Eine Woche ohne... Kaffee

Eine Woche ohne Kaffee? Challenge Accepted! (Bild: Rahman Hassani/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
Eine Woche ohne Kaffee? Challenge Accepted! (Bild: Rahman Hassani/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

Unsere Yahoo-Redakteure üben sich in Verzicht. Sieben Tage lang. Wie es ihnen dabei ergeht, erzählen sie in unserer Reihe "Eine Woche ohne...". Den Anfang macht unser Redakteur Carlos Corbelle.

Prolog

Eine Woche ohne Kaffee. Hört sich leichter an, als es ist. Zumindest, wenn man Kaffe nicht bloß als beliebiges Heißgetränk betrachtet, sondern als erstes, sicheres Glücksversprechen eines jeden Morgens. Sieben Tage können ganz schön lang sein. Gott soll ja immerhin in sieben Tagen (bzw. sechs, am siebten wurde gechillt) die ganze Welt erschaffen haben. Ob er sich in der Früh wohl auch einen Kaffee gönnt, bevor er sich ans Werk macht? Die Frage stellt sich für mich ab Montag nicht mehr, ab dann heißt es sieben Tage lang durchhalten, ohne seinen Mitmenschen vor Verzweiflung an die Gurgel zu gehen oder in der Früh zu dehydrieren, weil man vergessen hat, dass es außer Kaffe noch andere Getränke gibt, die man morgens zu sich nehmen kann. Das wird ein Spaß!

Tag 1

Die erste Frage, die ich mir tatsächlich stelle, als ich in der Früh das Büro betrete: "Was trinke ich denn nun statt des üblichen Cappuccinos?" In Gedanken gehe ich kurz die üblichen Verdächtigen durch: Tee? Mag ich nicht. Kakao? Bin aus dem Alter irgendwie raus. Einfach nur Milch? Langweilig. Irgendwie sagt mir gar nix zu, doch ich zwinge mich selbst, was zu trinken. Will ja am Ende der Woche nicht wie eine vertrocknete Pflanze aussehen. Und was wird's am Ende? Das gute alte Wasser. Mit Kohlensäure. Nimm das, Koffein! Ich besorg mir keinen Kick woanders. Soll ja auch gut für den Körper sein, am Morgen Wasser zu trinken, bevor man irgendwas anderes zu sich nimmt. Da ich in der Regel nix frühstücke - außer eben Kaffee - bleibt es dann auch bis zum Mittagessen allein bei Wasser. Kann man schon mal machen - besonders prickelnd ist das aber nicht. Trotz der Kohlensäure.

Tag 2

Geht mir heute leider gar nicht gut. Ich hab Rücken. Oder vielmehr Nacken. Und dadurch wiederum stetig schlimmer werdende Kopfschmerzen. Die sollen auch auftreten können, wenn man als regelmäßiger Kaffeetrinker von jetzt auf gleich mit dem Kaffeetrinken aufhört. Mag also sein, dass der Kaffeeentzug zum Unwohlsein beiträgt. Die (alleinige) Ursache ist es aber definitiv nicht. Dazu hatte ich schon viel zu oft Nackenprobleme, die an besonders heftigen Tagen zu üblen Kopfschmerzen führen. Jedenfalls bin ich heute irgendwann soweit, dass ich nicht mal mehr Appetit habe. Den Erdbeer-Smoothie, den ich mir in der Früh auf den Schreibtisch stelle, um dem ernüchternden Wasser-Frühstück von gestern etwas Geschmackvolleres entgegenzusetzen, rühr ich letztlich nicht mal an. Wie gesagt, mir geht's nicht gut. Der heutige Tag ist gelaufen. Gute Nacht.

Tag 3

Fit sein ist anders. Etwas besser geht's mir dennoch. Da ich gestern kaum was gegessen hab, versuche ich mir heute früh, ein belegtes Brötchen reinzuwürgen, dazu ein Glas O-Saft. Lust auf Kaffee? Fehlanzeige. Und auch das Brötchen geht mehr schlecht als recht runter. Allein der O-Saft tut ganz gut. Mittagessen und Abendessen geht schon besser runter. Verbuche den Tag als Semi-Ausnahmezustand.

Tag 4

Hab schon beim Aufstehen Lust auf Kaffee. Gutes Zeichen, fühle mich wieder fit. Aber: Ich darf ja nicht. Verdammter Verzicht! Dafür verspüre ich große Lust, in irgendetwas reinzubeißen. Kenn ich so kurz nach dem wach werden gar nicht von mir. Bevor ich anfange, in die Tasten zu hauen, schnappe ich mir also auch heute ein belegtes Brötchen. Der Unterschied zu gestern: Es schmeckt mir ausgezeichnet. Der Appetit ist definitiv zurück.

Essen am Morgen muss meistens nicht sein - doch so ganz ohne Kaffee wächst allmählich das Bedürfnis nach einem ordentlichen Frühstück. (Bild: Getty)
Essen am Morgen muss meistens nicht sein - doch so ganz ohne Kaffee wächst allmählich das Bedürfnis nach einem ordentlichen Frühstück. (Bild: Getty)

Tag 5

Das Hungergefühl ist auch heute wieder gleich nach dem Aufstehen da. Hätte gedacht, dass es gestern vor allem daran lag, dass ich die beiden vorhergehenden Tage wesentlich weniger als sonst gegessen hab. Würde mir durchaus gerne einen Kaffee zum Essen gönnen, muss aber nicht. Das sonstige Kaffeebedürfnis am Morgen weicht einem Bedürfnis nach fester Nahrung. Also stürze ich mich heute früh auf Smoothie, Brötchen, Croissant, O-Saft. Das volle Programm. It's Friday, I'm in Love!

Tag 6

Der Kaffeeverzicht in der Früh stellt auch heute kein Problem dar. Nur der Geselligkeitsaspekt daran fehlt mir heute zum ersten Mal während des einwöchigen Verzichts. Montags bis Freitags trink ich den Kaffee in der Regel alleine. An den Wochenenden sieht das aber anders aus. Da hab ich Zeit, kann den Kaffee genießen und die Coffee-Moments mit anderen teilen. Als Ersatz versuch ich's dann heute doch mal mit einer Tasse Kakao und stelle fest: Für manche Dinge ist man doch nie zu alt. Hatte ewig keinen Kakao mehr und hätte nicht gedacht, dass er mir nach wie vor so gut schmeckt. Allein dafür hat sich der einwöchige Verzicht schon gelohnt.

Tag 7

Es ist fast geschafft. Mit dem greifbaren Ziel vor Augen, ab morgen wieder Kaffee trinken zu dürfen, gestaltet sich der Verzicht leichter denn je. Alles in allem waren die Tage ohne Kaffee weniger hart als erwartet. Bis auf das Kränkeln zu Beginn der Woche. Das hatte aber wie erwähnt andere Ursachen - auch wenn ich mich schon frage, ob die Kopfschmerzen mit Kaffee nicht etwas weniger groß gewesen wären und die zwischenzeitliche Appetitlosigkeit nicht auch mit dem Kaffeeverzicht zusammenhängt. Andere häufig genannte Kaffeeentzug-Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen und Verdauungsprobleme blieben jedenfalls aus. Ich wollte auch niemandem an die Gurgel gehen und das Beste: Plötzlich lässt die Aussicht auf meinen morgigen Kaffe den Montagmorgen in einem viel attraktiveren Licht erscheinen. Darauf trinke ich heute früh doch glatt erneut eine schöne Tasse Kakao.

Epilog

Es ist soweit. Montag früh. Ich sitze am Schreibtisch. Vor mir die Tasse. Der Kaffee ist heiß. Ich bin bereit. Und ich denk mir so: What a wonderful world.