Better Life: Vermeintlich internationale Gerichte – in Deutschland ein Hit
Der Feierabend ruft, der Magen ist leer, und eigentlich bleibt nur die Frage: zum Griechen, zum Italiener oder doch lieber zum Chinesen? Egal, nach welcher internationalen Küche es uns gerade gelüstet, wir können uns sicher sein, dass wir hierzulande einige Spezialitäten auf den Speisekarten finden, die ihren Ursprung gar nicht wirklich dort haben, wo wir ihn vermuten. Hier sind fünf beliebte Speisen der Deutschen, die nicht so international sind, wie wir glauben mögen.
Dass der Döner, wie wir ihn hierzulande im Fladenbrot und mit viel Joghurt-Knoblauch-Sauce, Salat, Tomate und Kraut bestellen, in dieser Form gar nicht wirklich in der Türkei erfunden wurde, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in Berlin, wissen die meisten von uns.
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Zwar gibt es einige Gerichte, deren Ursprünge nicht klar sind oder über deren Herkunft zumindest gestritten wird, doch dass sich die internationale Küche an unsere deutschen Gaumen angepasst hat, ist unbestritten. Hier kommen fünf vermeintlich internationale Lieblingsspeisen der Deutschen, die sich so nicht in ihren vermuteten "Herkunftsländern" finden lassen:
"Hawaiianische" oder "italienische" Pizza Hawaii?
Fangen wir doch gleich kontrovers an: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie – die Pizza Hawaii. Dass die Erfinder der Pizza, die Italiener*innen, nichts mit dieser Kreation zu tun haben (wollen!), dürfte noch bekannt sein, doch woher kommt die zweitliebste Pizza-Variante der Deutschen dann? Wie der Name schon sagt Hawaii? Nein, den Namen hat sie allein der Ananas zu verdanken, die auf den hawaiianischen Inseln wächst. Erfunden wurde die "Pizza Hawaii" sehr viel weiter nördlich, weit weg sowohl von Hawaii als auch Italien: in Kanada.
Ein gewisser Sam Panopoulos aus Ontario in Kanada soll der erste gewesen sein, der das Obst zusammen mit Schinken auf die klassische Pizza gelegt hat. Dass der Name des Erfinders auf griechische Ursprünge seiner Familie hinweist, lassen wir bei der Suche nach den Wurzeln der Pizza Hawaii einfach mal außen vor, zumal den Fans der Früchte-Pizza am Ende auch egal sein dürfte, woher ihr liebstes Fast Food stammt – Hauptsache ist, sie kommt schön heiß auf den Teller (und dem Italiener, bei dem wir sie ordern, treiben wir mit der Bestellung nicht die Tränen in die Augen).
"Griechische" Metaxasauce
Bestellt ihr beim Griechen eurer Wahl auch gerne Gyros oder Lendenspieß mit Metaxasauce? Die cremige Sauce, die ihren Namen von einer der Hauptzutaten, dem griechischen Weinbrand Metaxa, hat, besteht hauptsächlich aus Sahne und Tomatenmark – und ist wohl eine Erfindung aus Deutschland. Die eigentliche griechische Küche ist für unseren deutschen Geschmack eher als "trocken" zu bezeichnen, denn Saucen im klassischen Sinne gibt es nicht, stattdessen bevorzugen die Griech*innen Dips wie Zaziki.
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Das war dem Deutschen, der gerne auch die Wiener*innen mit Rahm-, Jäger- oder Paprikasauce auf dem Schnitzel in den Wahnsinn treibt, offenbar nicht genug und der Siegeszug der Metaxasauce war besiegelt. Wo genau dieser begann und wer als Erfinder der köstlichen Kreation gilt, ist nicht bekannt, dafür aber, dass es die Sauce in Griechenland selbst eher selten zu finden gibt, und wenn, dann als Folge der Vorlieben der deutschen Urlauber*innen.
"Chinesische" Ente süß-sauer
Auch Fans der asiatischen Küche müssen jetzt ganz stark sein, denn ein absoluter Klassiker, den wir mit chinesischem Essen verbinden wie kaum etwas anderes, gibt es so in China gar nicht. Die Rede ist von der süß-sauren Sauce, die so beliebt ist, dass sogar die Burgerkette mit dem goldenen M sie zu ihren Nuggets reicht.
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Ein kleiner Wertmutstropfen: Etwas Ähnliches gibt es in der chinesischen Küche schon, allerdings mit völlig anderen Zutaten, sodass sich der Geschmack am Ende kaum vergleichen lässt. Während "unsere" süß-saure Sauce nämlich aus Tomatenmark (oder sogar Ketchup), Zucker und Essig gemacht wird, beinhaltet das "Original" Sojasauce und auch eine bestimmte Sorte von Pflaumen. Letztere waren letztendlich auch für die Änderungen in der westlichen Küche verantwortlich, da es sie auf deutschen Märkten schlicht nicht zu kaufen gab. Des Deutschen so geliebte süß-saure Sauce ist also als Notlösung entstanden – und knusprige Ente süß-sauer könnt ihr in China lange suchen.
"Indisches" Curry
Wenn wir in Deutschland das Wort Curry hören, denken wir an einen ganz bestimmten Würzgeschmack – den wir so sehr lieben, dass wir extra unser eigenes Kultgericht, die Currywurst, damit erfunden haben. Wer diese für uns als "Curry" bekannte Würzmischung nun mit dem Geschmack Indiens verbindet, liegt aber leider vollkommen daneben.
Zum einen bezeichnet "Curry" in Indien ein zubereitetes Gericht, nicht die Gewürzmischung, und zum anderen verrät die Bezeichnung "Mischung" schon, dass es nicht ein einzelnes Curry-Gewürz mit einem bestimmten Geschmack gibt. Stattdessen ist das, was wir als Curry kennen und lieben, eine Kombination unterschiedlichster Gewürze – und die Zusammensetzung kann und wird sich vor allem in Indien immer wieder stark unterscheiden. Die von uns bevorzugte Mischung ist ein Ergebnis der britischen Kolonialisierung Indiens und besteht meist aus Bockshornklee, Chili, Ingwer, Koriander, Kreuzkümmel, Kurkuma und Curryblatt, wobei Letzteres trotz des Namens allein nicht nach dem schmeckt, was wir als Curry bezeichnen würden.
"Italienisches" Spaghettieis
Italienisches Gelato in Form von italienischen Spaghetti – diese Eiskreation, die in jedem Sommer Verkaufsschlager an deutschen Eisdielen ist, gibt sich alle Mühe, einen Bezug zum Mutterland von Eiscreme und Pasta herzustellen. Tatsächlich handelt es sich hier aber um eine deutsche Erfindung und ist in Italien gar nicht zu finden. Erfunden hat's immerhin ein gebürtiger Italiener, allerdings in den 1960er Jahren in Mannheim – und nötig war (und ist!) für die Herstellung eine wirklich sehr deutsche Spätzlepresse. Wem das den italienischen Appetit verdirbt: Mi scusa! Wem es egal ist: Haut rein!
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