Feuerwiderstandsklassen: Das sagen Sie aus

Je höher die Feuerwiderstandsklasse der Bauteile, desto mehr Zeit bleibt der Feuerwehr den Brand zu löschen und größere Schäden zu verhindern.
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Feuerwiderstandsklassen geben an, wie lange ein Bauteil bei Brandeinwirkung widerstandsfähig bleibt. Diese Klassifizierung ist besonders wichtig für den baulichen Brandschutz und dient dem Schutz von Menschenleben und Sachwerten. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie die Einteilung funktioniert, welche Materialien dabei eine Rolle spielen und wie Sie diese Information praktisch bei Ihrem Bauvorhaben anwenden können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Feuerwiderstandsklassen geben an, wie lange ein Bauteil im Brandfall seine Funktion behält. Die Prüfung der Klassen erfolgt durch die DIN-Norm 4102.

  • Gängige Klassen wie F30, F60, F90 stehen für die Feuerwiderstandsdauer in Minuten.

  • Unterschiedliche Baustoffe wie Stahl, Beton und Holz werden je nach ihren Brandschutzanforderungen getestet.

  • Brandschutztüren und Feuerschutzabschlüsse sind entscheidend, um den Raumabschluss zu sichern.

  • Der Unterschied zwischen der Feuerwiderstandsklasse und der Baustoffklasse liegt in der Bewertung des gesamten Bauteils im Vergleich zum Brandverhalten des einzelnen Materials.

Was bedeuten Feuerwiderstandsklassen?

Wenn Sie ein Bauprojekt planen, egal ob privat oder gewerblich, ist der Brandschutz ein wichtiger Faktor. Die Feuerwiderstandsklassen, manchmal auch Brandschutzklassen genannt, geben Ihnen dabei klare Orientierung, wie lange ein Bauteil im Brandfall seine Funktion erfüllt. Die wichtigsten Funktionen, die hier bewertet werden, sind die Tragfähigkeit, der Raumabschluss und die Wärmedämmung. 

Ein Bauteil mit der Klassifizierung F90 hält etwa 90 Minuten extremen Temperaturen stand, bevor es versagt. Diese Zeit steckt den Rahmen, um Evakuierungsmaßnahmen durchzuführen und größere Schäden zu verhindern. Besonders bei tragenden Bauteilen wie Decken und Wänden spielt die Feuerwiderstandsklasse eine große Rolle, um die Struktur des Gebäudes zu sichern.

Warum sind Feuerwiderstandsklassen wichtig?

Feuerwiderstandsklassen sind entscheidend für den Brandschutz. Die Klassen definieren, wie lange Bauteile wie Wände, Decken und Türen im Brandfall ihre Funktion – sei es Tragfähigkeit, Raumabschluss oder Wärmedämmung – aufrechterhalten. Diese wertvolle Zeit ermöglicht die Evakuierung von Menschen, den Einsatz der Feuerwehr und begrenzt die Ausbreitung des Feuers. 

Besonders in öffentlichen Gebäuden, Hochhäusern und Industrieanlagen mit hohem Personenaufkommen oder wertvollen Gütern sind hohe Feuerwiderstandsklassen unerlässlich. Aber auch im privaten Wohnungsbau ist die Wahl der richtigen Materialien und Bauteile entscheidend.

Gut zu wissen

Brandschutztüren mit hohen Feuerwiderstandsklassen können in Fluren und Treppenhäusern installiert werden, um die Ausbreitung von Feuer und Rauch effektiv einzudämmen und Fluchtwege sicher zu halten.

Rechtliche Grundlagen und Normen

In Deutschland regelt die DIN 4102 die Prüfungen für Feuerwiderstandsklassen. Diese DIN-Norm legt die Kriterien fest, nach denen Bauteile getestet werden, um ihre Feuerbeständigkeit zu bewerten. Auf europäischer Ebene kommt die Norm EN 13501 zum Einsatz. 

Diese Normen definieren, wie lange ein Bauteil im Brandfall standhält, und wie seine Leistungskriterien einzustufen sind. Dabei werden Feuerwiderstandstests durchgeführt, die die Wärmedämmung, den Raumabschluss und die Tragfähigkeit von Bauteilen unter realen Bedingungen prüfen. Die Tests sind notwendig, um sicherzustellen, dass ein Bauteil den Anforderungen entspricht.

Welche Feuerwiderstandsklassen gibt es?

Die Feuerwiderstandsklassen werden durch eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen beschrieben. Die Zahl gibt die Dauer in Minuten an, während die Buchstaben angeben, welche Funktionen das Bauteil erfüllt.
Hier eine Übersicht:

  • F30, F60, F90, F120, F180: Diese Zahl gibt die Feuerwiderstandsdauer an, also wie viele Minuten das Bauteil gegen Hitze und Flammen resistent ist, bevor es seine Stabilität oder Funktionsfähigkeit verliert. Brandwände gehören üblicherweise zu den höheren Klassen wie F90 oder F120. Sie verhindern nicht nur die Ausbreitung von Feuer, sondern weisen auch eine hohe Toleranz gegenüber Stoßbeanspruchung auf.

  • R: Diese Buchstaben stehen für tragende Bauteile, die höchstfeuerbeständig sind. Sie behalten ihre Tragfähigkeit unter extremen Temperaturen bei.

  • E: Der Buchstabe gilt für Bauteile, die den Raumabschluss gewährleisten und verhindern, dass Flammen durchbrechen.

  • I: In die Klasse I werden Bauteile eingeteilt, die zusätzlich eine Wärmedämmung bieten und verhindern, dass sich Hitze ungehindert ausbreitet.

Beispiel

Ein Bauteil der Klasse F60 (hochfeuerhemmend) REI hält Feuer 60 Minuten stand, ohne seine Funktion zu verlieren.

Materialien und ihre Feuerwiderstandsfähigkeit

Die Feuerwiderstandsfähigkeit eines Bauteils hängt von den verwendeten Baustoffen ab. Stahl und Beton sind von Natur aus widerstandsfähig, während Holz oder Kunststoffe eine spezielle Behandlung benötigen, um den Feuerwiderstand zu verbessern. In vielen bauaufsichtlichen Prüfungen werden Bauteile extremen Bedingungen ausgesetzt, um ihre Feuerbeständigkeit zu testen. Dies geschieht in Brandversuchen mit kontrollierten Feuern.

Anwendungsbeispiele in der Bauindustrie

Bei der Planung und dem Bau eines Bürogebäudes spielt die Wahl der richtigen Feuerwiderstandsklassen eine zentrale Rolle. Brandschutztüren mit der Feuerwiderstandsklasse F90 in Treppenhäusern sorgen dafür, dass das Feuer sich langsamer ausbreitet und den Rettungskräften genügend Zeit bleibt, Personen in Sicherheit zu bringen. Auch der Einsatz von hochfeuerbeständigen Bauteilen in Außenwänden kann die Stabilität und Sicherheit des Gebäudes massiv verbessern. Diese Maßnahmen verhindern, dass Flammen durch das Gebäude dringen und schwere Schäden verursachen.

Unterschied zwischen Feuerwiderstandsklasse und Baustoffklasse

Die Feuerwiderstandsklasse bewertet das gesamte Bauteil und berücksichtigt dabei das Zusammenspiel verschiedener Materialien und deren Konstruktion. So kann eine Wand aus Holzständerwerk mit Gipskartonbeplankung eine höhere Feuerwiderstandsklasse erreichen als eine reine Holzwand, obwohl Holz an sich brennbar ist. Die Baustoffklasse hingegen fokussiert sich ausschließlich auf das Brandverhalten eines einzelnen Materials, unabhängig von seiner Verwendung in einem Bauteil. Stahl hat zum Beispiel eine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit, während Holz leichter brennbar ist. 

Es ist wichtig, sowohl die Feuerwiderstandsklasse des Bauteils als auch die Baustoffklassen der verwendeten Materialien zu kennen, um ein umfassendes Verständnis für den Brandschutz eines Gebäudes zu erhalten. Nur so kann sichergestellt werden, dass im Ernstfall alle Bauteile optimal zusammenwirken und ihre Funktion erfüllen, um Leben zu retten und Schäden zu minimieren.