Fashion-Fauxpas beim Cheltenham Festival
Primark statt Nachhaltigkeit
Beim alljährlichen Cheltenham Festival in Großbritannien kommen nicht nur Pferderennen-Enthusiat*innen aus dem ganzen Land, unter ihnen auch Königin Camilla oder Prinzessin Anne, sondern auch Mode-Fans zusammen. Seit Jahren spielt Fashion eine große Rolle bei dem renommierten Festival, besonders am zweiten Tag, dem sogenannten "Ladies Day" präsentieren berühmte, royale und ganz normale Damen ihre Mode-Highlights.
In diesem Jahr wurde der Tag in "Style Wednesday" umbenannt, um in inklusive zu machen und Frauen und Männer einzuladen, mitzumachen. Wie ein Sprecher erklärt: "Dieses Jahr haben wir den zweiten Tag des Festivals als Style Wednesday relauncht, um 'schnelle Pferde, slow Fashion' zu feiern". Besucher*innen seien aufgefordert, vor allem auf nachhaltige Mode zu setzen um ihren einzigartigen und persönlichen Stil zu zeigen, zum Beispiel "Outfits, die sie bereits in ihrem Kleiderschrank haben, wieder zu tragen, zeitlose Kleidung zu kaufen und wieder und wieder zu tragen und von Händlern zu kaufen, die sich auf Second-Hand-Kleidung spezialisieren."
Eine Besucherin schien dieses Memo allerdings nicht bekommen zu haben. Auf den ersten Blick schien es, als habe sie sich nur einen kleinen Fauxpas geleistet, der wohl einigen von uns auch passieren könnte: An ihrem flauschigen Mantel hing noch das Etikett. Aber nicht nur das, Mode-Expert*innen werden es wahrscheinlich sofort erkennen, der Mantel wurde bei Primark gekauft.
Das ist das Problem mit Primark
In Anbetracht des Mottos "Slow Fashion" wird hier also der viel größere Fauxpas der Dame deutlich. Nicht nur handelt es sich augenscheinlich um ein neu gekauftes Kleidungsstück, sondern auch noch ums eins, das bei dem Geschäft gekauft wurde, das wohl wie kein anderes für Fast Fashion steht. Bereits seit Jahren steht das Unternehmen international in der Kritik. Angeprangert werden unter anderem die Arbeits-, Lohn- und Produktionsbedingungen in Billiglohnländern, Schadstoffbelastungen und mangelnde Qualität.
2020 brachte Primark eine neue Reihe mit Umwelt-bewussten Produkten aus organischen, nachhaltigen oder recycelten Materialen heraus, so steht auch auf dem Etikett des Cheltenham-Mantels "recycled Polyester" und wirbt mit Slogans wie "wir reduzieren die CO2-Emissionen um 50% [...] damit die Erde atmen kann". Allerdings kritisieren viele, dass es sich hierbei bei "Greenwashing" handelt, Primark erweckt mit Aussagen wie diesen den Eindruck, dass das Unternehmen bereits nachhaltig produziere, dabei verrät kaum lesbares Kleingedrucktes, dass es sich lediglich um Ziele handelt, die sich das Unternehmen für die nicht weiter definierte Zukunft gesetzt hat.
Bei all diesen Kontroversen rund um Primark wird sich die Cheltenham-Besucherin im Nachhinein wahrscheinlich wünschen das Etikett nicht vergessen zu haben - so wären der kleine und größere Fashion-Fauxpas zumindest nicht so offensichtlich gewesen...