Kleid über Jeans: Dieser ernste Hintergrund steckte hinter dem Trend der 2000er Jahre

Erinnert ihr euch noch - womöglich mit einem gewissen Schaudern - an den Trend der frühen 2000er, Kleider über Jeans zu tragen? Der Look war überall, von Schulhöfen bis hin zu Red Carpets. Aus heutiger Sicht erscheint er wie eine modische Verirrung - dabei ist sein Hintergrund feministischer, als man denkt.

Beliebter Star-Style in den 2000ern: Kleid über Jeans, hier demonstriert von Anne Hathaway (l.) und Jessica Alba (r.) (Bilder: Getty Images)
Beliebter Star-Style in den 2000ern: Kleid über Jeans, hier demonstriert von Anne Hathaway (l.) und Jessica Alba (r.) (Bilder: Getty Images)

Jessica Alba gehörte zu den Stars, die den Kleid-über-Jeans-Look einst gerne trugen. Heute macht sie sich auf Instagram selbst darüber lustig, und auch andere, die dem verbreiteten Trend gefolgt sind, würden ihn heute lieber vergessen.

In den frühen 2000ern liebte ich es offenbar, Kleider mit Jeans zu tragen... gern geschehen

Vor allem in der Zeit zwischen 2002 und 2005 war er jedoch omnipräsent. Für Teenager war er eine Möglichkeit, schicke Kleider sogar in der Schule tragen zu können, ohne viel Haut zu zeigen, und für Stars bot er einen idealen Mittelweg zwischen casual und elegant für zwanglosere Red-Carpet-Events.

Der Trend hat seinen Ursprung in der Frauenrechtsbewegung

Nach wenigen Jahren wurde der Trend schnell und verschämt vergraben, dabei gehen seine Ursprünge zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts - und er hat seine Wurzeln in der Frauenrechtsbewegung. Zur damaligen Zeit, als Frauen nichts anderes tragen durften als Kleider, galt eine ähnliche Kombination als geradezu skandalös.

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"Im Amerika der 1850er schockierten Frauenrechtlerinnen wie Amelia Jenks Bloomer und Elizabeth Cady Stanton die obere Gesellschaft mit einer kontroversen Kombination aus zwei Kleidungsstücken, die damals strikt zwei separaten Geschlechtern zugeschrieben wurden", erklärt Modehistorikerin Cassidy Zachary der "HuffPost". Sie trugen unter ihrer Version der Kleider, die ursprünglich bis zum Knöchel reichten, locker sitzende Pluderhosen als bequeme Alternative zu den Schichten an wallenden Röcken, die normalerweise darunter getragen wurden.

Pluderhosen unter Kleidern: Diese Outfit-Kombination schaffte es im 19. Jahrhundert sogar auf Plattencover, galt aber als skandalös (Bild: Sheridan Libraries/Levy/Gado/Getty Images)
Pluderhosen unter Kleidern: Diese Outfit-Kombination schaffte es im 19. Jahrhundert sogar auf Plattencover, galt aber als skandalös (Bild: Sheridan Libraries/Levy/Gado/Getty Images)

Dies war nicht nur ein symbolischer Akt. Die Frauenmode des viktorianischen Zeitalters mit den schweren Rücken und einschnürenden Korsetts führte zu Treppenstürzen, Überhitzung, Atmungsproblemen und Ohnmacht und auf Dauer sogar Verletzungen der inneren Organe.

Die Trägerinnen wurden international und öffentlich verhöhnt

Bloomer nannte sich das Outfit in Anlehnung an die Aktivistin Amelia. Das mutige, modische Statement brachte seinen Trägerinnen jedoch jede Menge Ärger ein. "Frauen, die Hosen unter Kleidern trugen, wurden auf internationaler Ebene verspottet, es gab jede Menge satirische Zeichnungen, die sich darüber lustig machten, dass Geschlechterrollen vertauscht wurden. Es ist unglaublich, wie viele soziale Ängste ein Kleidungsstück auslöste", sagt Zachary.

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Die Aktivistinnen hatten schließlich Sorge, dass die modische Revolution von anderen Problemen wie dem Wahlrecht für Frauen ablenken würde, weswegen sie wieder von dem Look abkamen. Doch es trug einen wichtigen Beitrag zur modischen Emanzipation bei.

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