Großbritannien startet harte Offensive gegen ungesunde Lebensmittel

Quengelware heißen die (meist süßen) Produkte kurz vor der Supermarktkasse, wo kleinen Kindern - oder dem inneren Schweinehund - gerade genug Zeit bleibt, so lange zu maulen, bis die Schokoriegel oder Bonbons im Einkaufswagen gelandet sind. Diesem und vielen anderen Verkaufstricks bei ungesunden Lebensmitteln will Großbritannien im Kampf gegen das Übergewichtsproblem an den Kragen.

Rear view of attractive early 30's blond woman pushing cart through a supermarket and looking sideways to find what she came for. There are shelves with food on both sides, blurry. She's wearing casual blue shirt and jeans and carrying brown purse.
Vor allem bei Süßem greift der Einzelhandel tief in die Trickkiste, um Kunden zum Kaufen zu animieren (Symbolbild: Getty Images)

Allein in England sind 63 Prozent aller Erwachsenen und etwa ein Drittel aller Kinder im Grundschulalter übergewichtig. Ein wachsendes Problem, dessen sich nun auch die britische Regierung annehmen will. Nun stellte sie einige Maßnahmen vor, mit der es Bürgern schwerer gemacht werden soll, sich ungesund zu ernähren.

Verkaufstricks sollen unterbunden werden

Nicht nur die zuckrigen Lebensmittel vor der Kasse von Supermärkten sollen hierbei verboten werden, sondern auch die Promotion solcher Ware direkt am Eingang sowie “Zwei zum Preis von einem”-Sonderangebote, wie unter anderem “The Guardian” berichtet. Damit sollen Einzelhandelsketten nicht nur davon abgehalten werden, ihre Kunden zum Kauf der ungesunden Lebensmittel zu animieren, sondern auch davon, diese überhaupt erst in großen Mengen zu bestellen.

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Auch Online-Werbung für Süßigkeiten und Junkfood an besonders prominenten Stellen wie der Homepage oder der Bezahlseite soll verboten werden, und Restaurants dürfen Kunden nicht mehr anbieten, Soft Drinks gratis nachzufüllen.

Corona als Weckruf für Boris Johnson?

Verschiedene Initiativen wie “Action on Sugar” oder die “Obesity Health Alliance” appellieren schon lange an die britische Regierung, sich nicht mehr von Lobbyisten aus der Lebensmittelbranche blenden zu lassen und das Thema Übergewicht auf politischer Ebene anzugehen.

Im Sommer hatte Boris Johnson schließlich eine harte Offensive gegen ungesunde Lebensmittel angekündigt, nachdem er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Seinen schweren Verlauf der davon ausgelösten Krankheit Covid-19 führte er “The Guardian” zufolge auf sein eigenes Übergewicht zurück.

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Die Maßnahmen sollen Mitte 2022 in Kraft treten, was dem Einzelhandel laut Caroline Cerny von der “Obesity Health Alliance” mehr als genug Zeit gebe, ihre Verkaufsstrategien auf gesündere Lebensmittel zu verlagern.

Auch in Deutschland gehen diese Strategien für die Supermärkte übrigens auf - und stehen immer wieder in der Kritik. Obwohl die Regale unmittelbar vor und neben der Kasse nur wenig Raum einnehmen, macht die dortige Quengelware laut dem EHI Retail Instituts in Supermärkten sechs bis sieben Prozent des Umsatzes aus. Schon lange wird daher gefordert, die Kekse, Schokoriegel und Bonbons dort durch gesündere Alternativen zu ersetzen.

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