Experten( )Wissen: Wie gesund ist eigentlich ein Döner?
Ernährungsexperte im exklusiven Interview
Unter jüngeren Menschen bis Mitte vierzig sind laut einer Yougov-Umfrage Pizza, Döner und Burger die beliebtesten Fast-Food-Gerichte, wobei gerade der Döner immer weiter aufholt. Doch wie gesund ist das Fladenbrot mit Fleisch und Gemüse eigentlich und wie schneidet es im Vergleich ab? Der Ernährungscoach Jannik Eggs erklärt es im Interview mit Yahoo Life.
Wie viele Kalorien hat denn ein Döner ungefähr?
Jannik Eggs: Je nach Dönerbude dürfte der Durchschnitt bei 700-800 Kalorien liegen, wobei es abhängig von der Soße auch einmal bis zu 1000 Kalorien sein können.
Welche Bestandteile sind denn aus ernährungswissenschaftlicher Sicht eher problematisch und welche sogar gut?
Die Hülle ist das Fladenbrot auf Weizenmehlbasis. Das besteht aus sogenannten Leerkalorien, die nährstofftechnisch wenig zur Verfügung stellen. Das Fleisch hat einen recht hohen Fettgehalt und dürfte bei den meisten Dönerspießen auch qualitativ problematisch sein. Es ist aber immerhin eine Eiweißquelle, wobei Eiweißproteine wichtige Bestandteile der Ernährung sind. Was den Döner zudem attraktiv macht, sind die Gemüsebestandteile. Oft enthalten Döner Rotkraut, Weißkohl, Eisbergsalat, Tomaten, Gurke, Zwiebeln, manchmal Petersilie oder Peperoni – das ist schon eine bunte, mikronährstoffreiche Vielfalt.
Wie sieht es denn mit den Soßen aus?
Meistens gibt es ja verschiedene. Eine Cocktailsoße, eine Joghurtsoße, Knoblauchsoße und Kräutersoße. Eine Joghurtsoße ist das kalorienärmste und die Cocktailsoße sehr fettig und damit auch kalorienhaltiger.
Beim Fleisch sagt man, je weniger Beine das Tier hat, desto besserErnährungscoach Jannik Eggs
Sofern man auf seine Kalorienzufuhr achten möchte: Mit welchen Variationen und Fleischvarianten könnte man das am besten?
Beim Fleisch sagt man, je weniger Beine das Tier hat, desto besser. In dieser Hinsicht wäre das Hühnchen der Sieger, weil es in aller Regel fettärmer ist und man einiges an Kalorien sparen kann. Man kann auch das klassische Fladenbrot gegen ein Yufka-Fladenbrot tauschen, wie es beim Dürüm ist. Eine gute Alternative wäre auch, komplett auf einen Dönerteller oder eine Dönerbox umzuswitchen und damit ganz auf das Brot zu verzichten.
Better Life: Vermeintlich internationale Gerichte – in Deutschland ein Hit
Natürlich nur, wenn man dann nicht noch Pommes dazu nimmt. Und wenn man noch eine Joghurtsoße nimmt, ist das wahrscheinlich die beste Möglichkeit. Man hat dann immer noch ein ähnliches Erlebnis, aber mit einem besseren Ergebnis. Und Menschen reicht es ja oftmals zu wissen, dass man auf nichts verzichten muss und unterwegs auch mal zur Dönerbude gehen kann. Dann braucht man vielleicht gar nicht das Brot und die Extrasoße.
Was wäre mit fleischlosen Alternativen wie Falafel?
Nährstofftechnisch schneidet das nicht unbedingt besser ab, weil die Falafel frittiert werden. Dazu sind die Hülsenfrüchte, aus denen sie gemacht sind, zwar eine gute pflanzliche Eiweißquelle, aber nicht so eiweißreich wie Fleisch, das uns schneller und länger satt macht. Für Vegetarier oder Veganer ist es trotzdem eine gute Alternative.
Wie stehen denn Döner im Vergleich mit anderen Fast-Food-Gerichten wie Burger und Pizza da?
Beim Dönerbrot handelt es sich wie gesagt um Leerkalorien, die wenige Nährstoffe enthalten. Und genau davon hat man bei Burgern und Pizza noch viel mehr. Was die Kalorien betrifft, ist man bei einem Burger mit Pommes schnell im vierstelligen Bereich, bei einer Pizza mit ordentlich Käse und Öl ist man auch schnell bei über 1000 Kalorien. Dafür fehlt das Gemüse oder ist zumindest sehr viel weniger vorhanden als beim Döner. Und das, was als Belag auf der Pizza oder dem Burger da ist, ist nährstoffärmer, weil es erhitzt wurde. Im Vergleich schneidet ein Döner also deutlich besser ab.
Sollte man im Idealfall ganz auf Döner, Burger und Pizza verzichten?
Alles, was wir uns verbieten, wird erst recht interessant. Das ist bei Kindern nicht anders als bei Erwachsenen. Durch ein Verbot wird das Verlangen danach in unserem Unterbewusstsein nur befeuert und irgendwann speichert es ab, gesunder Lebensstil, Fitsein oder Abnehmen gehen mit Verzicht einher. Das muss es aber nicht. Für viele macht es beim Bestellen beim Lieferservice keinen Unterschied, ob es einen Döner oder eine fettige Salamipizza gibt.
Nach Exit in der Kosmetik-Branche: Warum dieser Gründer nun mit einer Dönerkette durchstarten will
Wenn man dann einen Döner mit Hähnchenfleisch bestellt, mit etwas weniger Soße oder komplett ohne, kann man sich schnell 300-400 Kalorien sparen. Um 300 Kalorien zu verbrauchen, muss man schon locker eine halbe Stunde mit ordentlichem Tempo joggen. Wenn jemand aber Lust auf eine Pizza hat, kann er die auch einmal essen. Aber vielleicht muss es nicht noch ein extra Käserand sein.
Unser Experte: Jannik Eggs
Jannik Eggs arbeitet seit knapp neun Jahren als Personal Trainer und Ernährungsberater. Vor drei Jahren hat er mit seinem Geschäftspartner Josef Köppel Köppel & Eggs gegründet. Seitdem betreuen sie gemeinsam Kund:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz via Online-Coaching – und explizit ohne Döner-, Burger- und Pizzaverbot.
VIDEO: Fast-Food-Beschäftigte in Kalifornien: Mindestlohn steigt auf 20 Dollar