Demenzrisiko: Diese Faktoren sind ausschlaggebend

Demenz kann viele verschiedene Ursachen haben. Forscher in den Niederlanden haben nun im Kampf gegen Demenz mögliche Risikofaktoren identifiziert – welche das sind, erfahren Sie hier.

Eine Studie aus dem Jahr 2023, erschienen in der Fachzeitschrift Jama Neurology, hat mehrere Risikofaktoren identifiziert, welche die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Demenz vor dem 65. Lebensjahr erhöhen könnten. Manche dieser Risikofaktoren waren beeinflussbar, andere hingegen nicht.

So lief die Studie ab

Durchgeführt wurde die Studie von einem Forscherteam um Dr. Stevie Hendriks von der Universität Maastricht. Sie werteten die Daten von über 350.000 Teilnehmern der UK-Biobank-Studie aus. Dabei handelte es sich um eine mehrjährige Kohortenstudie, bei der die Probanden medizinisch untersucht und zu ihrem Lebensstil befragt . Zudem stellten sie noch biologische Proben zur Verfügung und führten Touchscreen-Befragungen durch. Im Anschluss fand noch eine jahrelange Nachbeobachtung statt. Innerhalb des Beobachtungszeitraum von durchschnittlich neun Jahren entwickelten 485 Personen eine Demenz vor dem 65. Lebensjahr.

Anhand der umfassenden Daten dieser groß angelegten Studie führte das Team um Hendriks eine statistische Analyse aus. Darin untersuchten die Forscher den möglichen Zusammenhang von 39 Faktoren mit dem Auftreten von Demenz vor dem 65. Lebensjahr. Manche überlappten aber auch bei der späteren Form. Diese waren die stärksten Risikofaktoren:

  • Alkoholmissbrauch

  • Niedrigerer sozioökonomischer Status

  • Soziale Isolation

  • Träger von zwei Kopien des apoE4-Gens

  • Vitamin D-Mangel

  • geringe Handkraft als Zeichen für Gebrechlichkeit

  • Schwerhörigkeit (frühe Form)

  • Diabetes (vor allem bei Männern)

  • Niedriger Blutdruck (frühe Form)

  • Depressionen

  • Schlaganfall

  • Herzkrankheiten

  • Erhöhte Entzündungswerte (frühe Form)

"Die meisten dieser Risikofaktoren sind potenziell modifizierbar und überlappen mit bekannten Risiko- und Schutzfaktoren für die späte Demenz", so jedenfalls die Studie. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Verminderung dieser Risikofaktoren in der Lebensmitte das Potenzial hat, Demenzerkrankungen auch in der früheren Lebensphase effektiv zu verhindern", äußert sich die Studienleiterin Hendriks.

Die analytische Studie besitzt aber auch ihre Schwächen. Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die keine Kausalität für sich beansprucht.

Unterschiede in Arten der Demenz

Die Studie fokussierte sich hauptsächlich auf Demenz, welche vor dem 65. Lebensjahr einsetzt. Bei der Demenz im höheren Alter spielen laut Hendriks Lebensstilfaktoren eine größere Rolle als bei der frühen Form. "Möglicherweise haben sie in jüngeren Jahren noch nicht so lange auf den Körper einwirken können. Trotzdem fanden wir Assoziationen mit Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, die wiederum stark von der Lebensführung beeinflusst werden."

Erst jüngst warb die neue Präsidentin der DGN (Deutsche Gesellschaft für Neurologie), Prof Dr. Daniela Berg für eine personalisierte Prävention von neurologischen Krankheiten. Die Zahl neurologischer Erkrankungen steigt, doch die medizinische Versorgung stößt überall an ihre Grenzen. "Neurologische Erkrankungen nehmen weltweit zu, gleichzeitig haben sie aber ein enormes Präventionspotenzial, beispielsweise könnten global bis zu 45 % aller Demenz-Erkrankungen durch das Vermeiden von Risikofaktoren verhindert werden. Hier müssen wir als Fach einen Schwerpunkt legen und im Schulterschluss mit Politik und Kostenträgern die Bevölkerung adressieren." Statt Prävention setzen wir eher auf Behandlung, wenn die Beschwerden sich bereits äußern.


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