Hidden Headlines: Bei der Bestellung dieses Essens muss man 43 Jahre warten
Wer jetzt bestellt, reiht sich ein in die Warteliste auf etwa Rang 63.000. Welches Produkt aus Japan ist so beliebt?
Viele Lieferdienste liefern am selben Tag der Bestellung oder zumindest innerhalb von 24 Stunden. Nicht ganz so überschaubar ist die Wartezeit für eine Packung fleischgefüllter Tiefkühlkroketten von Asahiya, einem familiengeführten Metzger aus der japanischen Stadt Takasago.
Darauf warten Kund*innen derzeit 43 Jahre. Dreiundvierzig. Jahre.
Warum der ganze Wirbel?
Der Metzgermeister Shigeru Nitta leitet Asahiya mittlerweile in der dritten Generation. Er übernahm das Geschäft 1994 von seinem Vater, damals war er 30 Jahre alt. Im Interview mit CNN erklärt er, dass seine Familie fünf Jahre später begonnen habe, Produkte online zu verkaufen.
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Nur: Kund*innen zögerten damals, online viel Geld auszugeben. Nitta traf deshalb eine Entscheidung. Er kreierte sozusagen ein Lockangebot: die mit Kartoffeln und Fleisch gefüllten Kroketten. Allein das verarbeitete Kobe-Rindfleisch in einer Krokette kostete umgerechnet rund 2,50 Euro, verkauft wurden sie aber für weit weniger.
Nitta wollte damit seine Kund*innen von der Qualität der Produkte überzeugen und er hoffte, dass sie dann auch Kobe-Rindfleisch pur, das sehr viel teurer ist, kaufen würden. Das erhielt er damals und auch heute noch aus regionaler Landwirtschaft.
Um aber nicht zu viel Geld mit dieser Strategie zu verlieren, setzte sich Nitta damals ein Limit: 200 Kroketten pro Woche. Mehr würde er nicht herstellen. Aber: Die Qualität sollte hoch sein. Jeden Tag frisch, keine Konservierungsstoffe, Fleisch und Kartoffeln aus regionalem Bezug.
Verlustgeschäft trotz Internet-Hype
Auf dieses Angebot wurden Anfang der 2000er die Medien aufmerksam. Nach ihren Berichten explodierte die Nachfrage. Die Kroketten wurden zu einem Internetphänomen, aus der ganzen Welt kamen Bestellungen.
2016 stoppte die Metzger-Familie deshalb die Bestellungen, weil die Wartezeit schon damals 14 Jahre für die Kroketten betrug. Doch weil Kund*innen ungebrochen nachfragten, nahmen sie ab dem Folgejahr wieder Aufträge entgegen.
Allerdings zu einem leicht höheren Preis. Umgerechnet 3,10 Euro pro Krokette. Weil aber gleichzeitig Kobe-Rindfleisch immer teurer wurde, sind die Kroketten für sich genommen noch immer ein Verlustgeschäft. Dazu kommt, dass Nitta mittlerweile 200 Kroketten pro Tag herstellt, er hat seine Produktion also verfünffacht.
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Das soll nun aber so bleiben und den Preis will er auch nicht weiter erhöhen. Im Gespräch mit CNN sagt er deshalb, dass die erstmal Wartezeit nicht kürzer werden wird: "Ich denke, mehr Menschen einzustellen und mehr Kroketten herzustellen ist keine gute Idee. Sonst gehen wir noch insolvent." Ganz ernst meint er das aber nicht, denn er fügt hinzu: "Zu unserem Glück bestellt etwa die Hälfte der Kund*innen neben den Kroketten auch noch pures Fleisch. Es ist also eine solide Marketingstrategie."
Regelmäßige Updates
Kund*innen, die Kroketten bestellt haben, erhalten regelmäßige Newsletter zu ihren Bestellungen. Dann wird auch die Wartezeit aktualisiert. Denn die ändert sich ständig, das zeigen auch die vielen Medienberichte zu Nittas Metzgerei aus den vergangenen Jahren.
2022 schrieb beispielsweise die Berliner Zeitung noch von 32 Jahren Wartezeit, zuletzt hieß es in vielen Artikeln 37, 40 oder jetzt eben 43 Jahre. Und wer jetzt seine Kroketten erhält, hat die Bestellung vor rund zehn Jahren aufgegeben.
Und, nur zur Information: Wer im Januar 2024 bestellt, reiht sich in die Warteliste ein hinter rund 63.000 anderen Kroketten-Fans.
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