Die richtige Regenkleidung finden: Ab wann ist Stoff wirklich wasserdicht?

An eine Regenjacke hat jeder andere Anforderungen. Die einen wollen lediglich verhindern, auf dem Weg in die oder von der Arbeit komplett durchnässt zu werden, andere müssen auch auf mehrtägigen Wanderungen bei jedem Wetter trocken bleiben. Doch woran erkennt man, welches Modell das richtige ist?

Young woman with backpack enjoying rainy weather
Wie trocken hält einen die Regenjacke? Das hängt vor allem von der sogenannten Wassersäule ab (Bild: Getty Images)

Meist kommen hier die Unterschiede zwischen wasserdicht und wasserabweisend ins Spiel. Diese Begriffe hat wohl jeder schon einmal gehört, doch bei der Vielfalt an Stoffen und Modellen gibt das allein noch keinen konkreten Aufschluss, welche Regenkleidung für welchen Zweck geeignet ist. Den gibt vielmehr die sogenannte Wassersäule.

Das besagt die Wassersäule

Diese Norm zeigt an, wie schnell ein Stoff oder eine Membran Wasser durchlässt. Getestet wird das mit Wasserdruck: Die Außenseite des Materials wird unter einen Messzylinder gespannt und Wasser ausgesetzt, angefangen bei Null. Der Zylinder wird dann in regelmäßigem Abstand um jeweils 100 Millimeter nachgefüllt, wodurch der Druck auf den Stoff steigt. Fängt er schließlich an, Flüssigkeit durchzulassen - drei Tropfen müssen es mindestens sein - misst man die Höhe der Wassersäule und hat dadurch den Wert ermittelt.

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Nach EU-Recht darf sich ein Stoff schon ab einer Wassersäule von 800 mm wasserdicht nennen - genauergesagt “wasserdicht nach Klasse 2”. Unabhängig von diesem Bürokraten-Deutsch sollte man sich lieber auf die Zahl selbst konzentrieren: Dieser Wert besagt, dass ein Stoff ab einer Wassersäule von 800 mm undicht werden kann. Wer bei einer Bergwanderung schon einmal in Platzregen geraten ist weiß, dass dieser Wert schnell erreicht werden kann.

A cheerful young adult African American man goes for a hike in the rain in the Pacific Northwest, the raindrops repelling from his raincoat.  Shot in Washington state.
Wer bei jedem Wetter lange mit schwerem Rucksack unterwegs ist, braucht eine höhere Wassersäule als jemand, der nur kurz mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause fährt (Bild: Getty Images)

Faktoren wie starker Wind erhöhen den Druck auf das Material zusätzlich. Auch Sitzen, Knien oder Riemen eines Rucksacks drücken das Wasser zusätzlich durch den Stoff. Zum Vergleich: Eine sitzende Person von 80 Kilo übt, umgerechnet auf die Wassersäule, etwa 5.000 mm Druck aus.

Wann ist Kleidung also wasserdicht?

Bedenkt man, dass es Regenkleidung mit einer Wassersäule von bis zu 30.000 mm gibt, gibt es noch viel Luft nach oben. Die EU-Norm legt bei Kleidung für die Klasse 3, die einen höheren Anspruch an Wasserdichtigkeit hat, eine Wassersäule von 1.300 mm fest. Weitaus strenger ist beispielsweise die Schweiz: Hier gilt Kleidung erst ab 4.000 mm als wasserdicht. Wer nur im Alltag trocken bleiben will, liegt in dieser Bandbreite nicht verkehrt.

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Outdoor-Experten wie die von “Bergfreunde.de” empfehlen für gute Outdoor-Kleidung, mit der man bei jedem Wetter laufen, radfahren oder wandern will, hingegen eine Wassersäule von mindestens 10.000 mm. Trägt man einen schweren Rucksack mit sich herum oder landet beispielsweise beim Skifahren oder Winterwandern schon mal mit dem Hosenboden im Schnee, sollte man den Wert entsprechend hochrechnen.