Experten()Wissen: 5 Situationen, in denen du sofort den Notruf wählen solltest

Notfallmediziner im exklusiven Interview

Ohnmacht, Wespenstich oder Verschlucken: Im Alltag kann es jederzeit zu brenzligen Situationen kommen, und für Laien ist nicht immer gleich ersichtlich, ob es sich um einen echten medizinischen Notfall handelt oder nicht. Weil es im Ernstfall aber auf jede Sekunde ankommt, erklärt der Notfallmediziner Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner gegenüber Yahoo Life, wann du sofort die 112 wählen und mit Erster Hilfe beginnen solltest.

Die 112 ist die Nummer für medizinische Notfälle, bei denen keine Sekunde verschwendet werden sollte. (Foto: Getty)
Die 112 ist die Nummer für medizinische Notfälle, bei denen keine Sekunde verschwendet werden sollte. (Foto: Getty)

1. Herz-Kreislaufstillstand

Prof. Jan-Thorsten Gräsner: Der Herz-Kreislaufstillstand ist das schwerwiegendste Notfallereignis, dem sich ein Laie gegenübergestellt sehen kann. Jetzt gilt es erstens zu Prüfen, ob der Patient bewusstlos ist und normal atmet. Falls nicht: Notruf absetzen, überall in Europa unter der 112 und den genauen Notfallort angeben. Anschließend mit der Herz-Druckmassage beginnen, damit die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungs- und Notarztteams überbrückt werden kann.

2. Allergische Reaktion

Insektenstiche oder Lebensmittel können bei hierfür empfindlichen Patientinnen und Patienten lebensbedrohliche Folgen haben. Kommt es nach einem Insektenstich zu Luftnot oder Kreislaufproblemen, sollte der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 alarmiert werden. Ersthelferinnen und Ersthelfer sollten beim Betroffenen bleiben und diesen betreuen.

3. Starke Blutung

Durch tiefe Schnittverletzungen oder Amputationsverletzungen kann es zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen. Hier gilt es, die Blutung durch externen Druck so gut wie möglich zum Stillstand zu bringen. Kommt die Verletzung an einem Arm oder Bein vor, kann die betroffene Extremität zusätzlich angehoben oder hochgehalten werden. Parallel zur Versorgung der Blutung sollte der Notruf 112 gewählt und der Rettungsdienst verständigt werden

4. Luftnot

Insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen kann es trotz vorhandener Therapie und Medikamenteneinnahme zu akuten Verschlechterungen kommen. Eine blasse Hautfarbe, eine angestrengte Atmung, gegebenenfalls blau verfärbte Lippen können Hinweise auf diese Verschlechterung sein.

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Bei einer akuten Situation ist hier ebenfalls der Notruf unter 112 die richtige Vorgehensweise. Entscheidend ist dabei, dass es sich um eine akute Verschlechterung handelt, dass sich der Zustand schlagartig verschlimmert.

5. Verschluckter Fremdkörper

Spielzeug wie Legosteine oder auch größere Essensbestandteile können die oberen Luftwege verschließen und eine Atmung unmöglich machen. Die betroffenen Patienten bekommen schlagartig keine Luft mehr. Auch hier ist schnelles Handeln notwendig. Parallel zum Notruf 112 sollte mit Schlägen zwischen den Schulterblättern der Hustenstoß unterstützt werden. Verliert der betroffene Patient das Bewusstsein, sind wie beim Herz-Kreislaufstillstand Herzdruckmassagen das Mittel der Wahl bei den Ersthelfermaßnahmen.

Unser Experte: Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner

Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner ist Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und seit über 30 Jahren in der Notfallmedizin aktiv. Aktuell fliegt er als Notarzt auf dem Rettungshubschrauber Christoph 42 in Rendsburg und ist als Notarzt in der Landeshauptstadt Kiel aktiv. Prof. Gräsner ist der Sprecher der Sektion Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

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