Experten()Wissen: Braucht man Sonnencreme im Flugzeug?
Dr. med. Christoph Liebich im exklusiven Interview
Dem Himmel so nah – ist man, wenn man mit dem Flugzeug reist. Allerdings kommt man dabei auch der Sonne ein beachtliches Stück näher. Ob wir unsere Haut im Flugzeug tatsächlich mit Sonnencreme schützen müssen und weitere spannende Fakten zum Thema Pflege über den Wolken, erklärt unser Experte Dr. med. Christoph Liebich, Facharzt für Dermatologie in München.
Wenn das Flugzeug bei Regen und dichter Wolkendecke abhebt, diese durchbricht und plötzlich die Sonne durch das kleine Fenster scheint – jedes Mal aufs Neue ist das ein faszinierendes Erlebnis. Doch ähnlich wie beim Wandern in den Bergen sind auch an Bord eines Flugzeuges die Sonnenstrahlen intensiver als am Boden.
Welche Auswirkungen dies auf unsere Haut hat, darüber haben wir mit unserem Experten Dr. Christoph Liebich gesprochen.
Yahoo Life: Eine Studie im "Journal of the American Medical Association Dermatology" von 2015 hat gezeigt, dass Flugzeugpersonal ein mehr als doppelt so hohes Risiko hat, an Hautkrebs zu erkranken als Menschen, die nicht in der Luft arbeiten. Hängt dies tatsächlich mit der UV-Strahlung an Bord zusammen?
Dr. med. Christoph Liebich: Vor allem die kosmische Strahlung (= Höhenstrahlung beim Fliegen; Anm. d. Red.) ist ein Problem, hier hat man bei Piloten gesehen, dass das Risiko für Krebserkrankungen steigt, also auch das Melanom-Risiko; bei Passagieren hingegen sind keine Fälle bekannt, dass er*sie durch eine Flugreise einen Sonnenbrand oder andere Hautschäden davongetragen hat.
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Die Fenster eines Flugzeugs schirmen die kurzwelligen UV-B-Strahlen fast komplett ab, von den langwelligen UV-A-Strahlen hingegen kommen noch über 50% durch. Welche Folgen kann das für unsere Haut haben?
Dr. med. Christoph Liebich: Tatsächlich ist man sich nicht hundertprozentig sicher, ob das erhöhte Melanom-Risiko bei Piloten oder Flugpersonal ausschließlich mit der UV-Strahlung in Zusammenhang steht. Man ist sich hier nicht sicher, worauf dieser Anstieg zurückzuführen ist, denn Piloten oder Bordpersonal, die beispielsweise Langstrecke fliegen, sind zwar zum einen dem erhöhten Maß an kosmischer Strahlung ausgesetzt, zum anderen nutzen diese Personengruppen natürlich auch die Möglichkeit, die Sonne während ihres Aufenthaltes am Zielort zu genießen – wer sich dabei nicht ausreichend schützt, trägt hier dann auch ein erhöhtes Risiko, Hautschäden zu erleiden.
Sollte man also – auch als Passagier – im Flugzeug unbedingt Sonnenschutz auftragen?
Dr. med. Christoph Liebich: Grundsätzlich sollte man immer – egal, ob auf Reisen oder im Alltag – Sonnenschutz verwenden. Dies bedeutet: Lichtschutzfaktor (so hoch wie möglich, am besten 50+) in der Tagespflege plus textilen Schutz. Wichtig hierbei ist, auch die Hände nicht zu vergessen, die ja stets exponiert sind.
Sonnenschutz sollte täglich Bestandteil unserer Pflegeroutine am Morgen sein, um die Haut zu schützen. (Bild: Getty Images)
Macht es einen Unterschied, ob ich Sonnencreme mit mineralischem oder chemischem Filter verwende oder gibt es fürs Flugzeug gar spezielle Produkte, die Sie empfehlen würden?
Dr. med. Christoph Liebich: Es gibt keine speziellen Produkte. In den meisten Sonnencremes mit sehr hohem Lichtschutzfaktor sind oftmals sowohl chemische als auch mineralische Filter enthalten – grundsätzlich kann aber jede*r das Produkt verwenden, mit dem er*sie am besten zurechtkommt und präferiert.
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Stimmt es eigentlich wirklich, dass unsere Haut im Flugzeug schneller altert – wenn ja: Womit hängt dies zusammen?
Dr. med. Christoph Liebich: Die Haut altert schneller, aber – vor allem bei Vielflieger*innen – machen sich Faktoren wie Stress, zu wenig Schlaf, eine ungesunde Ernährung und eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr sowie die klimatischen Wechsel bemerkbar.
Wie kann ich meine Haut auf Flugreisen – zusätzlich zur Sonnencreme – noch schützen und pflegen?
Dr. med. Christoph Liebich: Am besten wird die normale Hautpflege verwendet, also entsprechende Produkte für trockene Haut, die reichhaltig sind, leichtere Formulierungen bei Misch- oder fettigerer Haut. Um die Haut an Bord vor dem Austrocknen zu schützen heißt es zudem: Viel trinken!
Unser Experte: Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in München. In seiner Praxis "Dermazent – Dermatologie im Zentrum" bietet er zusammen mit seinem Team neben modernsten Therapieverfahren auch traditionelle Behandlungsmethoden an. Die Schwerpunkte liegen dabei in der ästhetischen und operativen Dermatologie. Darüber hinaus ist die Hautarztpraxis von Dr. Liebich ein Zentrum für Lasermedizin und Lichttherapie.
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