Darum solltest du deine Ohren nie mit Wattestäbchen reinigen

Ohrenschmalz gilt als wenig appetitlich bis eklig, weshalb der Griff zum Wattestäbchen bei vielen Menschen zur morgendlichen Routine gehört. Warum das ein Fehler ist und wie man seine Ohren stattdessen reinigen sollte, erklärt der HNO-Arzt Dr. Michael Deeg im Interview mit Yahoo Style.

Wattestäbchen sind lediglich für die Reinigung der Ohrmuschel geeignet, sollten aber nie in den Gehörgang eingeführt werden. (Bild: Getty Images)
Wattestäbchen sind lediglich für die Reinigung der Ohrmuschel geeignet, sollten aber nie in den Gehörgang eingeführt werden. (Bild: Getty Images)

Ohrenschmalz ist in zweifacher Hinsicht nützlich: Er hat eine Schutzfunktion für den Gehörgang, den er fettet und damit dafür sorgt, dass die Haut nicht zu trocken wird und zu jucken anfängt. Und er hat eine Transportfunktion, die Dr. Michael Deeg, Facharzt und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., gegenüber Yahoo Style so erklärt: "Alles, was in den Gehörgang hineinkommt, wandert über diese Fettsubstanz mit der Epithelwanderung nach außen, wodurch sich der Gehörgang von alleine reinigt."

Im Normalfall müssen Ohren also nicht extra gereinigt werden. Wer dennoch nicht ganz darauf verzichten mag, kann zum Beispiel zum Kosmetiktuch greifen, damit die Ohrmuschel säubern und höchstens noch die Spitze des Tuchs in den Gehörgang einführen. "Aber tiefer darf man nicht hinein und vor allem nicht mit dafür ungeeignetem Instrumentarium", warnt Dr. Deeg.

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Wattestäbchen sind zum Ohrenputzen ungeeignet und sogar gefährlich

Der Klassiker unter dem, was der Facharzt als "ungeeignetes Instrumentarium" bezeichnet, sind Wattestäbchen, die viele Menschen in ihrer morgendlichen Beauty-Routine verwenden und die mehrere Probleme verursachen können. Das harmloseste ist noch ein Jucken im Ohr, weil der Gehörgang ohne das schützende Fett des Ohrenschmalzes austrocknet. "Oft gibt es Patienten, die an einem Juckreiz leiden und eine Salbe brauchen", sagt Dr. Deeg.

Übermäßig viel Ohrenschmalz kann zu einem Pfropfen werden

Daneben gibt es auch Menschen, die aufgrund der Nutzung von Wattestäbchen hingegen übermäßig viel Ohrenschmalz produzieren und irgendwann einen Pfropfen im Ohr haben, der den Gehörgang verschließt. Einen solchen Pfropfen kann man manchmal spüren, merken, dass man auf einmal schlechter hört, dass die Ohren morgens zu sind oder nach dem Sprung ins Schwimmbad oder den See das Wasser lange oder gar nicht mehr abfließt.

Vor allem nach dem Baden und Tauchen merken viele Menschen, dass sie Probleme mit den Ohren haben. (Bild: Getty Images)
Vor allem nach dem Baden und Tauchen merken viele Menschen, dass sie Probleme mit den Ohren haben. (Bild: Getty Images)

Pfropfen müssen von einem Arzt entfernt werden

Einen solchen Pfropfen sollte man immer vom HNO-Arzt entfernen lassen und das niemals selbst versuchen, warnt der Arzt. Denn: "Wattestäbchen sind fast genauso dick wie der Gehörgang, damit schiebt man den Pfropfen nur in die Tiefe und hört gar nichts mehr." Eine weitere Gefahr: "Wenn man Pech hat und der Ohrenschmalz sehr verhärtet ist, wird er nach innen geschoben, wodurch der Gehörgang oder sogar das Trommelfell verletzt werden können."

Und auch den Worst Case kennt Dr. Deeg aus seiner Praxis: Ein Patient hantiert mit einem Wattestäbchen in seinem Gehörgang herum, plötzlich geht die Badezimmertür auf und das Stäbchen wird in den Gehörgang gerammt. "Wenn man Glück hat ist dann nur der Gehörgang aufgeschürft. Aber es kann auch passieren, dass das Trommelfell verletzt ist. Das ist dann natürlich sehr viel schlimmer."

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Auch Apotheken bieten gefährliche Utensilien an

Tatsächlich versuchen manche Menschen auch, Pfropfen in den Ohren mit anderen Dingen wie Büroklammern oder Haarnadeln zu entfernen und landen dann ebenfalls bei Dr. Deeg, der bemängelt, dass auch Apotheken Utensilien wie Ösen und Häkchen zur eigenständigen Reinigung der Ohren anbieten. "Das ist alles furchtbar, das sollte es nicht geben. Damit passieren dauernd irgendwelche Verletzungen."

Wasser im Ohr kann unterschiedliche Ursachen haben

Wer im Sommer nach dem Baden bemerkt, dass die Ohren zu sind, hat vielleicht eines von zwei Problemen: Einen schmalen Gehörgang, aus dem das Wasser irgendwann aber von selbst abfließt oder dadurch herausgeschleudert werden kann, dass man auf einem Bein hüpft und den Kopf schräg hält. Oder tatsächlich einen Pfropfen, der durch das Wasser aufgequollen ist und von einem Arzt entfernt werden sollte.

Die einfachste Methode, die zum Einsatz kommt, wenn das Ohr nur verklebt ist, ist übrigens Ausspülen. Ist der Pfropfen verhärtet, stehen dem Fachmann aber eine ganze Reihe an verschiedenen Instrumenten zur Verfügung. "Wir arbeiten mit einem Untersuchungsmikroskop, mit dem man alles gut sehen und sicher entfernen kann."

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