Die Kampagne "Better Birth Control" setzt sich für bessere und gerechtere Verhütung ein
Das Thema Verhütung ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst, und im Jahr 2021 haben wir dazu hochentwickelte, vielseitige Möglichkeiten - diesen Anschein hat es zumindest. Tatsächlich sind die Verhütungsmethoden nach wie vor mit einseitiger Handhabung, teils hohen Kosten oder Eingriffen in den Körper verbunden. Genau das will eine neue Kampagne nun ändern.
“Better Birth Control” nennt sich die Kampagne, die 2020 von den Studentinnen Jana Pfenning und Rita Maglio ins Leben gerufen wurde und seitdem schon viele prominente Unterstützer*innen wie SPD-Politikerin Katarina Barley versammeln konnte.
Zu den Hauptzielen gehören bessere Aufklärung, mehr Forschung an Verhütungsmitteln, um Nebenwirkungen zu reduzieren, eine Kostenübernahme von den Krankenkassen und Gleichberechtigung beim Thema Verhütung.
Denn, wie die Website von Better Birth Control erklärt, ist Schwangerschaftsverhütung nach wie vor in erster Linie Frauensache. Der Großteil der zur Verfügung stehenden Methoden sind von Frauen anzuwenden und greifen - von der Pille übers Hormonstäbchen bis hin zum Hormonpflaster - in den meisten Fällen in den Hormonhaushalt ein, was nicht alle Menschen gut vertragen.
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Von den hormonfreien Alternativen haben zudem fast alle - mit Ausnahme der Kupferspirale - einen eher hohen Pearl-Index, was bedeutet, dass sie nicht so sicher sind wie die anderen Methoden.
Selbst, wenn sie wollten: Männer haben kaum Alternativen
Männern hingegen steht abgesehen vom Kondom nur ein weiteres Verhütungsmittel zur Verfügung: die Vasektomie. Dies ist ein operativer Eingriff, der außerdem nicht viel Flexibilität bei der Familienplanung zulässt. Denn zwar lässt sich diese Art der Sterilisation zwar in den meisten Fällen wieder rückgängig machen, dies wäre jedoch mit einem weiteren invasivem Eingriff verbunden.
Einer von “Better Birth Control” zitierten internationalen Studie aus dem Jahr 2005 zufolge wären jedoch 61 Prozent der Männer bereit, mehr Verantwortung bei der Verhütung zu übernehmen - diese Interessen würden jedoch nicht berücksichtigt. Da hier oft also nur das ungeliebte Kondom bleibt, bleiben Organisation, Nebenwirkungen und auch Kosten oft an der Frau hängen.
Die Kampagne richtet sich direkt an die Regierung
Im Interesse aller Geschlechter ruft die Kampagne also dazu auf, die Kosten für Verhütungsmittel von den Krankenkassen tragen zu lassen, den Markt um weitere Produkte zu erweitern, Forschung und Aufklärung zu fördern und das Thema Verhütung zum Teil von Gleichberechtigungsstrategien werden zu lassen.
Mit ihren Anliegen will die Kampagne sich direkt an die Regierung wenden. Hierzu wurde eine Online-Petition gestartet, die dem Gesundheits- sowie dem Familienministerium vorgelegt werden soll. In deren Kommentaren spiegelt sich indes der Wunsch nach Gleichberechtigung wieder - sowohl bei Frauen, die endlich eine geteilte Verantwortung und weniger Kosten wünschen, also auch bei Männern, die gerne Alternativen zum Kondom hätten.
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