvideos als pornografisch eingestuft werden, so dass den Künstlern Gefängnisstrafen drohen. Im Jahr 2015 wurde die Musikerin Jemimah Kansiime - auch bekannt als Panadol Wa'basajja (Medizin für Männer) - als erste Person nach diesem Gesetz strafrechtlich verfolgt. Ihr drohten bis zu 10 Jahre Gefängnis für ein Lied, das sich euphemistisch auf die sexuellen Fähigkeiten von Männern bezog. 2018 wurde ein weibliches Model verhaftet, nachdem Nacktfotos von ihr an die Öffentlichkeit gelangt waren.
Ob die Regierung von Uganda das Gesetz abschafft oder ändert, bleibt abzuwarten. Bislang hat sie sich nicht zum Urteil des Verfassungsgerichtes geäußert.
Debatte über Kleiderordnung auch in Deutschland
Auch in Deutschland wird seit vielen Jahren darüber diskutiert, ob gewisse Kleidungsstücke in Schulen verboten werden sollten, weil sie unangemessen seien und vom Lernen ablenken. 2015 etwa hatte die Schulleiterin einer Realschule im schwäbischen Horb in einem Elternbrief ankündigt, dass das Tragen von Hot Pants und bauchfreien Oberteilen im Unterricht künftig geahndet werde. Schülerinnen und Schüler sollten dann zwangsweise lange T-Shirts überziehen. Der Vorfall löste eine bundesweite Debatte über Kleiderordnung und Sexismus aus. Denn eines fällt im Vergleich mit Uganda ganz deutlich auf: Von unangemessener Kleidung ist in der Regel nur in Bezug auf weiblich geprägte Kleidung die Rede.
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