Drei Wahrheiten darüber, wie gut Flugbegleiterinnen wirklich aussehen müssen
So viel sollte jedem mittlerweile bekannt sein: Flugbegleiterinnen (und natürlich auch ihre männlichen Pendants) sind für die Sicherheit auf Flügen zuständig und damit weit mehr als nur die hübschen Aushängeschilder ihrer Airline, die mit einem Lächeln jedem noch so dämlichen Fluggast Tomatensaft servieren müssen. Dennoch hat das Aussehen einen hohen Stellenwert, man munkelt über strenge Regeln und harsche Restriktionen von Seiten der Arbeitgeber und auch die Kolleginnen sollen im Beauty-Wettbewerb miteinander stehen. Wie hoch ist der Beautydruck in der Branche wirklich? Drei Wahrheiten über den Beauty-Alltag von Flugbegleiterinnen.
Gepflegtes Aussehen ist Einstellungskriterium
Zunächst einmal: Jede Airline geht anders mit ihren Flugbegleitern um, hat andere Schwerpunkte und Ansprüche. Und formuliert natürlich auch die Jobanzeigen unterschiedlich. So ist in einer Stellenbeschreibung von Swiss für angehende Cabin Crew Members nur die Rede von einem “gepflegten Erscheinungsbild”, die ebenso wichtig sind wie “tadellose Umgangsformen”. Weiter heißt es: “Tattoos müssen durch Uniformteile verdeckt werden können”, außerdem ist “Normalgewicht” erwünscht sowie eine Mindestgröße von 158 cm, die, so kommunizieren es die Airlines nach außen, ausschließlich praktische Gründe hat, da erst ab einer bestimmten Größe alle wichtigen Gerätschaften im Flugzeug erreicht werden können.
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Also gibt es keine definierte „Du musst schön sein“-Regel für Flugbegleiterinnen? Jein. Denn schon in der Ausbildung, die je nach Airline zwischen 7 Wochen und 3 Monaten dauert, gibt es Schmink- und Styling-Seminare, Gesichtspflege ist ebenso ein Thema wie der perfekte Lidstrich oder neue Varianten, das Halstuch (das farblich oder durch ein Logo die Airline als ein besonderer Eyecatcher repräsentiert) zu binden. Bei Singapore Airlines wird neben einem Workshop zu den drei (!) erlaubten Frisuren auch ein Kurs zum Schminken innerhalb von 5 Minuten und sogar einer zum richtigen Gehen angeboten.
Der natürliche Look ist im Flugzeug gar nicht gerne gesehen
Wozu der ganze Aufwand? Den Airlines ist es wichtig, dass das generelle Auftreten, aber auch so Konkretes wie Make-up und Frisuren zum einheitlichen Look der Uniform passt, aber natürlich auch zum jeweiligen Typ. Schließlich bleibt eine schlecht oder unpassend geschminkte Flugbegleiterin länger im Gedächtnis als eine gut oder gar natürlich geschminkte. Apropos „natürlicher Look“ – der ist im Flieger gar nicht gerne gesehen. „Auf Flügen darf das Make-up gerne etwas stärker sein, da das Licht im Flugzeug sehr grell ist. Das lässt einen schnell blass aussehen“, sagt etwa eine Flugbegleiterin bei Condor im Beauty-Talk auf der firmeninternen Website. „Wimperntusche, Lippenstift und Make-up mit Lichtschutzfaktor dürfen hier natürlich auch nicht fehlen. Haare müssen hochgesteckt werden, sofern sie länger als schulterlang sind.“
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Auf viel Kritik stoßen derlei Richtlinien offenbar nicht: Die Castings für Kabinenpersonal boomen, bei den Lufthansa-Castings 2017 kamen gleich mehrere hundert Bewerber in jede Stadt. „Klar, das kann man schon hinterfragen”, sagte eine Lufthansa-Flugbegleiterin zu “Bento”. “Wenn man sich aber darauf einlässt, dass man auch nach zwölf Stunden noch perfekt aussehen muss, dann macht der Job Spaß.”
Flugbegleiterinnen stehen im direkten Beauty-Vergleich miteinander
Sagen wir mal so: wenn zwei Menschen die gleiche Uniform tragen, das gleiche Halstuch, eventuell noch die gleiche Frisur und ach, auch das Make-up ähnelt sich? Dann fällt ein Vergleich natürlich leicht – und kompetitive Menschen könnten auch als Aufruf nehmen, sich in Sachen Beauty miteinander zu messen. Vielmehr scheint jedoch der Anspruch, als Crew einer Airline auch optisch einheitlich aufzutreten, dazu zu führen, auch unter Kollegen darauf hinzuweisen, wenn ein Make-up oder Lippenstift nicht den Richtlinien entspricht: „Einmal bekam ich Ärger, als ich einen Nude-Ton auf den Lippen trug, der im Laufe der Flugzeit auch noch verblasste”, sagte eine Flugbegleiterin von Swiss im Gespräch mit “Bento”.
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“Der Kabinenchef bemängelte, dass das so nicht geht. Seitdem trage ich immer auffällige Farben, damit man sieht, dass ich mir Mühe gebe.” Unter Kollegen scheint es eher einen anderen Wettbewerb zu geben, der nur bedingt etwas mit konkreten Looks zu tun hat, deutete eine Flugbegleiterin der Lufthansa im selben Gespräch an: “Ich bin groß, habe eine positive Ausstrahlung, und hatte oft das Gefühl, dass die älteren Flugbegleiterinnen sich dadurch angegriffen fühlten.”
Die Airlines kontrollieren Aussehen und Erscheinungsbild ihrer Flugbegleiterinnen
In über 200 Ländern der Erde gibt es geschätzt etwa 1.500 Fluggesellschaften, die alle mit mehr oder weniger eigenen Regeln arbeiten. Klar dürfte dabei sein, dass die Arbeitnehmer-Rechte der Flugbegleiterinnen in den westlichen Ländern wesentlich komfortabler ausgestaltet sind als in vielen anderen Kulturen. Doch auch europäische und amerikanische Airlines kontrollieren Auftreten und Erscheinungsbild ihrer Mitarbeiter an Boden wie auch an Bord, ob eventuell vorgegebene Richtlinien (von Rocklänge bis Nagellack, von Schuhfarbe bis Ringanzahl, von Absatzhöhe bis Frisur) eingehalten werden. Das geht von freundlichen Tipps zwischen den Zeilen bis zu echten Flugverboten.
Eine Flugbegleiterin von Emirates sagte im Gespräch mit “Bento”: „Die Airline beschäftigt extra Leute, die unser Aussehen vor dem Einstieg in die Maschine checken. Diese Leute begutachten uns, wenn wir durch die Sicherheitskontrolle gehen und ziehen manchmal Kollegen raus, die nicht richtig aussehen.” Die Kritik kann von zu modernen Frisuren über falsch gebundene Tücher bis hin zu kleinsten Details reichen: “Die Nagellackfarbe muss zur Uniform passen. Als ich mal Schwarz auf den Nägeln trug, musste ich den Lack abmachen.”
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Natürlich ist auch das Gewicht immer wieder Thema – besonders allerdings bei nicht europäischen Fluggesellschaften: Den „Singapore Girls“, den Flugbegleiterinnen von Singapore Airlines, wird etwa empfohlen, ihre erste Uniform vom Tag ihrer Einstellung zu behalten, um stets überprüfen zu können, ob sie an Gewicht zugenommen haben. Die russische Airline Aeroflot musste 2017 eine sogenannte Schlankheitsklausel aus ihren Cabin-Crew-Verträgen streichen, die Frauen mit einer Kleidergröße über 42 von bestimmten Flügen ausschloss. Immerhin unterstützen einige Fluggesellschaften ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mittlerweile bei gesundheitlichen Problemen: “Wer Hautprobleme hat, wird zum Beispiel an einen Dermatologen weitergeleitet”, erzählt die Flugbegleiterin von Emirates. “Wer Rückenschmerzen hat, bekommt einen Physiotherapeuten vermittelt.” Und auch die Airline versicherte auf Rückfrage von Bento: „Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter hat Priorität. Fitness- und Ernährungsberater unterstützen unsere Flugbegleiter dabei, einen gesunden Lebensstil beizubehalten.“
Fazit: Wer sich über das eigene Auftreten noch nie Gedanken gemacht hat und sich morgens immer für den „Undone“-Look entscheidet, der ist für den Beruf als Cabin Crew Member nicht geschaffen. Denn auch wenn eine Flugbegleiterin die Sicherheit ihrer Fluggäste ganz oben auf ihre Prio-Liste schreibt, lässt sich die Beauty-Komponente nicht unter den Teppich kehren.
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