Ist eine eingeschweißte oder eine "nackte" Gurke nachhaltiger?

Viele Verbraucher sind der Meinung, eine eingeschweißte Gurke habe eine schlechtere Ökobilanz als eine unverpackte. Ist dem wirklich so?

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Sollte man mit Blick auf den Umweltschutz lieber verpackte oder unverpackte Gurken kaufen? (Symbolbild: Getty Images)

Der zu Recht schlechte Ruf von Plastik bringt dieses Missverständnis mit sich: Gurken sollten aus Gründen der ökologischen Nachhaltigkeit, meinen viele Verbraucher, besser unverpackt als eingeschweißt gekauft werden. Aber: Ist eine "nackte" Gurke wirklich umweltfreundlicher als eine in Kunststoff verpackte?

Grundsätzlich sollten zum Schutz der Umwelt so viele Produkte wie möglich frei von Plastik hergestellt – und gekauft werden. Doch es gibt einen Sonderfall: die Gurke. In ihrem Fall liegt die Sache verkehrt herum da: Eingeschweißt in Plastik hat sie tatsächlich eine bessere Ökobilanz, als wenn sie frei von Kunststoff wäre.

Warum das so ist, erläutert Nils Rettenmaier, Ernährungsexperte am Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung, gegenüber dem inzwischen eingestellten Spiegel-Dienst bento.de. Bei der Gurke "erfüllt eine Plastikhülle hauptsächlich den Zweck", sagt er, "Transportschäden und damit Lebensmittelverluste zu reduzieren."

Gurke hat mit Plastik bessere Ökobilanz

Weniger Verlust ist das im Hinblick auf die Nachhaltigkeit eines Lebensmittels entscheidende Stichwort. Rettenmaier führt das Argument aus und verweist auf eine österreichische Studie, wonach "die Verluste im Handel bei eingeschweißten Gurken um die Hälfte geringer ausfallen, was in der Ökobilanz mehr ins Gewicht fällt als die Plastikhülle."

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Eine weitere Untersuchung, auf die bento.de zu sprechen kommt, stützt diese Behauptung. Demnach hält eine eingeschweißte Gurke länger als eine unverpackte und sieht länger frisch und knackig aus. Auch das reduziert ihren Verlust, weil Kunden das besser erhaltene Gemüse eher kaufen und die Händler es nicht entsorgen müssen.

Die Plastikhülle sorgt also dafür, dass die Gurke ihre Bestimmung erfüllt. Sie erreicht den Verbraucher und wird von ihm verzehrt. Sie verhindert also, dass das Gemüse verschwendet und folglich unnötig angebaut und ausgeliefert wird – beides Prozesse, die mit CO2-Emission einhergehen. Durch sie ist die verpackte Gurke, alles in allem, tatsächlich nachhaltiger als ihr "nacktes" Pendent.

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