Gewöhnlicher Glatthafer
Der Gewöhnliche Glatthafer ist ein hohes, mehrjähriges Wiesengras, das durch seine stattliche Erscheinung auffällt. Der Pollen des Grases kann schwere Heuschnupfen-Attacken auslösen.
Lebensraum
Der Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius), auch Fromental oder Französisches Raygras genannt, ist ein ausdauernd wachsendes heimisches Gras aus der Gattung Glatthafer (Arrhenatherum). Es wächst bevorzugt in Wiesen, aber auch an Dämmen und Wegrändern. Der Glatthafer gehört in die Familie der Süßgräser (Poaceae).
Beim Gewöhnlichen Glatthafer werden zwei Unterarten unterschieden: Der Knollen-Glatthafer (Arrhenatherum elatius ssp. bulbosum) und der eigentliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius ssp. elatius). Bei der ersten Unterart sind die Knoten am Stängel fast zwiebelartig verdickt.
Die Zeigerwerte nach Ellenberg weisen den Gewöhnlichen Glatthafer als Lichtpflanze und Stickstoffzeiger aus. Außerdem gilt die Pflanze als Mäßigwärmezeiger und wächst auf schwach sauren bis schwach basischen Böden. Was die Feuchtigkeit des Bodens betrifft, wird der Glatthafer als Frischezeiger eingeordnet. Der Boden am Standort der Pflanze ist also als mäßig feucht einzuordnen. Nach dem Glatthafer ist die Pflanzengesellschaft der Glatthaferwiesen (Arrhenatherion) benannt, dessen Charakter-Art das Gras ist. Der Gewöhnliche Glatthafer steht aufgrund seiner Häufigkeit nicht unter Schutz.
Wo kommt Gewöhnlicher Glatthafer natürlich vor?
Die ursprüngliche Heimat des Gewöhnlichen Glatthafers sind die gemäßigt-warmen Regionen Europas und Asiens sowie Nordafrikas. In Deutschland ist die Pflanze zwar weit verbreitet, gehört aber nicht zur ursprünglichen heimischen Vegetation, sondern gelangte wohl aus Frankreich durch Saatgut im 19. Jahrhundert hierher. Das wüchsige Gras tritt auch in Nordamerika, Australien und Neuseeland inzwischen als Neophyt auf. Die Pflanze wächst vom Flachland bis in mittlere Gebirgslagen.
Vermehrung und Ausbreitung
Das ausdauernde Gras vermehrt sich vorwiegend generativ durch Samen. Diese bilden nach der Keimung oft bereits im ersten Jahr kräftige Pflanzen und blühen auch häufig schon im ersten Wuchsjahr. Gewöhnlicher Glatthafer kann etwa drei bis sechs Jahre überdauern, bevor die Pflanze abstirbt. Das Gras gehört zu den Lichtkeimern.
Wuchs
Arrhenatherum elatius wächst in lockeren Horsten mit sehr kurzen Ausläufern und wird etwa 50 bis 150 Zentimeter hoch. Es ist ein Tiefwurzler und daher wenig empfindlich für Trockenheit. Die gelblichen Wurzeln verzweigen sich nur wenig. Gewöhnlicher Glatthafer bildet lange, glatte Halme mit bis zu fünf Knoten. Von diesen unbehaarten Halmen rührt auch die deutsche Bezeichnung her. Arrhenatherum elatius treibt schon früh im Jahr aus und gehört in der Wiese zu den sogenannten Obergräsern. Dies sind wuchsstarke Gräser, die viele aufrechte Blühtriebe bilden und so das Bild der Wiesen bestimmen. Man kann den blühenden Glatthafer gut daran erkennen, dass die Hüllblätter der Ährchen im Blütenstand eine leicht eingeknickte Granne haben.
Blätter
Die Blätter an den Halmen der Pflanzen sind etwa fünf bis zehn Millimeter breit und können bis zu 40 Zentimeter lang werden. Jedes Blatt gliedert sich in die Blattscheide, die den Stängel umfasst, und die Blattspreite. Diese ist beim Gewöhnlichen Glatthafer flach ausgebreitet und kurz behaart. Die Oberfläche fühlt sich dadurch rau an.
Blüten
Für den Gewöhnlichen Glatthafer typisch sind seine einseitswendigen, leicht überhängenden Blütenrispen. Sie können bis zu 30 Zentimeter lang werden und sitzen an den Enden der Blütentriebe. Die darin befindlichen Blütenährchen sind gestielt und haben je zwei, seltener drei bis vier Blüten. Die Hüllblätter der Ährchen sind grün-gelblich in der Farbe, häufig auch purpurfarben überlaufen. Die Hüllspelzen der Blüten laufen spitz zu und sind häutig. Darüber liegen die knapp einen Zentimeter langen Deckspelzen. Charakteristisch für Arrhenatherum elatius ist die lange Granne an der unteren Deckspelze. Sie ist zum Teil mit der Deckspelze verwachsen und etwa auf halber Länge etwas abgeknickt (gekniet). Daran kann man das Gras gut von anderen hohen Rispengräsern unterscheiden.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt – wie bei Gräsern typisch – durch den Wind. Die drei Staubblätter und der Stempel hängen bei den aufgeblühten Ährchen daher weit aus den Blüten heraus. Arrhenatherum elatius gehört zu den mittelfrüh blühenden Gräsern. Die Hauptblütezeit fällt in den Mai und Juni. Manche Exemplare blühen bis in den September nach.
Früchte
Die bei Gräsern typischen Früchte, die Karyopsen, sind beim Gewöhnlichen Glatthafer als Spelzfrüchte ausgebildet. Die Samen darin sind von Deck- und Vorspelze eingehüllt. Fruchtreife ist ab Juni.
Standort
Arrhenatherum elatius bevorzugt als Wiesengras sonnige, warme Standorte mit leicht feuchten Böden. An nassen Standorten gedeiht das Gras nicht.
Boden
Der Gewöhnliche Glatthafer wächst gern auf sandig-lehmigen Böden und braucht ausreichend Nährstoffe im Boden für sein üppiges Wachstum.
Ökologischer Wert von Arrhenatherum elatius
Der Gewöhnliche Glatthafer ist für einige heimische Schmetterlinge eine wichtige Futterpflanze. So fressen zum Beispiel die Raupen des Schachbrettes, des Waldbrettspiels, des Braunen Waldvogels und des Brombeerspinners an den Blättern.
Vorkommen oder Verwendung im Garten
Der Gewöhnliche Glatthafer hat als Gartenpflanze keine Bedeutung. Er eignet sich auch nicht für Blumenwiesen im Garten, da das Gras zu wüchsig ist und weniger konkurrenzstarke Blühpflanzen schnell verdrängt.
Gewöhnlichen Glatthafer als Nutzpflanze verwenden
Arrhenatherum elatius ist ein gutes Heugras und wird am besten ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Dann wächst es willig nach. Häufigeren Schnitt vertragen die Pflanzen nicht. Als Grünfutter kommt der Glatthafer nicht infrage, denn er enthält im Frischezustand Saponine und schmeckt dadurch für das Vieh bitter.
Das Gras wird gern für die Anlage von Kleegras-Wiesen auf eher trockenen Standorten verwendet, da es hier als eines von wenigen Grasarten gut wächst.
Leider gehört der Gewöhnliche Glatthafer zu den Wiesengräsern, deren Pollen Allergikern schwer zu schaffen machen kann. Es ist ein häufiger Auslöser für Heuschnupfen.