"Business-Class-Light": So steigern Fluggesellschaften den Umsatz und wecken die Nachfrage nach Luxusplätzen
Das Economy-Erlebnis kommt in die Business-Class. In den letzten Jahren haben internationale Fluggesellschaften wie Air France, KLM, Emirates, Finnair und Qatar Airways vergünstigte "Business Light"-Tickets eingeführt.
Diese Tarife können variieren, beinhalten aber in der Regel keine traditionellen Business-Class-Annehmlichkeiten wie Lounge-Zugang oder eine erweiterte Sitzplatzauswahl. Nun könnte Delta Air Lines, ein enger Partner von Air France und KLM, der erste sein, der dieses Angebot in den USA einführt.
Die Delta-Führungskräfte haben dies in ihren jüngsten Gewinnmitteilungen angedeutet. Auf die Frage nach der "Entflechtung" der vorderen Kabine im Juli sagte Delta-Präsident Glen Hauenstein, dass die Fluggesellschaft noch nichts sagen könne, dass aber der Investorentag im November "sehr aufregend sein dürfte".
Die Nachfrage nach Premium-Angeboten ist groß
In der Telefonkonferenz am Donnerstag warben die Führungskräfte weiterhin für die Ankündigung von Premium-Produkten im November. Ein Delta-Sprecher lehnte es ab, weitere Details zu nennen.
Im dritten Quartal erwirtschafteten Deltas Premium-Angebote, zu denen die Business-Class von Delta One, die First Class für Inlandsflüge und die Premium Economy gehören, einen Umsatz von 5,3 Milliarden US-Dollar (etwa 4,8 Milliarden Euro). Dabei machen sie nur einen Bruchteil der verkauften Tickets aus. Zum Vergleich: Die Economy brachte 6,3 Milliarden US-Dollar (5,7 Milliarden Euro).
Die Nachfrage nach der internationalen Business-Class und anderen margenstarken Premium-Kabinen im vorderen Teil des Flugzeugs hat sich nur langsam auf das Niveau vor der Pandemie zurückentwickelt. Dennoch, so die Delta-Führungskräfte, übertrifft die Premium-Nachfrage jetzt die der Hauptkabine.
Die Fluggesellschaft geht davon aus, dass sich diese Dynamik bis zum Jahresende und darüber hinaus fortsetzen wird und stellt fest, dass ihr Unternehmensumsatz im dritten Quartal um sieben Prozent gestiegen ist.
Für Fluggesellschaften kann die Business-Light-Strategie dazu beitragen, die Nachfrage weiter anzukurbeln, um die vorderen Plätze der Flugzeuge zu füllen und zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Für die Kunden kann es eine relativ kostengünstige Möglichkeit sein, Zugang zu den Luxussitzen zu erhalten.
"Delta kann die Business-Class entbündeln und dann die zuvor inbegriffenen Privilegien gegen eine Gebühr weiterverkaufen", sagte Branchenanalyst Henry Harteveldt Business Insider am Donnerstag. "Ich rechne es Delta hoch an, dass sie nach neuen Wegen suchen, um einen Mehrwert für ihre Kunden zu finden."
"Business Light" ist außerhalb der USA beliebt
Der entbündelte "Business Class Bite"-Tarif von Qatar Airways erfordert eine zusätzliche Zahlung für den Lounge-Zugang. Wer mit einem Business-Light-Ticket von Finnair reist, muss außerdem für aufgegebenes Gepäck extra bezahlen.
Der "Business Special"-Tarif von Emirates beinhaltet keine zusätzlichen Annehmlichkeiten wie Abholung durch einen Chauffeur, Lounge-Zugang, freie Sitzplatzwahl und Upgrades in die erste Klasse. Für diese Annehmlichkeiten müssen die Passagiere den teureren "Business Saver"-Tarif kaufen.
Angesichts der Rentabilität von Premium-Kabinen wie der Business-Class sind die Fluggesellschaften bestrebt, sowohl aus dem Sitzplatz als auch aus den Zusatzleistungen den größtmöglichen Gewinn herauszuholen.
Wie sich das letztlich auf die Verbraucher auswirkt, bleibt jedoch unklar. Wie in der Economy-Class bedeutet ein entbündelter Tarif, dass Verbraucher, die garantierte Sitzplätze oder andere Zusatzleistungen wünschen, wahrscheinlich mehr dafür bezahlen müssen.
"In gewisser Weise ist es wie eine Versicherung", sagte Harteveldt. "Wenn ihr die Gewissheit haben wollt, dass ihr einen bestimmten Sitzplatz habt, dann werdet ihr dafür bezahlen, vorausgesetzt, der Preis stimmt."
Harteveldt schätzt, dass die Preise für das neue entbündelte Ticket in der Praxis ähnlich hoch sein werden wie die derzeitigen Business-Class-Preise. Der Preis für einen vollwertigen Business-Sitz werde stetig steigen.
Andererseits sagte Harteveldt, dass die neue Strategie für Firmenkunden von Vorteil sein könnte. Sie könnten sicherstellen, dass Geschäftsreisende im Flugzeug eine gute Erholung und Verpflegung erhalten, auch wenn sie keinen Zugang zur Lounge haben oder nicht zuerst an Bord gehen können.
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