Fashion Week Paris: Kuriose Looks sorgen für Debatten
Modenschau oder Zirkus? Die neueste Frühling/Sommer-Kollektion des Modehauses Viktor & Rolf sorgt auf der Pariser Fashion Week für reichlich Diskussionen. Denn alle Models trugen auf dem Laufsteg recht traditionelle Ballkleider - jedoch auf teils unkonventionelle Weise.
18 Kleider umfasste die Kollektion von Viktor & Rolf, die auf der Paris Fashion Week präsentiert wurde - die meisten davon edle, wallende A-Linien-Roben in Pastell-Farben oder mit Glitzer-Elementen versehen. Nicht gerade die Art von Mode, die auf einer der größten Fashion-Events des Jahres von sich reden macht, weswegen sich die niederländischen Designer eine - gelinde gesagt - außergewöhnliche Präsentation ausdachten.
So schien ein Kleid von alleine über den Laufsteg zu schweben, während ein Model im hautfarbenen Body daneben herlief. Ein weiteres Model musste blind über den Catwalk stolzieren: Das Kleid war ihr spiegelverkehrt übergestülpt worden, sodass der voluminöse Rock ihren Rumpf und Kopf bedeckte, während Beine und Arme freiblieben. Andere Kleider waren horizontal an den Models drapiert oder wirkten, als wären sie leicht verrutscht.
Kunst oder Krempel? Die Show polarisiert
Kein Wunder, dass dies für Aufsehen sorgt, wenn auch nicht vordergründig auf positive Art und Weise. Als die Vogue einen kurzen Clip der Modenschau von Viktor & Rolf postete, sammelte dieser zwar innerhalb eines Tages knapp 600.000 Likes, doch in den bislang rund 17.000 Kommentaren hagelte es Kritik.
"Jetzt gehen ihnen endgültig die Ideen aus", heißt es dort. "Die Fashion Week wird zum Zirkus", schreibt ein weiterer Nutzer. Ein anderer schrieb: "Jemand muss die Mode retten. Das hier ergibt keinen Sinn." Ein Kommentar nannte die Show "das Dümmste, das ich je gesehen habe", und auch die Worte "lächerlich" und "entsetzlich" fielen.
Dann wiederum war zu lesen: "Bin ich die Einzige, der das gefällt?" Und das war diese Nutzerin definitiv nicht. Ein Kommentar erklärte: "An jeden, der sagt, dass diese Outfits absurd sind: Sie sind nicht dazu da, getragen zu werden. Sie sind wie Kunstwerke in einem Museum, mit dem Unterschied, dass sie nicht auf einer Leinwand dargestellt werden, sondern an einer Person. Solche Kleider sind beeindruckend, weil es schwer ist, sie auf diese Weise in Form zu bringen und zu halten." Ein weiterer Nutzer meinte: "Die Leute verstehen nicht, dass es bei Haute Couture um Mode als Kunst geht und nicht um Produkte, die gekauft und getragen werden."
Nicht jeder ließ sich von dem künstlerischen und technischen Aspekt blenden, sondern sah es als Werbegag. "Noch ein Modehaus, das um Relevanz buhlt, so wie Balenciaga oder Schiaparelli, indem sie geschmacklosen Schmarrn produzieren. Alexander McQueen und Virgil Abloh waren die letzten Visionäre."
Was steckt hinter der kuriosen Kollektion?
Freilich haben sich Viktor Horsting und Rolf Snoeren etwas bei ihrer Kollektion und deren Präsentation gedacht. Am Anfang habe der Kontrast zwischen Bildern, die wir auf unseren Smartphones konsumieren, und der Realität gestanden, wie die Niederländer "Women's Wear Daily" erklärten. Man scrolle sich von hübsch verzierten Kuchen zu Kriegsbildern und dann zu Urlaubsschnappschüssen.
Die Frühlings-Kollektion sollte einen weiteren Kontrast darstellen: den zwischen Couture-Klischees der Modegeschichte und der modernen Zeit. "Daraus wurde ein absurder Blick auf die Stereotypen von Designer-Kleidern - verzierte Mieder und große Röcke in lieblichen, weichen Farben - mit denen seltsame Dinge passieren", so die beiden. Diese seltsamen Dinge seien, dass die Kleider von den Körpern fliegen, mit ihnen kollidieren oder gänzlich auf dem Kopf stünden. Horsting zufolge sollen die Designs "als Bilder bestehen, aber nicht nur ein Bild sein, sondern auch als etwas Reales".
Video: Rahul Mishras "Cosmos" begeistert Publikum auf der Pariser Fashion Week