Expertin erklärt - deshalb daten kleine Frauen gerne große Männer

Mann möglichst groß, Frau möglichst klein: das sind die Schubladen, die die Gesellschaft für unsere Körper definiert. (Symbolfoto: Getty Images)
Mann möglichst groß, Frau möglichst klein: das sind die Schubladen, die die Gesellschaft für unsere Körper definiert. (Symbolfoto: Getty Images)

Bei der heterosexuellen Partnersuche sind Größenunterschiede zwischen Frauen und Männern oft ein großes Thema. In einem Artikel der New York Post erklären Expertinnen, warum das so ist. Aber wie sinnvoll sind diese körperlichen Präferenzen beim Dating heute noch und was sagen sie über die Person aus, die sie hat?

Wer sich schon mal auf Dating-Apps wie Tinder herumgetrieben hat, dürfte bestens damit vertraut sein. Frauen wie Männer haben in ihren Profilen regelrechte Checklisten stehen, wie ein*e potenziell*e Partner*in zu sein hat: Sportlich, Nichtraucher*in, an exakt denselben Dingen interessiert und so weiter. Eine besonders beliebte Kategorie: die Größe.

Dabei bevorzugen augenscheinlich besonders sehr kleine Frauen überdurchschnittlich große Männer, während auffällig große Männer eher Frauen von einer Größe unter dem Durchschnitt suchen. Große Frauen und kleine Männer können in der Regel ein Lied davon singen, wie sie beim Dating echte Schwierigkeiten haben, Partner*innen zu finden, denen ihre Körpergröße egal ist.

Ein maximaler Größenunterschied scheint in heterosexuellen Paarbeziehungen in unserer Gesellschaft also einen hohen Stellenwert zu haben, wobei auch klar definiert ist, welche geschlechtliche Identität an welchem Ende der Skala zu stehen hat.

Verhaltenstherapeutin: Größenpräferenzen haben mit Rollenbildern zu tun

Avigail Lev, eine Verhaltenstherapeutin aus San Francisco erklärt in der New York Post, was die Ursache für die strikten Vorlieben bei der Körpergröße sein könnten: „Ein evolutionärer oder biologischer Ansatz würde es damit erklären, dass Größe mit Gesundheit und Stärke eines Partners, oder soziologisch gesprochen, mit körperlicher Stärke, Macht und der Fähigkeit zu versorgen in Verbindung gebracht wird.“

Lev räumt aber auch ein, dass es für die Wissenschaft kaum möglich ist, zu unterscheiden, ob diese Präferenzen uns in die Wiege gelegt sind, oder ob wir sie anerzogen bekommen.

In einer patriarchalen Gesellschaft ist der Mann als starker Versorger ein klar definiertes Rollenbild – das dann auch gern auf die Biologie übertragen und wiederum damit begründet wird. Denn wieso sollte es für eine Frau nicht erstrebenswert sein, als gesund, stark und überlebensfähig zu gelten?

„Die Gesellschaft besetzt das Frauenbild mit den Eigenschaften klein, fragil und zart, Männlichkeit wird mit Stärke, Macht und Dominanz konnotiert – aber das hat mit Rollenbildern zu tun, nicht mit biologischen Geschlechtern“, so die Verhaltensexpertin. Wer nicht in diese Schubladen passt oder passen will, weiß in der Regel nur zu gut, wie viel Macht sie über unser Wohlbefinden haben.

Groß und stark: Müssen Männer Frauen überhaupt beschützen?

Auch Life Coach Nicole Moore kann aus ihrem Berufsalltag berichten, dass Frauen große Männer bevorzugen, weil sie das Gefühl haben, dass ein Mann, der sie überragt, sie besser beschützen kann.

Abgesehen von steinzeitlichen Rollenverteilungen (die in der Archäologie ja ebenfalls von gesellschaftlich geprägten, meist männlichen Wissenschaftlern definiert wurden), macht dieses Schutzbedürfnis allerdings wenig Sinn.

Laut Statistik ist es für eine Frau 15-Mal wahrscheinlicher, von einem Mann aus ihrem persönlichen Umfeld getötet zu werden, als von einem Fremden. In 62% der Morde durch einen Bekannten handelte es sich bei den Tätern um (Ex-)Ehemänner und Partner. Der Fall, sich gegen den eigenen Partner zur Wehr setzen zu müssen, ist in der Lebensrealität einer Frau also wahrscheinlicher, als dass der Partner sie vor einem fremden Angreifer beschützen muss.

Laut Moores Erfahrung korreliert das Selbstbewusstsein eines Mannes mit seinen Größenpräferenzen. Je selbstbewusster der Mann ist, desto weniger wichtig ist ihm die Größe seiner Partnerin, selbst wenn sie ihn überragt.

Nur die Größe zählt? Lieber Finger weg!

Oft glauben wir, dass wir unseren Vorlieben bei der Partnerwahl hilflos gegenüberstehen. Aber dem ist nicht so. Moore ruft deshalb dazu auf, die eigenen Präferenzen kritisch zu hinterfragen und herauszufinden, ob sie nicht vielleicht in Unsicherheiten oder veralteten Geschlechterbildern wurzeln.

Egal ob groß oder klein, beim Dating gilt: Wenn jemand unverrückbare äußerlichen Präferenzen bei der Partnerwahl hat, ist das ein relativ verlässlicher Indikator dafür, dass man von der Person ohnehin die Finger lassen sollte.

Tiefsitzende Unsicherheiten und veraltete Rollenbilder ziehen meist einen langen Rattenschwanz weiterer Probleme nach sich, die sich als wahres Beziehungsgift erweisen können.

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