Better Life: Warum die Ehe heute nicht mehr die Wunschvorstellung in Beziehungen ist

Wer einen neuen Partner sucht, geht heute ins Netz. Doch suchen Singles wirklich auf Online-Datingportalen noch den Mann oder die Frau für’s Leben? Ja – aber die Wünsche für eine gemeinsame Zukunft sind heute anders.

Eine Beziehung kann viele Gesichter und Ausprägungen haben. (Symbolbild: Getty Images)
Eine Beziehung kann viele Gesichter und Ausprägungen haben. (Symbolbild: Getty Images)

Verliebt, verlobt, verheiratet – ein altes Sprichwort, das für viele noch immer eine perfekte Beziehung ausmacht. Doch diese Vorstellungen, an die sich tradierte Rollenmuster knüpfen, sind im Wandel. Heute suchen Singles im Netz nicht nur nach einem potentiellen Ehepartner, sondern vielmehr nach einem Seelenverwandten, der auch nicht zwangsläufig der Vater künftiger Kinder sein muss. Neben der Ehe findet die Liebe heute noch viele weitere Formen und Wege abseits des klassischen Beziehungsmodells aus zwei Partnern und “Bis das der Tod uns scheidet“-Mentalität.

"Snow Globing": Vorsicht, vor diesem Dating-Trend

Nach was wird also auf den zahlreichen Online-Dating-Portalen gesucht? Die großen Anbieter versuchen das jährlich mit diversen Statistiken herauszufinden. Der Dating-App-Anbieter Bumble etwa hat bei einer Umfrage unter 25.000 Singles verschiedene Faktoren und Trends identifiziert, die bei einer Partnerschaft eine Rolle spielen könnten. Ein Trend kristallisiert sich dabei besonders heraus: die eigenen Bedürfnisse erkennen und kommunizieren.

Dabei sind nicht in erster Linie die körperlichen Bedürfnisse gemeint. So geht es mehr als einem Drittel der Singles (38 %) laut Bumble mehr um Emotionen als um Sex in einer Partnerschaft. Sicherheit, Geborgenheit und ein respektvoller Umgang miteinander sind wichtiger. Insbesondere die Männer entfernen sich von der dominanten Männlichkeit und geben sich verletzlicher und offener. In der Bumble-Umfrage war das jeder vierte deutsche Mann (25 %).

Hauptsache Zwanglos: Slow Dating und N.A.T.O

Zeit ist für viele Singles ein wichtiger Faktor bei der Partnersuche. Sich also lieber länger Zeit nehmen, um das Gegenüber kennenzulernen anstatt in eine unüberlegte und möglicherweise zum Scheitern verurteilte Beziehung zu hechten. 46 Prozent der Bumble-Singles praktiziert dieses „Slow-Dating“.

Denn eine langfristige Beziehung ist noch immer das, wonach viele Online-Dating-Nutzer*innen streben. Bei den Frauen suchen laut Bumble 67 Prozent nach einer ernsten Bindung. Ob diese dann vor dem Altar in einer Ehe gipfelt, ist mehr als zweitrangig. Davon träumen nur 9 Prozent.

Dating: Diese Verhaltensweisen gehen gar nicht

Die Dating-App Tinder wiederum sieht einen gegenteiligen Trend unter den jungen Singles. Im Tinder-Jahresrückblick “Year in Swipe“ gab es 2023 mehr zwangloses Dating als feste Partnersuche. So waren viele Singles etwa N.A.T.O (not attached to outcomes), also eher auf den Prozess des Kennenlernens konzentriert als auf das mögliche Ergebnis daraus. Dieses “offen für Entdeckungen“ traf bei Tinder auf mehr als ein Viertel der 18-25-Jährigen zu. Die Abkehr konventioneller Beziehungsmuster sieht aber auch Tinder im Kommen. So standen bei den Singles 2023 auch die sogenannte “Main Character Energy“ im Fokus. Dabei geht es um die persönlichen Interessen und Geschichten, also mehr Selbstfindung statt Beziehungsdruck.

Langfristig, aber anders: Situationship und Polyarmorie

Eine Langzeitbeziehung kann aber auch ganz anders aussehen, als die meisten vielleicht denken. Es gibt noch weitere Trends, die vor allem bei der viel zitierten Generation Z hoch im Kurs stehen. Da ist zum einen die sogenannte Situationship, eine Zwischenwelt, die sich irgendwo zwischen Freundschaft mit Extras und fester Beziehung ansiedelt. Alles kann, nichts muss – damit lässt sich das Phänomen wohl am besten beschreiben. Es gibt zwar romantische Gefühle und man ist sich sehr nah – doch eine gemeinsame Zukunft steht (vorerst) nicht auf der Agenda.

Dann gibt es noch ein altes Beziehungsmodell, dass gerade von vorwiegend jungen Paaren wieder entdeckt wird: Polyarmorie. also die Liebe zu mehr als nur einem Partner, auch offene Beziehung genannt. Das Konzept dahinter ist nicht allein die sexuelle Freiheit, sondern vielmehr die Überzeugung, dass Liebe nicht exklusiv ist. Das Gegenstück zur Monogamie wurde vor allen in den späten 60er- und 70er-Jahren bekannt, eines der berühmtesten Paare in einer offenen Beziehung waren die französische Schriftstellerin und Feministin Simone de Beauvoir und der französische Intellektuelle Jean Paul Sartre.

Wie auch immer die gemeinsame Beziehung aussehen mag, wichtig ist nur eines: dass beide damit glücklich sind.

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