Die schlimmsten Mode-Trends 2022

Das Modekarussell dreht sich schnell, Trends kommen und gehen. Wer den Fashion-Radar beobachtet wird merken: Gewisse Farben, Muster, Schnitte und Materialien kommen in regelmäßigen Abständen immer wieder in Mode. Für die einen Modesünde, für die anderen absolut cool – was 2022 zu den Fashion-Flops gehörte, erfahrt ihr hier.

LONDON, ENGLAND - SEPTEMBER 1: Sammy Ma and Fiona Kim seen wearing a sporty look by adidas x gucci, outside simone rocha during London Fashion Week September 2022 on September 18, 2022 in London, England. (Photo by Jeremy Moeller/Getty Images)
Bauchfrei, glitzernde Pailetten, auffällige Logos – in diesen Looks vereinen sich gleich mehrere Mode-Trends des Jahres 2022. (Bild: Getty Images)

Das tragen wir nie wieder! Kommt dir dieser Aussrpuch bekannt vor? Schmale, überzupfte Augenbrauen, Schulterpolster, Buffalo-Schuhe – was für die einen zu den vermeintlich schlimmsten Mode-Trends gehört, feiern andere als inspirierende It-Pieces.

Im besten Fall ist Mode subjektiv, und alles ist erlaubt. Tatsächlich kann man sagen, dass die Gesellschaft inzwischen viel offener und die Akzeptanz viel größer ist, sodass die Menschen im Jahr 2022 mehr denn je ihr eigenes Ding gemacht haben.

Dennoch lassen sich einige Modekritiker*innen nicht von allen Trends überzeugen: Eine "Worst-Dressed-Liste" wollen wir getreut dem Credo "you do you" nicht kuratieren, doch diese fünf Mode-Trends dienen durchaus als Barometer unserer Zeit, um zu messen, was im Rahmen der Popkultur funktioniert – und was eher nicht.

Y2K-Ästhetik

An den 2000er-Looks gab es in diesem Jahr kein Vorbeikommen: Glitzernde Tops oder Minikleider à la Paris Hilton, tief sitzende Hosen wie Britney Spears sie populär gemacht hat, Cargo-Pants und XL-Hosen aus Ballonseide oder im Camouflage-Style, Sonnenbrillen mit bunten Gläsern – geht es nach Stil- und Modeexpertin Beverly Osemwenkhae bräuchte es kein Comeback der Y2K-Ästhetik.

(Bild: Getty Images)
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"Es gibt ein paar Dinge, die in den frühen 2000er-Jahren bleiben sollten, wie die Y2K-Ästhetik. Ja, der coole Faktor ist, dass dieser Trend aus der Millennium-Popkultur stammt, aber es ist nichts Schmeichelhaftes daran, sich wie eine görenhafte Puppe zu kleiden, es sei denn, man ist unter 21", sagte sie der "HuffPost".

Bye, bye, Logomania

Große Schriftzüge oder Prints mit den Logos bekannter und vor allem teurer Designermarken sah man auf Kleidung, Schuhen, vor allem aber auf Taschen in diesem Jahr wieder im XL-Format: Fendi, Dior, Versace, Chanel – es wurde buchstäblich zur Schau getragen, was man hat.

(Bild: Getty Images)
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Man könnte nun sagen, dass das Tragen solcher Designerstücke ein Statement setzen soll – und ja, als Erkennungsmerkmal sowie als Statussymbol funktioniert die Logomania hervorragend. Stellt sich nur die Frage, ob der Logo-Trend, der in den 90er-Jahren erstmals Fahrt aufnahm, für die aufgeklärte Generation Z der passende Hype ist?

Kleid über Jeans: Dieser ernste Hintergrund steckte hinter dem Trend der 2000er-Jahre

"Ich wünsche mir wirklich, dass Logos ein Ende haben. Jede Art von Stickerei oder Blockdruck – ich brauche niemanden, der mir signalisiert, wo er etwas gekauft hat", so Karl Charles, Verkäufer im Einzelhandel gegenüber der "New York Times". Und auch Modedesigner Jimmy Alexander plädiert in der Zeitung für "weniger Logos und mehr Individualität".

Low-Rise-Jeans

Grundsätzlich sind Modetrends immer Geschmackssache – die einen lieben sie, die anderen würden sie nie im Leben tragen. Einige Trends allerdings bringen einen negativen Vibe mit sich, sie erfordern ein bestimmtes Körperbild, um – zumindest in den Augen der öffentlichen Meinung – gut auszusehen; diese Trends sind also nicht für die breite Masse gemacht und nicht inklusiv – im Gegenteil: Sie schließen Menschen aus oder, schlimmer noch, veranlassen Menschen dazu, ihren Körper so verändern zu wollen, um sich dem Trend anzupassen.

(Bild: Getty Images)
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Dieses Phänomen ließ sich auch in den 2000er-Jahren schon beobachten, als die Low-Rise-Jeans erstmals auf dem Fashion-Radar erschien: Die sehr tief sitzenden Hosen setzten damals einen ultraflachen Bauch voraus, was viele junge Frauen enorm unter Druck setzte, sich diesem Schönheitsideal anzupassen. Wer sich in einer Low-Rise-Jeans wohlfühlt – go for it! Aber bitte ohne Diät oder Figurzwang.

Plateau-Sandalen

Dieser Fashiontrend feiert nicht zum ersten Mal ein Comeback: Plateauschuhe kommen seit den 1970er-Jahren immer wieder in Mode. In den 1990er-Jahren gab es ein großes Revival, von Mary Janes bis hin zu Turnschuhen – alle Absätze wurden quasi auf ein neues Niveau gehoben.

(Bild: Getty Images)
(Bild: Getty Images)

Für Stil- und Modeexpertin Beverly Osemwenkhae sind die Plateau-Flip-Flops, die 2022 wieder auf der Bildfläche erschienen, wenig geschmackvoll: Gegenüber der "HuffPost" bezeichnete sie den Trend als "ein wenig sperrig und schwer am Fuß".

Brands, die keine Verantwortung übernehmen

Skandale gab es in der Modebranche dieses Jahr einige, die zu – berechtigten – Shirtstorms und heftiger Kritik geführt haben. Wir erinnern uns beispielsweise an die antisemitischen Äußerungen von Kanye West und sein geschmackloses Shirt mit der Aufschrift "White Lives Matter". Wests Kooperationspartner Adidas zögerte lange, für viele zu lange, um dem Eklat Konsequenzen folgen zu lassen.

Für den jüngsten Schockmoment sorgte die skandalöse Werbekampagne des Modehauses Balenciaga: In der Weihnachtskampagne zeigte das französische Luxuslabel Kinder, die unter anderem Teddybären mit Fetisch-/SM-Utensilien im Arm halten. Damit hat Chefdesigner Demna Gvasalia, bekannt für provokante Elemente in seinen Fashionshows und Kollektionen, eine Grenze überschritten – der Vorwurf der Pädophilie und Assoziationen zu Kindesmissbrauch standen im Raum. TikToker reagierten darauf, indem sie filmten, wie sie ihre Balenciaga-Produkte zerstörten:

Kreativdirektor Demna entschuldigte sich für die Kampagne: "Ich möchte mich persönlich für die falsche Wahl des Konzepts der Geschenke-Kampagne mit den Kindern entschuldigen und übernehme die Verantwortung dafür. Es war unangebracht, die Kinder für Objekte werben zu lassen, die nichts mit ihnen zu tun haben. So gern ich manchmal mit meiner Arbeit zum Nachdenken anregen möchte, ich hätte nie die Absicht, dies mit einem so schrecklichen Thema wie Kindesmissbrauch zu tun, den ich verurteile."

Es darf allerdings weiterhin kritisch betrachtet werden, wie es überhaupt soweit kommen konnte, denn bei einem Luxus-Modehaus wie Balenciaga steht fest, dass sicher keine Entscheidung über eine Werbekampagne dieser Größenordnung ohne die Zustimmung der Führungsriege und ohne endgültige Abnahme Gvasalias stattfinden würde.

Stellt man sich also die Frage, ob man die Kunst vom Künstler trennen kann bzw. ob man Brands, die sich jeglicher Verantwortung entziehen, unterstützen sollte, indem man deren Produkte kauft? Hier lautet unsere Antwort ganz klar: Nein!

Was sich übrigens ein Großteil der Fashion-Community für 2023 als Trend wünscht: Dass die Konsument*innen bewusstere Kaufentscheidungen treffen, Vintage- und Second-Hand-Mode mehr Anklang findet und Fair-Fashion der Ressourcen verschwendenden Fast-Fashion den Rang abläuft.

Video: Darum wurde Kanye West auf Twitter gesperrt