Heringsbegräbnis und Eier-Schlacht: Osterbräuche auf der ganzen Welt
Die Osterwoche ist angebrochen. Hier feiert man mit Osterlamm, bunt bemalten Ostereiern, vielleicht einem Gottesdienst. Doch weltweit gibt es ganz verschiedene Bräuche.
Auch in Deutschland gibt es viele regionale Osterbräuche, manchmal variieren sie sogar von Familie zu Familie. Doch in vielen Ländern der Welt gibt es Traditionen zum Osterfest, die hierzulande gänzlich unbekannt sind.
Bulgarien:
In Bulgarien gibt es eine kuriose Tradition zu Ostern. Sobald die Messe am Ostersonntag gefeiert ist, treffen sich die Menschen mit mitgebrachten Eiern zur Eier-Schlacht vor der Kirche. Dabei werden die hartgekochten Eier gegeneinander geschlagen, wer zuletzt noch ein Ei mit intakter Schale vorweisen kann, kann sich auf ein glückliches Jahr freuen. Glück und Gesundheit verspricht auch ein weiterer bulgarischer Osterbrauch. Dafür wird den Kindern des Hauses von einer älteren Frau mit dem ersten rot gefärbten Ei über das Gesicht gestrichen.
England:
In England reicht dafür schon das zarte Tätscheln mit einem Weidenkätzchenzweig. Viele Menschen verschenken die samtigen Pflanzentriebe deshalb zu Ostern an Freunde und Familie. Doch was in England noch beliebter ist, als glücksbringende Talismane, sind skurrile Wettbewerbe. Und so gibt es jedes Jahr am Gründonnerstag in dem kleinen Städtchen Olney in Buckinghamshire am "Pancake Thursday" ein Pfannkuchenrennen. Und zwar bereits seit 1445. Diesen mehr als 500 Jahre alten Brauch übernahm der kleine Ort Liberal im US-Bundesstaat Kansas vor 73 Jahren, seitdem liefern sich die beiden Städtchen ein Pfannkuchenduell.
Irland:
Auch Irland ist durchaus für Skurriles zu haben. Wie nicht anders zu erwarten, feiert man dort das Ende der Fastenzeit mit Musik und Tänzen in den Straßen - und mit Heringsbegräbnissen. Denn in früheren Zeiten war der Hering eine der Hauptmahlzeiten während des Fastens. Und noch heute werden deshalb in einigen Orten Irland zeremoniell Heringe begraben, um zu feiern, dass die Fastenzeit mit dem Osterfest ein Ende findet.
Italien:
In dem vornehmlich katholischen Land gibt es fast in jedem Ort eine Osterprozession, in der der Leidensweg von Jesus inszeniert wird. Den Kreuzweg in Rom schreitet sogar der Papst ab, der auch die liturgischen Messen persönlich hält. Diese beginnen am Palmsonntag mit der Messe auf dem Petersplatz. Doch auch kulinarisch gibt es in Italien einige spezielle Traditionen. Am bekanntesten ist die "Colomba Pasquale", ein süßes Gebäck in Form einer Taube. In Süditalien wird traditionell ein Reiskuchen serviert, dazu gibt es auch herzhaftes Gebäck mit Eiern und Gemüse gefüllt. Gefeiert wird in der Familie meist am Ostermontag, oder "Pasquetta". Damit wird vielerorts bei einem gemeinsamen Picknick im Freien auch der Frühlingsanfang gefeiert.
Spanien:
Ziemlich unheimlich wird es an Ostern in Teilen Spaniens. Dort gibt es in der ganzen Osterwoche, der "Semana Santa" Prozessionen. Bei denen tragen Bruderschaften mit spitzen Gesichtsmasken, "Nazarener Kapuzen" vermummt schwere Lafetten mit Jesusfiguren und andere Heiligen durch die Straßen. Sie sind ganz in weiß, schwarz oder lila gekleidet und haben oft Fackeln und rasselnde Ketten bei sich. Mancherorts geißeln sich die "Büßer" auch noch mit Peitschen, indem sie sich selbst auf den Rücken schlagen. Die berühmtesten Prozessionen finden im südspanischen Sevilla statt und ziehen Jahr für Jahr Touristenmassen an. Am Ostersonntag werden in den Kirchen dann verzierte Palmwedel gesegnet.
Schweiz:
Auch bei den Eidgenossen gibt es besondere Ostertraditionen. Im Tessin spielen in Medrisio über 200 Darsteller und 50 Pferde den Kreuzweg Jesu am Gründonnerstag in einer gewaltigen Prozession nach. Die Tradition gibt es bereits seit dem 16. Jahrhundert. Eher nicht religiös ist dagegen das "Eiertütscha". Ähnlich wie in Bulgarien trifft man sich dafür auf dem Kornhausplatz in Bern und kämpft dann Ei gegen Ei, bis das unbeschädigte gewonnen hat. In Zürich verwendet man bei der "Zwängerle"-Variante dabei übrigens kein zweites Ei, sondern, ganz dem Ruf der Nobelstadt entsprechend, eine 20 Rappen-Münze, die auf Eier geworfen wird.
Schweden:
In Skandinavien wird das Osterfest zu einer Mischung aus Halloween und Fasching. Denn dort verkleiden sich die Kinder mit langen Röcken und Kopftüchern als "Påskäring", übersetzt Osterweiber. Dann ziehen sie von Haus zu Haus, verteilen Osterbriefe und hoffen dafür auf süße Gaben. Die schwedischen Häuser werden zu Ostern mit Federn und Birkenzweigen geschmückt. Die Ostereier bringt dort kein Hase, sondern das Osterküken, weshalb es zahlreiche Dekorationen in Küken-Gelb gibt. Mit Feuerwerk und Osterfeuern sollen die Osterhexen und der Geist des Winters verjagt werden.
USA:
Bereits seit dem Jahr 1878 wird im Garten des Weißen Hauses in Washington das traditionelle Ostereirollen ausgetragen. Zunächst suchen die Kinder die Eier im Präsidenten-Garten, danach rollen sie die Fundstücke mit langen Löffeln über den Rasen. In New York gibt es am Ostersonntag eine große "Easter Parade" auf der Fifth Avenue, auf der Festwägen und verkleidete Menschen durch Manhattan ziehen.
Brasilien:
In Brasilien fällt Ostern in den meisten Landesteilen noch in die Sommerzeit. Dennoch gibt es auch hier Schokoladeneier, bis zu 100 Millionen pro Ostern werden in dem südamerikanischen Land produziert. Meist sind sie größer als in Deutschland, da sie oft mit Spielzeugen für die Kinder gefüllt werden. Aus Italien haben die Einwanderer die Ostertaube mitgebracht, im Süden Brasiliens gibt von Deutschen eingeführte Osterlämmer als Gebäck. In manchen Teilen des Landes werden auch wunderschöne Teppichmuster aus gefärbtem Sägemehl auf den Straßen ausgelegt. Die Passion Christi wird auch in Brasilien groß inszeniert. Nach Brejo da Madre de Deus reisen Jahr für Jahr 50.000 Besucher, um sich das Passions-Stück anzusehen.
Mexiko:
Im katholischen Mexiko gibt es vielerorts große Prozessionszüge. Der bekannteste führt durch den Stadtteil Iztapalapa in Mexiko-Stadt. Eine Besonderheit ist in Mexiko, dass sich oft indigene und christliche Bräuche bei den Feierlichkeiten mischen. Die Straßen werden mit bunten Girlanden geschmückt, dazu gibt es Musik und Tanz auf den Straßen und öffentlichen Plätzen. Die zweiwöchigen Osterfeiern sind zudem in Mexiko eine der Hauptferienzeiten für Familien.
Philippinen:
Die Bilder aus den Philippinen gehen jedes Jahr um die Welt. Denn dort lassen sich besonders gläubige Menschen in einem heftig umstrittenen Ritual an Karfreitag an Kreuze nageln. Sie wollen damit für ihre Sünden büßen. Die katholische Kirche hat dieses martialische Ostertradition bereits mehrfach öffentlich verurteilt.
Gambia:
Auf ungewöhnliche Weise wird das Osterfest in Gambia gefeiert. In dem vornehmlich muslimischen westafrikanischen Land ist nur eine kleine Minderheit der Menschen katholisch. Diese etwa vier Prozent feiern an Ostern Messen in farbenfrohen Ostertrachten und bespritzen sich gegenseitig mit geweihtem Wasser aus der Kirche. Am Ostermontag lassen sie dann hunderte bunte Drachen über dem Strand der Hauptstadt Banjul in den Himmeln steigen. Denn in Gambia werden die Drachen als Symbol für die Wiederauferstehung Christi gesehen. Derjenige, dessen Drache am höchsten steigt, bekommt am Abend einen Pokal überreicht.
Senegal:
Auch der Senegal ist hauptsächlich muslimisch. Die christliche Minderheit feiert das Osterfest dort auch als ein Fest zur Stärkung der interreligiösen Verbundenheit. Dazu wird am Karfreitag ein Essen namens "Ngalakah" aus Couscous, Erdnussbutter, dem Saft der Baobabfrucht, Rosinen, Vanille und Zucker zubereitet. Das süße Gericht wird auch mit muslimischen Nachbarn und Bekannten geteilt.
Im Video: Basteln zu Ostern - Ostereierschachtel