H-Milch und Co.: Welche Milchsorten gibt es?

Milch ist nicht gleich Milch

Im Supermarkt hat man die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Milchsorten. Doch was hat es eigentlich mit den Varianten wie Heumilch, H-Milch und Alpenmilch auf sich? Wir erklären die Unterschiede.

Heumilch, Weidemilch, Biomilch - die Angebotspalette an Milch-Sorten ist groß.(Bild: Getty)
Heumilch, Weidemilch, Biomilch - die Angebotspalette an Milch-Sorten ist groß.(Bild: Getty)

Wer Milch kauft, ist mittlerweile im Supermarkt mit einer schier endlosen Auswahl verschiedener Sorten konfrontiert. Zwischen Frischmilch, H-Milch, Frischmilch mit längerer Haltbarkeit, Heumilch & Co kann man da schnell den Überblick verlieren. Doch worin bestehen die Unterschiede?

Homogenisierte Milch

In der Regel sind alle im Supermarkt verkauften Milchsorten homogenisiert: Beim Homogenisieren werden die ursprünglich großen Fettkügelchen in kleine Fettkügelchen zerkleinert, die sich gleichmäßig (homogen) in der Milch verteilen - die Milch rahmt dadurch nicht mehr auf.

H-Milch

H-Milch ist ultrahocherhitzte Milch, die nicht mehr gekühlt werden muss: Sie wird auf mindestens 135 Grad Celsius erhitzt. Im ungeöffneten Zustand hält diese Milch sogar drei bis sechs Monate. Deswegen nennt man sie auch H-Milch (Haltbar-Milch). Wichtig: im geöffneten Zustand muss auch H-Milch gekühlt werden, sonst gehen Nährstoffe verloren und der Geschmack und die Qualität der Milch können leiden.

Dass H-Milch nur wenige Nährstoffe hat, ist übrigens ein verbreitetes Vorurteil. Denn verglichen mit Frischmilch hat H-Milch nur geringfügig weniger Vitamin-C. Der Vitamin-C-Gehalt liegt bei Frischmilch etwa 20 Prozent höher. Was weitere Viamine angeht, haben H-Milch und Frischmilch einen ähnlichen Anteil an den Vitaminen A, D, E, B2 und B5. Der Kalziumgehalt ist ebenfalls gleich.

Und H-Milch hat auch einen Vorteil: Homogenisierte H-Milch ist für viele Menschen leichter verdaulich als frische Milch, da sich das Milcheiweiß durch die Wärmebehandlung verändert.

Frische Vollmilch

Frischmilch ist ein „Unterprodukt“ der H-Milch: Sie ist ebenfalls wärmebehandelt, jedoch bei weniger hohen Temperaturen als H-Milch. Da rohe Milch Milchsäurebakterien und andere Mikroorganismen enthält, wird sie kurzzeitig auf über 70 Grad Celsius erhitzt, um diese zu vernichten: Sie wird dadurch pasteurisiert - und büßt dadurch etwas Geschmack und Mineralien ein.

Frischmilch, länger haltbar

Seit einigen Jahren gibt es auch eine neuere Variante im Kühlregal: Frischmilch mit längerer Haltbarkeit. Die sogenannte ESL-Milch ("Extended Shelf Life") ist etwa 3 Wochen haltbar. Auf der Packung ist sie meist mit dem Hinweis "länger haltbar" gekennzeichnet. Die Grundlage dafür ist Rohmilch, die auf 120 Grad erhitzt wird. Danach wird sie homogenisiert.

Da durch die Behandlung kaum Vitamine verloren gehen, ist diese Variante fast so gesund wie frische Milch. Sie schmeckt unter Umständen jedoch etwas anders, weniger vollmundig.

Fettarme Milch

Bild: Getty
Bild: Getty

Wie der Name schon sagt, liegt der Unterschied zwischen Vollmilch und fettarmer Milch im Fettgehalt. Der liegt bei fettarmer Milch bei nur 1,5 Prozent bzw. 0,3 Prozent, während Vollmilch mindestens 3,5 Prozent Fett enthalten muss. Fettarme Milch enthält außerdem weniger Kohlenhydrate als Vollmilch.

Rohmilch

Die frisch gemolkene, unbehandelte Milch nennt man Rohmilch: Sie darf nicht über 40 Celsius erhitzt werden. Sie ist selbst gekühlt nur zwei bis drei Tage haltbar, bevor sie sauer wird - und sollte deshalb schnell verzehrt werden. Rohmilch wird direkt nach dem Melken ohne jede Verarbeitung in den Milchtank des Bauernhofs oder Betriebs geleitet, wo sie lediglich heruntergekühlt wird: Das verhindert, dass sich potentielle schädliche Keime oder Bakterien aus der Milch vermehren.

An Rohmilch scheiden sich die Geister. Während manche darauf schwören, raten einige Experten vor allem Kindern, älteren Menschen und Schwangeren vom Verzehr ab, da in Rohmilch alle Bakterienkulturen erhalten bleiben. Das kann zwar durchaus positive Effekte haben, verursacht bei manchen Menschen jedoch auch Magen-Darm-Beschwerden.

Kühe in Bandelow, Deutschland, warten darauf, gemolken zu werden (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Kühe in Bandelow, Deutschland, warten darauf, gemolken zu werden (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Heumilch

Wer im Supermarkt zu Heumilch greift, kann davon ausgehen, dass die Tiere von denen sie stammt vor allem mit frischen Gräsern und Kräutern sowie Heu gefüttert wurden. Silo-Futter oder Gärfuttermittel sind hier verboten.

Gentechnisch veränderte Futtermittel sind ebenfalls tabu. Die Bezeichnung Heumilch ist EU-weit gesetzlich geschützt - sie sagt de facto jedoch nichts darüber aus, wie die Tiere gehalten werden. In der Regel kann man jedoch davon ausgehen, dass Kühe, die ein hochwertiges Futter genießen auch gut gehalten werden, also z.B. ausreichend Platz haben.

So viele Menschen konsumieren Milch

Milchprodukte spielen weltweit eine wichtige Rolle bei der Ernährung: Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die weltweit regelmäßig Milchprodukte konsumieren. (Grafik: Statista)
Milchprodukte spielen weltweit eine wichtige Rolle bei der Ernährung: Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die weltweit regelmäßig Milchprodukte konsumieren. (Grafik: Statista)

Weidemilch

Auf kaum einer Milchverpackung fehlen die obligatorischen grasenden Kühe. Doch die Realität sieht meistens anders aus: In Deutschland kommt nur noch knapp jede dritte Kuh auf die Weide.

Wer eine Packung "Weidemilch" in den Händen hält, denkt jedoch meist unmittelbar an Milchkühe, die viel Zeit auf der Weide verbringen und Grünfutter genießen dürfen. Selbst der Begriff "Weidemilch" ist allerdings laut Verbraucherzentrale rechtlich nicht geschützt und kein Garant für Weidehaltung. Denn es gibt in Deutschland gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, wie lange Kühe auf der Weide sein sollen, um diese Bezeichnung tragen zu dürfen.

Eine Mindestvorgabe, an der sich viele Milcherzeuger der Branche orientieren, ist es, dass die erzeugenden Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden auf der Weide stehen. An diesen und sogar noch weiteren Branchenstandards orientieren sich alle Anbieter mit dem Siegel "Pro Weideland" auf der Packung.

Übrigens: Als "Weidemilch"gekennzeichnete Milch ist meist teurer, als Milch ohne "Weide"-Kennzeichnung: Weidehaltung ist nämlich nicht nicht nur aufwändiger und kostspieliger für die Landwirte: Kühe, die auf der Weide unterwegs sind, geben auch weniger Milch.

Bio-Milch

Bio-Milch gilt allgemein als die gesündeste Milchart. Wo "Biomilch" draufsteht, da kann der Verbraucher von einem hohen Standard an Haltung und Fütterung ausgehen. Gentechnisch verändertes Futter und vorbeugende Medikamente sind hier tabu.

Dennoch muss Bio-Milch nicht zwingend Weidemilch sein. Die Kühe, die Biomilch erzeugen, müssen jedoch Zugang zur Weide haben und sollen auch im Winter genug Bewegungsfreiheit haben. Unabhängige Experten kontrollieren einmal jährlich, ob die ökologischen Standards eingehalten werden. Wer zu Bio-Milch aus der Region greift, stellt zusätzlich sicher ,dass die Transportwege der Milch relativ kurz sind - das kommt der Umwelt zu gute.

Alpenmilch oder Landmilch

Diese Begriffe stehen auf vielen Milchpackungen. Sie sagen jedoch nichts über die Haltung oder das Futter der Kühe aus und sind gesetzlich nicht geschützt. Es handelt sich eher um Marketingbegriffe. Wo die Milch genau herstammt, ob aus den Alpen oder vom Lande, können Verbraucher dabei nicht genau wissen, es sei denn, sie fragen direkt beim Hersteller nach.

Der Begriff Alpenmilch sagt außerdem nichts über die Haltung oder Fütterung der Tiere aus. Auch Werbebezeichnungen wie „aus artgerechter Tierhaltung" sind nicht geschützt und sagen daher wenig aus.

Video: Vegane Alternative: Milch aus dem Bioreaktor