Ist Mastodon das Twitter der Zukunft? Alles über die Social-Media-Plattform

Seit Twitter Elon Musk gehört, planen viele dortige Nutzer ihren Abgang. Als Alternative wird immer wieder Mastodon ins Gespräch gebracht - was hat es mit der Social-Media-App auf sich?

Mastodon als Twitter-Alternative? Die Plattform hat seit einigen Tagen erhöhten Zulauf (Bild: Jakub Porzycki/NurPhoto via Getty Images)
Mastodon als Twitter-Alternative? Die Plattform hat seit einigen Tagen erhöhten Zulauf (Bild: Jakub Porzycki/NurPhoto via Getty Images)

Seit der Übernahme durch Elon Musk und den von ihm angekündigten Änderungen macht sich Unmut auf Twitter breit - und Fluchtgedanken. Sofort, nachdem der Tesla-Chef das Ruder übernommen hatte, trendete urplötzlich Myspace auf Twitter, und auch Tumblr lockt mit neuen Nutzungsbedingungen User auf seine Plattform. Neben dieser altbekannten Social-Media-Apps ist es jedoch vor allem eine weniger bekannte, für die ordentlich getrommelt wird: Mastodon lautet die Twitter-Alternative der Stunde.

Auch Promis machen sich für Mastodon stark, allen voran Jan Böhmermann, der in seiner Twitter-Bio dafür wirbt, sich ihm dort anzuschließen. Die dortigen 84.000 Follower stehen zwar im harten Kontrast zu den nach wie vor 2,7 Millionen auf Twitter, doch immer wieder wird Mastodon ins Gespräch gebracht, wenn ein möglicher Abgang von Twitter diskutiert wird.

Was ist Mastodon?

Ganz so neu ist die Plattform indes nicht. Schon seit sechs Jahren existiert sie, doch innerhalb einer Woche nach Elon Musks Twitter-Übernahme hat sie über 70.000 neue User gewinnen können, wie "The Guardian" berichtet. Aktuell gibt es in Sachen Nutzerzahlen dennoch Luft nach oben: Wie Mastodon selbst auf seiner Website schreibt, sind es aktuell (Stand: 7. November) weltweit rund 863.000 aktive Nutzer pro Monat auf 3.550 laufenden Servern - Tendenz jedoch steigend.

Die Serverzahl deutet indes auch an, was Mastodon von anderen Social-Media-Netzwerken unterscheidet. Gegründet wurde es 2016 von einem deutschen Studenten namens Eugen Rochko, der ganz bewusst eine Alternative zu Twitter schaffen wollte. Anstatt seine Infrastruktur von einem einzigen Anbieter gestalten und steuern zu lassen, ist es ein dezentrales Netzwerk vieler Server, die Mastodon ausmachen.

Toots statt Tweets: Wie funktioniert Mastodon?

Dementsprechend ist die Anmeldung bei Mastodon etwas komplexer als bei Twitter, da man sich nach der Anmeldung zunächst für einen Server als Ausgangspunkt entscheiden muss. Hierfür lädt man zunächst die App über den jeweiligen Store herunter oder meldet sich auf der Website über den Browser an. Mittlerweile gibt es schon Seiten, die einem bei der Wahl eines passenden Servers behilflich sein können, darunter "Instances Social".

Danach wird es deutlich simpler, und tatsächlich weist Mastodon einige Ähnlichkeiten mit Twitter auf. Statt Tweets gibt es dort Toots, die je nach eigenen Interessen und gefolgten Accounts in einer Timeline angeordnet sind. Wie auch auf Twitter kann man kurze Texte, Bilder, Videos oder Links teilen, und auf der eigenen Seite gibt es neben einem Profilbild auch eine kurze Bio.

Hitze befeuert Hass: Je höher die Temperaturen, desto fieser die Internetkommentare

Trotz seiner Server-Vielfalt ist Mastodon für die übergreifende Kommunikation gedacht. Der Server dient lediglich als Homebase, die sich auch im Nutzernamen niederschlägt - bei Böhmermann beispielsweise in der Endung @edi.social. Man kann dennoch andere User suchen, ihnen folgen und mit ihnen interagieren.

Viele Server gegen Alleinherrschaften: So funktioniert das dezentrale System auf Mastodon

Das dezentrale Netzwerk verhindert sowohl, dass Mastodon bankrott geht, vor allem aber, dass ein einzelnes Unternehmen oder eben ein einziger Milliardär sich die Kontrolle über die Plattform erkaufen könnte. Dies soll wahrhafte Unabhängigkeit und eine Loslösung vom Kampf um die Daten ermöglichen.

Eines der Hauptziele des Gründers war zudem, eine Plattform frei von Hass und rechtem Gedankengut zu schaffen. Auch hier sollten die Server zum Tragen kommen. Denn während es ein übergeordnetes Regelwerk gibt, dem alle Nutzer und auch alle Server unterliegen. Doch auch die einzelnen Server haben eigene Grundsätze, eine eigene Moderation und entscheiden so beispielsweise selbst, ob ein Nutzer ausgeschlossen wird oder nicht - der dann übrigens auf einem anderen Server wiederum ein Zuhause finden könnte.

Die aktuell über 3.500 Server bieten indes eine kuriose Vielfalt, von solchen für deutsche Metal-Fans über ein globales Netzwerk für Klimaschützer bis hin zu einem Server für Freunde von Bier und kostenloser Software mit Sitz in Frankreich. Auch regionale Server gibt es zuhauf, und dann noch das größte und älteste von allen: das allgemeine mastodon.social mit über 145.000 Nutzern.

Mastodon fungiert also als ein Zusammenschluss mehrerer, größtenteils unabhängiger Server und wird deswegen auch als Fediverse bezeichnet, zusammengesetzt aus den englischen Worten Federation und Universe.

Nutzerberichten zufolge geht es bislang tatsächlich um einiges freundlicher auf Mastodon zu, was jedoch mit der vergleichsweise geringen Nutzerzahl zusammenhängen könnte - auch etwas ruhiger ist es dort daher bislang noch. Bleibt abzuwarten, ob und wie sich das in den kommenden Monaten noch ändert.

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