Chemsex: Warum der Trend so gefährlich ist

Aus Großbritannien und den USA kommt ein Trend zu uns, der gefährlich unterschätzt wird: Sex auf Drogen, kurz Chemsex genannt.

Close up of the legs of a couple on the bed.
Beim Sex sollte die Chemie stimmen. Zu wörtlich darf man das aber auch nicht nehmen. (Symbolbild: Getty Images)

Guter Sex kennt viele Definitionen. Doch bei einer Sache sind sich die meisten Paare einig: Die Chemie muss stimmen, wenn es im Bett heiß hergehen soll. Beim Chemsex wird das ein bisschen zu wörtlich genommen. Der Name lässt es schon erahnen. Die Beteiligten pushen sich beim Sex mit so viel Chemie wie möglich. Aufputschpillen sind da noch die harmlosesten.

Sex-Marathon im extremen Rausch

Auf sogenannten Chemsex-Partys wird der Rausch ins Extreme getrieben. Mit Stimulanzien bringen sich die Teilnehmer an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit und haben stunden-, manchmal sogar tagelangen Sex mit verschiedenen Partnern. Beliebt sind vor allem Crystal Meth sowie die Stoffe Mephedron, GHB (Gammahydroxybuttersäure) und GBL (Gamma-Butyrolacton). Letztere kennt man vor allem als K.o.-Tropfen und “Vergewaltigungsdrogen“, die alle Hemmungen ausschalten und euphorisierend wirken sollen.

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Neben der körperlichen und psychischen Abhängigkeit, warnen Mediziner auch vor anderen gesundheitlichen Risiken. Die Gefahr, sich beim Chemsex eine Geschlechtskrankheit einzufangen, ist enorm hoch. Denn Safer Sex mit Kondomen kommt im chemisch benebelten Kopf meist nicht mehr an. Als in London die Chemsex-Partys unter Homosexuellen zum Trend wurden, stiegt die Rate der HIV-Neuinfektionen sprunghaft an.

Von Erschöpfung bis zum Herzinfarkt

Im Rausch des chemischen Sex-Marathons werden auch die Signale des Körpers nicht mehr wahrgenommen. Es drohen chronische Erschöpfung, Schwächeanfälle und Dehydration. Im schlimmsten Fall sogar ein Herzinfarkt. Besonders dramatisch ist auch, dass Teilnehmer solcher Partys die Drogen oft kombinieren, um durchzuhalten.

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Prof. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft für sexuell übertragbare Infektionen sagte gegenüber der “Deutschen Apotheker Zeitung”: “Am Ende hat jemand dann sechs bis acht verschiedene Substanzen im Blut. Immer wieder kommt es so auch zu Todesfällen.‟ Rund 15 Prozent seiner Patienten hätten schon Erfahrung mit Chemsex gehabt. Die Teilnehmer seien auf den ersten Blick nicht die typischen Drogenkonsumenten, so Brockmeyer weiter zur DAZ. Viel mehr wären diese Leute gut gestellte Akademiker, meistens zwischen 40 und 60 Jahren. “Sie sehen sich auch nicht als Drogenabhängige – es geht ja scheinbar nur um ein wenig Spaß.‟

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