Diese sensationellen Fossilienfunde verblüffen die Experten

Zeitreise in die Vorgeschichte

<p>University of Bath</p>

University of Bath

Unser Planet ist mindestens viereinhalb Milliarden Jahre alt. Zu den Ureinwohnern der Erde zählen wilde Seeungeheuer, riesige Lebewesen mit Flügeln sowie die ersten Menschenaffen. Die Vergangenheit birgt noch immer zig Geheimnisse und vieles stellt Forscher bis heute vor ein Rätsel. In den letzten Jahren wurden jedoch weltweit bemerkenswerte Entdeckungen gemacht, durch die wir mehr über all jene Kreaturen erfahren können, die einst durchs Land streiften, am Himmel kreisten und durch die Meere schwammen.

Machen Sie hier mit uns eine Zeitreise in die Vorgeschichte und entdecken Sie die spannendsten Fossilienfunde der letzten 20 Jahre in Bildern …

Adaptiert von Tascha Walker Dean

Homo luzonensis, Philippinen

<p>Noel CELIS/AFP/Getty Images</p>

Noel CELIS/AFP/Getty Images

Bereits im Jahr 2003 fand Archäologe Armand Mijares der Universität der Philippinen Hinweise auf prähistorische menschliche Aktivitäten in der Callao-Höhle, auf der Insel Luzon – der größten Insel der Philippinen. Versteinerte Überreste konnte er damals jedoch noch keine bergen.

Erst vier Jahre später legte das Forscherteam bei tieferen Grabungen den fast vollständigen Fußknochen eines 67.000 Jahre alten Menschen frei. Zähne, Finger, Zehen und Teile eines Oberschenkelknochens wurden ebenfalls gefunden. 2019 verkündeten Mijares und sein Team, dass es sich dabei um Knochen einer bis dahin unentdeckten Gattung von Menschenaffen handelt: Dieser wird fortan als Homo luzonensis bezeichnet.

Kehlkopf des Ankylosaurus, Mongolei

<p>Tatsuya Shinmura/Wikimedia Commons/CC BY 4.0</p>

Tatsuya Shinmura/Wikimedia Commons/CC BY 4.0

Im Jahr 2005 wurde der erste versteinerte Kehlkopf eines Nicht-Vogel-Dinosauriers entdeckt – ein wahrer Sensationsfund. Der Kehlkopfknochen wurde in der Mongolei geborgen und konnte dem Pinacosaurus grangeri zugeordnet werden, einem 80 Millionen Jahre alten, gepanzerten Saurier mit Schwanzkeule. Nach umfangreichen Untersuchungen des Knorpels gehen Forscher davon aus, dass der Dinosaurier vogelähnlicher geklungen haben könnte als ursprünglich angenommen. 2023 wurde in der Fachzeitschrift „Nature" berichtet, dass er womöglich Zwitscherlaute von sich gegeben haben könnte.

Riesenpinguin, Neuseeland

<p>Ta-tea-two-te-to/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0</p>

Ta-tea-two-te-to/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Im Jahr 2006 war eine Gruppe Schulkinder auf der neuseeländischen Nordinsel auf Fossilienjagd und stolperte über die Knochen eines 30 Millionen Jahre alten Pinguins, die im Schlammstein erhalten geblieben waren. Die bis dahin unbekannte Art wurde im Jahr 2021 Kairuku waewaeroa genannt – „langbeinig“ in der Sprache der Māori. Sie ist um einiges größer als die Pinguine, die wir heute kennen, und unterscheidet sich von anderen Pinguinarten eben durch die besonders langen Beine. Auf diesem Bild wird die Größe des Kairuku waewaeroa (in Blau) im Vergleich zum modernen Kaiserpinguin (in Gelb) und anderen in der Region entdeckten Riesenpinguinen deutlich.

Homo naledi, Südafrika

<p>Wits University</p>

Wits University

Als Forscher 2013 in einer tiefgelegenen Kammer der Rising-Star-Höhle in Südafrika auf mehrere versteinerte Menschenknochen stießen, war noch nicht abzusehen, wie bahnbrechend der Fund sein würde. Nachdem mehr als 1.500 Knochen (von mindestens 15 verschiedenen Individuen) freigelegt wurden, wurde die Spezies 2015 als neuer Urmensch identifiziert. Der Homo naledi lebte vor etwa 300.000 Jahren auf der Erde, hatte einen kleinen Schädel, längliche, gekrümmte Finger, einen schlanken Körper und breite Hüften. Die Entdeckung ist eine der bedeutendsten, die jemals auf dem afrikanischen Kontinent gemacht wurde.

Versteinerter Wald, Norwegen

<p>Ghedo/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0</p>

Ghedo/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Im Jahr 2015 wurde im Fachmagazin „Geology“ eine Studie veröffentlicht, die die Existenz eines versteinerten Tropenwaldes auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen dokumentiert, auch Svalbard genannt.

Wie hier im Bild hatten die Bäume schraffierte Stämme und wurden laut Christopher Berry von der Cardiff University und John Marshall von der University of Southampton rund vier Meter hoch. Sie hatten einen ausladenden Wurzelansatz und kieferähnliche Nadeln. Die versteinerten Baumstümpfe sind 380 Millionen Jahre alt und der Wald zählt laut Experten somit zu den ältesten der Welt. Er sei ursprünglich viel näher am Äquator gewachsen, durch die Kontinentalverschiebung sei die Inselgruppe aber nach Nordern gewandert. Heute herrscht dort ein frostiges Klima und sie liegt zum Teil im Nordatlantik und im Arktischen Ozean.

Megalodon-Zahn, Maryland, USA

<p>Regi51/Wikimedia Commons/CC BY-SA 2.5</p>

Regi51/Wikimedia Commons/CC BY-SA 2.5

Am ersten Weihnachtstag im Jahr 2022 stapfte die neunjährige Molly Sampson in ihren brandneuen Gummistiefeln durch die flachen Gewässer des Calvert Cliffs State Park im US-Bundesstaat Maryland, als sie einen überdimensionalen Zahn entdeckte und aufsammelte. Dieser gehörte einst einem Megalodon, der größten und schnellsten Haiart, die es je auf unserem Planeten gegeben hat. Das Skelett der Riesenfische bestand nicht etwa aus Knochen, sondern aus Knorpel. Da dieser nur sehr selten versteinert, stammt unser gesamtes Wissen über diese Kreaturen von den übergebliebenen Zähnen. Dieses Bild zeigt einen Megalodon-Zahn, der ähnlich groß ist wie Mollys Fund – daneben die Zähne eines Weißen Hais.

Dinosaurier-Fußabdruck, Wales, Großbritannien

<p>National Museum Cardiff/Facebook</p>

National Museum Cardiff/Facebook

Apropos junge Fossilienjäger: Die vierjährige Lily Wilder sorgte 2021 für Schlagzeilen, als sie bei einem Küstenspaziergang mit ihrem Vater einen Fußabdruck eines Dinosauriers entdeckte. Experten von Archaeology Cymru stuften den von einem bis dahin noch unbekannten, pflanzenfressenden Dinosaurier stammenden Fund von internationaler Bedeutung ein: Es sei der schönste Fußabdruck eines 215 Millionen Jahre alten Dinosauriers, der seit einem Jahrzehnt in Großbritannien gefunden wurde. Das Fossil wird jetzt im National Museum in Cardiff  ausgestellt.

Alter Haikiefer mit Zähnen, Kentucky, USA

<p>mammothcavenps/Instagram</p>

mammothcavenps/Instagram

Der Paläontologe John-Paul Hodnett reagierte auf wissenschaftliche Berichte im Mammoth Cave National Park und fand dort 2019 Überreste eines alten Haischädels. Zu dem Fund zählten einige Zähne, der Unterkiefer und Reste des Schädelknorpels. Der US-Bundesstaat Kentucky ist zwar nicht am Meer, lag aber (zusammen mit einem Großteil Nordamerikas) im späten Mississippium vor etwa 330 bis 325 Millionen Jahren unter flachem Wasser. Insgesamt fand Hodnett Überreste von etwa 150 verschiedenen Haien in den Höhlen, die 15 bis 20 verschiedenen Arten zugeordnet werden konnten.

Alte menschliche Fußabdrücke, New Mexico, USA

<p>National Park Service</p>

National Park Service

Bei einem Besuch im White Sands National Park fanden der Geologe Matthew Bennett und Parkmitarbeiter David Bustos im Jahr 2019 eine Reihe versteinerter, menschlicher Fußabdrücke. Laut den archäologischen Untersuchungen, die im September 2021 veröffentlicht wurden, sind die Spuren zwischen 21.000 und 23.000 Jahre alt – bisher nahmen Experten an, dass der Mensch erst fünf Jahrtausende später nach Nordamerika kam. Die Spuren lagen am Grund des vor etwa 10.000 Jahren ausgetrockneten Otero-Sees verborgen.

Sauropodenschädel, Queensland, Australien

<p>Mario Lanzas/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0</p>

Mario Lanzas/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Wer hätte gedacht, dass ein versteinerter Schädel Aufschluss über die Migration eines Dinosauriers geben kann? Genau das war aber der Fall, als Forscher der australischen Curtin University im Jahr 2019 bei einer Ausgrabung in Winston, Queensland, den nahezu vollständigen Schädel eines Sauropoden fanden. Der langhalsige Pflanzenfresser wurde vom Team liebevoll „Ann“ genannt. Der Schädel wurde dem Diamantinasaurus matildae zugeordnet und war der erste seiner Art, der in Australien gefunden wurde. Er beweist, dass der Dinosaurier von Südamerika über die damals bewaldete, nicht gefrorene Antarktis nach Australien kam – vor 100 bis 95 Millionen Jahren.

Urzeit-Riesennashorn, China

<p>Tao Deng, Xiaokang Lu, Shiqi Wang, Lawrence J. Flynn, Danhui Sun, Wen He & Shanqin Chen/Wikimedia Commons/CC BY 4.0</p>

Tao Deng, Xiaokang Lu, Shiqi Wang, Lawrence J. Flynn, Danhui Sun, Wen He & Shanqin Chen/Wikimedia Commons/CC BY 4.0

Im Jahr 2021 berichteten Forscher in der Fachzeitschrift „Communications Biology“ erstmals über eine bisher unbekannte Art des Riesennashorns: Paraceratherium linxiaense. Das Team hatte die versteinerten Überreste des hornlosen Nashorns 2015 im chinesischen Linxia-Becken gefunden und den Schädel samt Unterkiefer, Halswirbel sowie weitere Wirbel eines zweiten Exemplars anschließend untersucht. Der Fund ist etwa 26,5 Millionen Jahre alt. Das Tier soll einem heutigen Tapir geähnelt und etwa 24 Tonnen gewogen haben. Das sei etwa so schwer wie vier Afrikanische Elefanten, erklärte Studienleiter Tao Deng von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Demnach wäre es eines der größten Säugetiere, das je auf der Erde gelebt hat.

Prähistorisches Erbrochenes, Utah, USA

<p>Derek E.G. Briggs; Huaibao P. Liu; Robert M. McKay; Brian J. Witzke/Wikimedia Commons/CC BY 3.0</p>

Derek E.G. Briggs; Huaibao P. Liu; Robert M. McKay; Brian J. Witzke/Wikimedia Commons/CC BY 3.0

Die Morrison-Formation, eine Abfolge aus Sedimentgestein aus der späten Jurazeit, erstreckt sich über den Westen der Vereinigten Staaten bis nach Kanada. Die von örtlichen Paläontologen als „Salatbar des Jura“ bezeichnete Gegend ist bekannt für ihr großes Fossilienvorkommen. Im Jahr 2019 wurde hier jedoch ein recht ungewöhnlicher Fund gemacht, als Forscher in Utah auf einen kleinen Haufen Erbrochenes stießen. Es waren die versteinerten Überreste von Material aus einem Tiermagen, auch Bromalite genannt (im Bild). Der Mageninhalt bestand aus den Knochen eines Frosches, eines Salamanders und anderer Arten, die bisher nicht identifiziert werden konnten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Erbrochene mindestens 145 Millionen Jahre alt ist.

Versteinerte Zellmassen, Schottland, Großbritannien

<p>Paul K Strother</p>

Paul K Strother

Ein Team der englischen Universität Sheffield und des amerikanischen Boston College entdeckten eine mikroskopisch kleine, versteinerte „Kugel“ in den Sedimentschichten des Loch Torridon, einem See in den schottischen Highlands. Das kugelförmige Fossil Bicellum brasieri überbrücke die evolutionäre Kluft zwischen einzelligen Organismen und komplexem mehrzelligem Leben, schrieben die Forscher 2021 in der Fachzeitschrift „Current Biology“. Es enthält zwei unterschiedliche Zelltypen und soll rund eine Milliarde Jahre alt sein. Damit ist es das älteste bekannte Fossil eines mehrzelligen Organismus und ein erstaunliches Beispiel für frühes Leben auf unserem Planeten.

Yamatosaurus izanagii, Japan

<p>Yoshitsugu Kobayashi, Ryuji Takasaki, Katsuhiro Kubota & Anthony R. Fiorillo/Wikimedia Commons/CC BY 4.0</p>

Yoshitsugu Kobayashi, Ryuji Takasaki, Katsuhiro Kubota & Anthony R. Fiorillo/Wikimedia Commons/CC BY 4.0

2004 fand ein Hobby-Fossilienjäger Dinosaurierknochen in einer 71 bis 72 Millionen Jahre alten Sedimentschicht in einem Steinbruch auf der japanischen Insel Awaji. Nach unzähligen Untersuchungen wurde die neu entdeckte Saurierart – der Yamatosaurus izanagii – der Welt im Jahr 2021 vorgestellt. Er gehört zur Familie der Hadrosaurier, einem Pflanzenfresser mit einer Art Entenschnabel, dessen Fossilien zu den am häufigsten vorkommenden unter den Dinosauriern zählen. Das internationale Team von Paläontologen fand zudem Hinweise darauf, dass Hadrosaurier von Asien nach Nordamerika gewandert sind – und nicht andersherum, wie bisher angenommen.

Ichthyosaurier, England, Großbritannien

<p>Anglian Water</p>

Anglian Water

Im Februar 2021 wurden bei der routinemäßigen Leerung des Stausees Rutland Water in den East Midlands die versteinerten Überreste eines zehn Meter langen Ichthyosauriers entdeckt. Das Skelett des prähistorischen Meeresreptils ist in bemerkenswert gutem Zustand und soll etwa 180 Millionen Jahre alt sein. Laut Paläontologen ist das Fossil der größte und vollständigste britische Fund seiner Art – und das, obwohl in Großbritannien in den letzten 200 Jahren bereits mehrere Ichthyosaurier-Fossilien gefunden worden sind.

 

Oviraptorosaurier und Embryonen, China

<p>Nobu Tamura (http://spinops.blogspot.com)/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0</p>

Nobu Tamura (http://spinops.blogspot.com)/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0

Im Jahr 2021 entdeckten Wissenschaftler in der chinesischen Stadt Ganzhou die versteinerten Überreste eines nistenden Nicht-Vogel-Dinosauriers, der auf mindestens 24 Eiern saß – so etwas hatte es zuvor noch nie gegeben. Gefunden wurde der Saurier in 70 Millionen Jahre altem Gestein. Die Experten vermuten, dass das Tier bereits beim Brüten gestorben ist und noch keine geschlüpften Jungen bewacht hat. Einige der Embryonen waren im Inneren der Eier sichtbar, auch die Unterarme, das Becken, die Hinterbeine und ein Teil des Steißbeins der Mutter konnten geborgen werden. Laut der Forscher hatte die Saurierart Federn und einen Kamm auf dem Kopf. Sie wird somit wie eine Mischung aus einem Strauß und einer übergroßen Eidechse ausgesehen haben.

Lunge eines Quastenflossers, Marokko

<p>University of Portsmouth</p>

University of Portsmouth

2021 identifizierten Forscher der britischen Universität Portsmouth anhand der versteinerten Überreste einer Lunge eine bisher unbekannte, 66 Millionen Jahre alte Art eines Quastenflossers. Das Organ wurde neben anderen Fossilienfragmenten aus einer Steinplatte in der marokkanischen Stadt Oued Zem geborgen. Der Fisch dürfte mit einer Länge von 5,2 Metern etwa so lang wie ein Weißer Hai gewesen sein. Laut der Paläontologen sei noch nie ein Quastenflosser in dieser Gegend gefunden worden.

Urzeit-Gibbon, China

<p>Plutonian p/Shutterstock</p>

Plutonian p/Shutterstock

Im Jahr 2022 wurde in der chinesischen Provinz Yunnan ein ganz besonderes Fossil entdeckt: Es handelt es sich um das fehlende Puzzleteil in der Evolutionsgeschichte der Affen. Die Überreste dieser inzwischen ausgestorbenen Gibbonart (Yuanmoupithecus xiaoyuan) stammen aus dem späten Miozän – was den Primaten sieben bis acht Millionen Jahre alt macht. Das ist sehr viel älter als die meisten bisher gefundenen Gibbon-Fossilien, die alle etwa zwei bis drei Millionen Jahre alt sind.

Große Meeresschildkröte, Spanien

<p>Castillo-Visa, O., Luján, À.H., Galobart, À. et al./Wikimedia Commons/CC BY 4.0</p>

Castillo-Visa, O., Luján, À.H., Galobart, À. et al./Wikimedia Commons/CC BY 4.0

Zwischen 2016 und 2021 wurden in Nordspanien ein vollständiges Beckenfossil und Fragmente eines versteinerten Panzers gefunden. Nach umfangreichen Untersuchungen stellten Paläontologen im Jahr 2022 eine bisher unbekannte, inzwischen ausgestorbene Meeresschildkrötenart im Fachjournal „Scientific Reports“ vor: Leviathanochelys aenigmatica. Mit einer Länge von fast vier Metern ist die Spezies die bisher größte in Europa gefundene Schildkröte und gut doppelt so groß wie die Tiere, die heute durch die Ozeane paddeln. Laut der Forscher wurden die Funde auf die späte Kreidezeit vor 83,6 bis 72,1 Millionen Jahren datiert.

Ältestes Dinosaurierskelett in Afrika, Simbabwe

<p>Andrey Atuchin</p>

Andrey Atuchin

Wissenschaftler haben im Tal des Sambesi, in Simbabwe, die Überreste des ältesten Dinosauriers Afrikas freigelegt. Vorgestellt wurde er der Öffentlichkeit 2022 unter dem Namen Mbiresaurus raathi. Ein Student der amerikanischen Forschungsuniversität Virginia Tech fand das zum Großteil intakte Skelett des langhalsigen Sauropodomorphas mit einem Paläontologenteam, das die Überreste während zwei Grabungen 2017 und 2019 bargen. Der Dinosaurier war etwa einen Meter lang, lief auf zwei Beinen und lebte vor mehr als 230 Millionen Jahren.

Flugsaurier, Schottland, Großbritannien

<p>National Museums Scotland</p>

National Museums Scotland

Im Jahr 2017 wurde im Kalkstein an der Küste der schottischen Isle of Skye ein versteinerter Kieferknochen mit rasiermesserscharfen Zähnen gefunden. Dieser gehörte zu dem größten Flugsaurier aus dem Jura, der je gefunden wurde.

Die Untersuchungen wurden von der Doktorandin Natalia Jagielska von der University of Edinburgh geleitet, die im Februar 2022 bestätigte, dass es sich um eine bislang unbekannte Pterosaurier-Gattung handelt. Sie bekam den Gälischen Namen Dearc sgiathanach, das auf Deutsch etwa „Reptil mit Flügeln“ bedeutet. Mit einer geschätzten Flügelspannweite von 2,5 Metern war der Saurier eines der größten fliegenden Wesen seiner Zeit. Das Fossil gilt als Jahrhundertfund und wird nun im National Museum of Scotland in Edinburgh ausgestellt.

Thalassotitan atrox, Marokko

<p>University of Bath</p>

University of Bath

Im August 2022 gruben Wissenschaftler der britischen Universität Bath nahe der Stadt Casablanca in Marokko das Skelett einer bisher unbekannten Meeresechsen-Gattung aus. Der Thalassotitan atrox („schrecklicher Titan der Meere“) gehört zur Familie der Mosasaurier, die vor 66 Millionen Jahren an der Spitze der Ozean-Nahrungskette standen. Er ist ein entfernter Verwandter der modernen Eidechsen und Schlangen. Laut der Forscher hatte das Raubtier einen 1,4 Meter großen Schädel mit spitzen Zähnen, kräftige Flossen und ist bis zu zwölf Meter lang geworden. Gefunden wurden Teile des Schädels, Wirbel, Finger- und Zehenglieder.

Jurafisch, England, Großbritannien

<p>University of Manchester</p>

University of Manchester

Die Cotswolds im Südwesten Englands sind vor allem für ihre urigen Dörfer mit gemütlichen Pubs bekannt. Im Jahr 2022 sorgte die Gegend jedoch auch bei Wissenschaftlern für großes Aufsehen, als auf einem Bauernhof eine Sammlung von über 180 Fossilien ausgegraben wurde. Der Fund ist etwa 183 Millionen Jahre alt und umfasst Ichthyosaurier-Skelette, uralte Tintenfische und Insekten. Das Highlight war allerdings das dreidimensionale Fossil eines Pachycormus, einer ausgestorbenen Gattung von Rochenfisch. Der Kopf war so gut erhalten, dass Forscher sogar die Schuppen und einen Augapfel erkennen konnten.

Brustkorb eines Sauropoden, Portugal

<p>Elisabete Malafaia/Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa</p>

Elisabete Malafaia/Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa

Seit 2017 arbeitet ein Paläontologenteam unermüdlich an den Ausgrabungen im portugiesischen Pombal. Und die Mühe sollte sich lohnen: Der freigelegte Brustkorb gehört zu dem bisher größten Dinosaurier, der je in Europa entdeckt wurde. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse im Jahr 2022 und berichteten, dass die Rippen einem langhalsigen Sauropoden zugeordnet werden konnten. Dieser lebte vor etwa 150 Millionen Jahren und wog rund 48 Tonnen – mehr als ein erwachsener Buckelwal. Die genaue Spezies muss zwar noch bestimmt werden, doch alle bis dato verfügbaren Details deuten auf einen Brachiosaurus hin. Markante Merkmale dieser Dinosaurierart sind der verlängerte Hals und die hohen Vorderbeine.

Spinosaurierknochen, England, Großbritannien

<p>Chris T. Barker​, Jeremy A.F. Lockwood, Darren Naish, Sophie Brown, Amy Hart, Ethan Tulloch, Neil J. Gostling​/Wikimedia Commons/CC BY 4.0</p>

Chris T. Barker​, Jeremy A.F. Lockwood, Darren Naish, Sophie Brown, Amy Hart, Ethan Tulloch, Neil J. Gostling​/Wikimedia Commons/CC BY 4.0

Im Jahr 2022 wurde der größte auf dem Festland lebende Raubdinosaurier Europas auf der Isle of Wight, eine Insel im Süden Großbritanniens, entdeckt. Die versteinerten Überreste des Spinosaurus – darunter der Beckenknochen und der Schwanzwirbel – wurden von den Paläontologen der University of Southampton untersucht. Den Experten zufolge war der Zweibeiner mit krokodilähnlichem Kopf mehr als zehn Meter lang und lebte vor gut 125 Millionen Jahren. Der Spinosaurus wird seine Beute hauptsächlich in flachen Lagunen und im Watt gesucht haben.

Schädel einer Säbelzahnkatze, Iowa, USA

<p>Christopher Gannon/ISU</p>

Christopher Gannon/ISU

Anfang 2023 gaben die Professoren Dave Easterla und Matthew Hill die Entdeckung eines äußerst seltenen Fossils bekannt. Der 13.000 Jahre alte Schädel einer Säbelzahnkatze ist nahezu intakt und wurde im sandigen Sediment entlang des East Nishnabotna River gefunden. Die Forscher gehen davon aus, dass er zu einem Jungtier gehörte, das sich zum Zeitpunkt des Todes noch im Wachstum befand – obwohl es bereits etwa 50 Kilogramm schwerer als ein erwachsener afrikanischer Löwe war. Die Säbelzahnkatze verschwand vor 50.000 bis 10.000 Jahren spurlos von der Erdoberfläche. Fossilien des Fleischfressers tauchen in der Regel nur in Fragmenten auf.

Säugetier- und Dinosaurierknochen in einem, China

<p>Gang Han</p>

Gang Han

Dieses 125 Millionen Jahre alte Fossil wurde in der chinesischen Liaoning-Provinz freigelegt und hält einen bemerkenswerten Moment fest: Zu sehen ist ein pflanzenfressender Dinosaurier (Psittacosaurus lujiatunensis) von der Größe eines stattlichen Hundes, der von einem fleischfressenden Säugetier (Repenomamus robustus) angegriffen wird. Genau zu jenem Zeitpunkt wurden beide von einem Vulkanausbruch verschüttet.

Aufgrund des reichen Fossilienbestandes trägt die Gegend, in der der Fund aus der Kreidezeit gemacht wurde, auch den Spitznamen „Chinas Dinosaurier-Pompeji". Die Skelette beider Tiere sind fast vollständig bewahrt und zeugen davon, dass das dachsähnliche Säugetier offenbar aktiv Jagd auf den Dinosaurier machte – zu einer Zeit, als die Saurier noch als unangefochtene Herrscher der Erde galten. Das Fossil wurde zwar bereits 2012 gefunden, die Entdeckung aber erst im Juli 2023 in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.