Elektrischen Rollladen nachrüsten

Elektrische Rollläden kann man auch mit einer Zeitschaltuhr kombinieren und somit zu festgelegten Zeiten schließen und öffnen. Das erhöht die Sicherheit – vor allem in der dunklen Jahreszeit.
iStock / baloon111

Elektrische Rollläden zu installieren, ist einfacher als gedacht und kann in wenigen Schritten erledigt werden, abhängig vom System. Dies ist nicht nur kostensparend, sondern schont auch die Muskelkraft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Elektrische Rollläden steigern Komfort und Sicherheit, sind per Fernbedienung steuerbar und in Smart-Home-Systeme integrierbar.

  • Die Nachrüstung erfolgt entweder durch einen Gurtwicklerantrieb oder einen Einsteckantrieb.

  • Kosten variieren je nach Rollladengröße und System; eine professionelle Installation sichert die Funktionalität.

  • Moderne Systeme mit Wetter-Sensoren verbessern die Energieeffizienz durch automatische Anpassungen.

Ein Rollladen ohne elektrischen Antrieb lässt sich oft nur mit viel Kraftaufwand mühsam hochziehen und wieder schließen. Einfacher fällt es mit einem elektrischen Antrieb, den Sie nachrüsten können und der per Tastendruck bedient wird. Die Bedienung bringt nicht nur mehr Komfort, die Automatisierung kann mithilfe einer Zeitsteuerung auch Geld und Energie sparen. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten des elektrischen Antriebs: den elektrischen Gurtwicklerantrieb oder den Einsteckantrieb. Den ersten Überblick können Sie sich mit folgender Tabelle verschaffen:

Gurtwicklerantrieb

Einsteckantrieb

  • einfache Aufputz- oder Unterputz-Montage

  • Steuerung per Tasten am Gerät, Zeitschaltuhr, Funk

  • lauter als Einsteckantrieb

  • im Rollladenkasten angebracht

  • Steuerung per Schalter, Zeitschaltuhr, Funk

  • sehr leise

  • hohe Lebensdauer

  • höherer Einbruchschutz

Elektrisch betriebener Gurtwickler: Definition

Ein elektrisch betriebener Gurtwickler besitzt einen eingebauten Motor, der den vorhandenen Gurt aufrollt. Zur Bedienung, also zum Öffnen und Schließen des Rollladens, muss somit nur noch eine Taste gedrückt werden. Je nach Modell kann auch eine Zeitschaltuhr integriert sein, sodass sich der Rollladen zu bestimmten Uhrzeiten öffnet und wieder schließt. Besonders gute Geräte besitzen sogar einen Funkempfänger und ermöglichen eine Steuerung per Funk-Fernbedienung.

Elektrisch betriebenen Gurtwickler auswählen

Bevor Sie mit dem Nachrüsten loslegen, sollten Sie zuerst die Zugkraft berechnen. Denn je größer und schwerer der Rollladen, desto höher ist auch die Kraft, die der elektrische Gurtantrieb zu bewältigen hat.

Um die Zugkraft zu berechnen, müssen Sie einfach die Größe des Rollladens (Breite x Höhe) mit dem Material des Rollladens multiplizieren. Grundsätzlich kann man für einen Rollladen aus Kunststoff mit circa 5 kg/m² rechnen. Für Rollläden aus Aluminium gilt ein Richtwert von 7 kg/ m² und für einen Rollladen aus Holz etwa 11 kg/ m². 

Beispielrechnung: Der Rollladen hat eine Breite von 2,80 Metern, eine Länge von 1,90 Metern und besteht aus Kunststoff. Somit berechnen Sie die Zugkraft wie folgt: 2,80 m x 1,90 m x 5kg = 26,6 kg. Sie benötigen also einen elektrischen Gurtwickler mit einer Zugkraft von mindestens 26,6 Kilogramm. Meist finden Sie diese Angabe in der Beschreibung des Anbieters

Elektrischen Gurtwickler anschließen

Um den Gurtwickler anzuschließen, sollten Sie darauf achten, dass eine Steckdose in der Nähe des Fensters ist. Überprüfen Sie vorab, ob dort 230 Volt Spannung anliegen und versichern Sie sich, dass sich keine Leitungen in der Wand befinden, die aus Versehen angebohrt werden können. Generell empfiehlt es sich, diese Arbeit von einem Fachbetrieb durchführen zu lassen.

Greifen Sie nun zu einem Installationskabel NYM-J 3 x 1,5 und verlegen Sie es von der Steckdose weg zum Gurtwickler. Tipp: Dieses Vorhaben eignet sich am besten im Zuge einer Renovierung, denn dann können Sie die Zuleitung unter Putz verlegen und die Wände anschließend neu streichen. Andernfalls können Sie auch einen Aufputz-Kanal mit den Maßen 15 x 15 Millimeter ziehen.

Sehr wichtig ist es, das Nachrüsten ohne Stromanschluss, also nur im stromlosen Zustand, durchzuführen. Merken Sie sich dabei die Farben der Stromkabel:

  • Grüngelber Draht: Schutzleiter

  • Blauer Draht: Neutralleiter

  • Schwarzer/Brauner Draht: Stromführender Leiter

Zuerst wird der Schutzleiter (grüngelb) an die Schutzleiterklemme angeschlossen. Danach wird der blaue Draht auf Klemme „N“ geklemmt. Zum Schluss wird noch der schwarze/braune Draht auf Klemme „L“ geklemmt.

Elektrischer Gurtwickler: Schritt für Schritt einbauen Kosten für elektrische Gurtwickler

Elektrischer Gurtwickler mit Sensoren

circa 70 bis 200 Euro

Verlängerungskabel

circa 20 bis 30 Euro

Kanal 15 x 15 Millimeter

circa 10 Euro

Sonstiges Material

circa 30 Euro

Arbeitszeit Facharbeiter (abhängig vom Aufwand)

circa 100 Euro

Rollladenmotor im Rollladenkasten (Einsteckantrieb)

Die zweite Möglichkeit zum elektrischen Nachrüsten eines Rollladens bietet ein Rohrmotor. Dieser wird in die Welle im Rollladenkasten am Fenster eingebaut. Der Rollladenmotor hat den Vorteil, besonders langlebig zu sein. Außerdem können Sie mit Zeitschaltuhren ausgestattet werden und sogar in ein Smart-Home-System integriert werden. Wer bereit ist, fürs Nachrüsten etwas mehr Geld auszugeben, hat sogar die Möglichkeit, einen Motor mit Blockier-Erkennung zu montieren. Das schützt den Rollladen zum Beispiel vor Beschädigungen oder Hindernissen.

Die Endabschaltung legt fest, wann der Motor den Rollladen beim Öffnen und Schließen stoppt. Bei Einsteckantrieben muss man zwischen Motoren elektromechanischer und elektronischer Endabschaltung unterscheiden:

Elektromechanische Endabschaltung

Motoren mit einer elektromechanischen Endabschaltung haben eine besonders hohe Lebensdauer. Sie können die Endpunkte manuell am Motorkopf einstellen. Je nachdem, wie stark sich die Temperaturen von Jahreszeit zu Jahreszeit ändern, muss man gelegentlich nachjustieren.

Elektronische Endabschaltung

Bei dieser Art werden die Endpunkte automatisch eingestellt. Entweder per Einstellkabel oder auch über eine Einstelltaste am Motorkopf. Der Vorteil: Wenn Sie nachträglich etwas an den Endpunkten ändern möchten, müssen Sie den Rollladenkasten nicht öffnen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei nebeneinander befindlichen Fenstern zwei oder mehr Antriebe über einen Rollladenschalter oder eine Zeitschaltuhr zu betreiben.

Rollladenmotor auswählen

Messen Sie zuerst den Durchmesser der Rollladenwelle, um den richtigen Rohrmotor auszuwählen. Anschließend ist es auch in diesem Fall wichtig, die Zugkraft des Rollladens zu ermitteln. Hierzu einfach die oben beschriebene Formel anwenden und einen Rohrmotor wählen, der mindestens die berechnete Zugkraft hat.

Einbau des elektrischen Rohrmotors

Damit man einen Rohrmotor einbauen kann, ist eine Mindestbreite des Rollladenkastens erforderlich. Diese Breite ist abhängig vom Raum, der dem Rohrmotor in der Rollladenwelle zur Verfügung stehen muss. Den Antriebskopf des Motors kann man sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite einbauen. In dieser Anleitung haben wir die rechte Seite gewählt:

Elektrischen Rohrmotor einbauen: So geht's Lager montieren

Zuerst müssen die Lager montiert werden. Dazu bestimmen Sie die Position von Antriebs- und Gegenlager im Rollladenkasten. Wickeln Sie den Rollladenpanzer auf die Wickelwelle und messen Sie den Durchmesser.

Überschrift der Box Achtung Text

Ist der Rollladen eingebaut, muss dieser beim Aufwickeln senkrecht in die Führungsschiene einlaufen. Wenn Sie das Antriebslager montieren, sollten Sie darauf achten, dass die Setztaste gut zugänglich ist und das Motorkabel ohne Knick verlegt werden kann.

Länge der Wickelwelle ermitteln

Messen Sie erst den Wandabstand von Antriebslager (B) und Gegenlager (C), danach messen Sie den Rollladenkasten (A) aus und ermitteln die nötige Wellenlänge, indem Sie B und C addieren und anschließend von A abziehen: L = A – (B + C).

Rohrmotor in die Wickelwelle schieben

Wenn Sie den Rohrmotor in die Wickelwelle schieben, müssen Sie sehr vorsichtig vorgehen. Schieben Sie zuerst den Mitnehmer in die Welle. Danach können Sie die Wickelwelle vollständig auf den Adapter drücken.

Einstecken der Walzenkapsel

Schieben Sie die Walzenkapsel in die Wickelwelle und stecken Sie anschließend das Kugellager auf den Achsstift.

Einbau des Motors in die Lager

Auf der Seite des Antriebslagers hängen Sie den Antriebskopf in das Antriebslager und sichern ihn mit einem Splint. Achten Sie darauf, dass die Setztaste gut zugänglich ist. Auf der Seite des Gegenlagers stecken Sie das andere Ende der Wickelwelle mit dem Kugellager in das Gegenlager. Sichern Sie dann das Antriebslager mit einem zweiten Splint.

Überschrift der Box Tipp Text

Bei Maßungenauigkeiten können Sie die Walzenkapsel etwas einschieben oder herausziehen. Sie muss jedoch immer mindestens mit zwei Dritteln ihrer Länge in der Wickelwelle stecken. Zum Schluss sichern Sie die Walzenkapsel mit einer Schraube.

Montage des Rollladenpanzers

Jetzt sollten Sie noch den Rollladenpanzer mit Befestigungsfedern an der Wickelwelle montieren. Schieben Sie dazu die Befestigungsfedern auf die oberste Lamelle des Rollladenpanzers und setzen Sie alle 40 Zentimeter eine Befestigungsfeder in die rechteckigen Löcher der Welle.

Überschrift der Box Gut zu wissen Text

Bei Motoren, die eine Sicherheitsabschaltung besitzen, sind diese Befestigungsfedern zwingend erforderlich. Andernfalls kann die Sicherheitsabschaltung nicht korrekt funktionieren.

Elektrischer Anschluss des Rohrmotors

Der elektrische Anschluss sollte auf jeden Fall von einem Fachbetrieb erledigt werden. Außerdem dürfen die Arbeiten an der elektrischen Anlage nur in einem spannungslosen Zustand durchgeführt werden.

Farbskala der Motorleitung

  • Blau: Neutralleiter

  • Schwarz: Drehrichtung 1

  • Grau: Drehrichtung 2

  • Braun: Setzleitung

  • Grün/Gelb: Erdung

Kosten eines Rohrmotors

Rohrmotor inklusive Zubehör

circa 30 bis 270 Euro

Kosten für den Elektriker

circa 150 Euro

Montage des neuen Rollladens

circa 100 bis 150 Euro

Gesamtkosten

circa 280 bis 570 Euro

Alternativ zu einem elektrischen Rollladen, der an das Stromnetz angeschlossen werden muss, bieten sich Solar-Rollläden an. Die sind sowohl für die Installation in Neubauten als auch für das Nachrüsten an Fenstern in Bestandsbauten geeignet.