Lady Gaga erzählt uns alles, was wir nach der spektakulären Grammy-Premiere über „Abracadabra“ wissen wollen

Lady Gaga

Lady Gaga überraschte bei den Grammys mit einer tobenden Premiere ihrer neuen Single „Abracadabra“. Im Interview verrät sie Elle alle Details

Universal Music, Frank LeBon

Während der Grammys hat Lady Gaga die Massen zum Toben gebracht – mit ihrer neuen Single „Abracadabra“, die sie zusammen mit einem unglaublich kunstvollen Video vorstellte. Elle-Autorin Lotte Jeffs hat sich mit der ikonischen Sängerin zusammengesetzt, um mit ihr exklusiv über „Abracadabra“ zu sprechen – von den Inspirationen bis hin zu den Kostümen und der Choreografie des Videos.

Elle: Herzlichen Glückwunsch zum Debüt Ihrer neuen Single „Abracadabra“. Erzählen Sie uns alles über den Song und das spektakuläre Musikvideo!

Lady Gaga: Nun, in dem Song geht es darum, sich den Herausforderungen des Lebens und der Nacht zu stellen. Und darum, die Magie in all dem zu finden.

Was meinen Sie mit „Herausforderung der Nacht“?

Lady Gaga: Wenn du dich der Welt stellen musst – den Menschen um dich herum, deinem Leben, deinen persönlichen Umständen, deiner einzigartigen Struktur in der Welt. Und wenn du dich herausgefordert fühlst, wirklich jedem zu zeigen, wer du bist.

Lady Gaga für ihre neue Single "Abracadabra"
Universal Music,

Und wer ist die „Lady in Red“?

Lady Gaga: Die „Lady in Red“ ist alles an dir, was dich auf die Probe stellt. Dein innerer Monolog. ,Kannst du es tun? Wirst du es schaffen? Bist du gut genug?‘ In vielerlei Hinsicht geht es in dem Song darum, mit dieser Herausforderung an sich selbst umzugehen – sehr oft spiegelt uns die Welt um uns herum das auch zurück. Ich wollte der Frage nachgehen, wie es sich anfühlt, mich zu entwickeln und nicht immer nur zu überleben.

Ist sie am Ende des Videos besiegt? Sind Sie Siegerin über all die inneren Zweifel?

Lady Gaga: Für mich initiiert sie in diesem Video die Herausforderung und eine echte Seite von mir, die auf all das negative Gerede und die Zweifel blickt und sich allen Perspektiven von mir stellt. Sie durchdringt alles. Und sie sagt: ,Ich bin bereit für die Herausforderung.‘ Es ist interessant, denn wir hatten all diese verschiedenen Möglichkeiten, wie das Video enden könnte, und letztendlich wollte ich, dass dieser Song auf eine Weise von Resilienz handelt, wie es der Song „Disease“ nicht tat. Der Song handelte von innerer Folter und dem Gefangensein.

Die Tanzfläche ist immer der Ort, an dem ich versuche, mich als Mensch zu entwickeln.

Lady Gaga

Ich wollte mit diesem Song aufbrechen, was es bedeutet, durchzuhalten. Und die Metapher des Durchhaltens auf der Tanzfläche erforschen, denn die Tanzfläche ist – für mich jedenfalls – immer der Ort, an dem ich versuche, mich als Mensch zu verbessern. Wie kann ich härter arbeiten? Wie kann ich mehr Leidenschaft zeigen? Wie kann ich mehr von meinem authentischen Selbst geben? Wie verdiene ich mir meinen Platz als Performerin?

Wir lieben die Stelle, an der die Musik ausfällt und die Tänzer Sie fast mit demselben Text angreifen, der gerade gesungen wurde …

Lady Gaga: Der Song hat einen Zauber in sich. Ich stelle mir vor, dass Menschen, die in deinem Leben hart zu dir sind, oder negatives Gerede auch wie ein Zauberspruch wirken. Man kann verführt werden, es zu glauben.

Wird der Zauber in dem Video gebrochen?

Lady Gaga: In dem Video kämpfe ich mit allem dagegen an – ich tanze dagegen, ich singe dagegen. Außerdem geht es in dem Video um Gemeinschaft. Wir haben mit etwa 50 Tänzer*innen gearbeitet. Das Erlernen der Choreografie, das Zusammensein mit den Tänzer*innen, die Arbeit mit Parris Goebel waren eine wunderbare Erfahrung. Wir waren eine Familie und haben versucht, gemeinsam etwas wirklich Authentisches zu finden. Für mich ist es verrückt, das Video jetzt zu sehen, so viele Wochen nach Beginn des Jahres. Das, was wir vor ein paar Monaten über Resilienz gemacht haben, kommt jetzt heraus, wo wir es am meisten brauchen.

ELLE UKYouTube

Erzählen Sie uns mehr über die Entstehung dieser faszinierenden Choreografie …

Lady Gaga: Parris und ich haben sehr eng zusammengearbeitet, sie ist ein absolutes Genie. Wir haben das Video zu „Disease“ zusammen gedreht und uns darüber unterhalten, wie wir diesen inneren Dialog weiterführen können. Teil von „Mayhem“ sind diese widersprüchlichen Seiten in uns, die nicht wirklich Sinn ergeben, aber sich trotzdem streiten.

Wir haben uns gefragt, wie wir das durch den Tanz ausdrücken können. Letztendlich haben wir beschlossen, dass das Video über die Figur Mayhem sein soll, die Dame in Rot – es ist ihr Club, es ist ihre Nacht und sie sagt: ,Okay, alle, die hier bei uns sind, haben das schon mal gemacht. Und heute Abend habt ihr nur zwei Möglichkeiten, entweder ihr tanzt oder es ist vorbei. Und ich bin raus.‘ Parris hat viele Wochen lang an den verschiedenen Choreografien gearbeitet. Wir haben ständig hin und her überlegt, dann bin ich ins Studio gegangen, um alles zu lernen. Das war eine tolle Zeit. Was mir gefällt, ist, dass die Bewegungen so viel von dem ausdrücken, was ich zu sagen versuche. Beim ersten Hören von „Abracadabra“ denkt man vielleicht: Was soll das? Es macht Spaß, sich das anzuhören, aber was bedeutet das alles? Und wenn man das Video sieht, wird einem klarer, dass es einfach bedeutet: Wir müssen weitermachen.

Der weiße Umhang in dem Video wurde aus alten Hochzeitskleidern recycelt.

Lady Gaga

Wir müssen über die Kostüme sprechen!

Lady Gaga: Ich habe mit Peri Rosenzweig und Nick Royal – einem wunderbaren Duo – an all meinen Hauptkostümen gearbeitet. Wir haben mit einigen erstaunlichen jungen Designer*innen kooperiert, die das Design entworfen haben. Bei den Tänzer*innen habe ich auf Hunter Clem und Genesis Webb gesetzt. Die Kostüme wurden von Olivier Theyskens und Sam Lewis entworfen. Die Hüte von Stephen Jones und Maximilian Gedra designt. Die Schuhe? Chrome Hearts. Und der Schmuck war von Dosisg6c. Die Looks wurden von Seth Pratt, Suman Gurung, Renee Masoomian, Iggy Soliven, Anastasia Vikhoreva und Galedi entworfen. Für mich war es außerdem wichtig, dass wir bei einem Video dieser Größe auch umweltbewusst vorgehen und nicht zu viele neue Sachen produzieren.

So wurde mein weißer Hauptumhang im Video aus alten Hochzeitskleidern recycelt. Außerdem haben wir für die Outfits der Tänzerinnen und Tänzer Stoff aus Altbeständen verwendet. Und wir haben Stücke aus meinem Archiv benutzt; alte Kostüme wurden also neu interpretiert. Es gab ein paar neue Stücke, aber wir haben versucht, etwas zu schaffen, das von Anfang bis Ende mit Herzblut und der Gemeinschaft im Sinn gemacht wurde.

Was halten Sie jetzt von dem fertigen Video?

Lady Gaga: Ich bin immer ein bisschen stolz auf meine Arbeit, aber ich fühle mich mit dem, was dieses Video geworden ist, ganz besonders im Einklang.

Und was ist mit dem Album – wie fühlen Sie sich, wenn „Mayhem“ auf die Welt kommt?

Lady Gaga: Zunächst einmal ist es ein absolutes Privileg und eine Ehre, Musik zu veröffentlichen, auf die sich so viele Menschen gefreut haben. Ich bin wirklich froh, eine Sängerin, Songwriterin und Produzentin von Musik zu sein, die den Soundtrack zu einem Moment oder einem Stückchen Zeit in vieler Leben schafft.

Das Album wurde „Mayhem“ genannt, um einem Teil von mir und einem Teil des Lebens, das nicht immer leicht zu akzeptieren ist, ein Denkmal zu setzen. Es war anfangs schwer, das Album „Mayhem“ (dt: Chaos, Verwüstung) zu nennen, weil ich dieses Gefühl nicht wirklich haben möchte. Ich bin ein hoffnungsvoller Mensch. Ich glaube, dass all die Brüche in uns und der Welt letztendlich die Kraft der Freude lehren. Die Freude des Tanzens, des Weinens, des Lachens, des Musikhörens und des Umarmens deiner Freund*innen und deiner Familie! Dieses Album macht Spaß! Und ich mochte den Kontrast von einem heiteren Album zu einem finsteren Namen.

Meine Fans haben mich immer daran erinnert, dass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können.

Lady Gaga

Ich glaube, die Menschen brauchen einander, und meine Fans haben mich immer daran erinnert, dass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können. Dieses Album ist wirklich alles, was ich ihnen geben möchte. Es ist mein Privileg, für sie Musik zu machen.

Können Sie einige der musikalischen Inspirationen für „Mayhem“ nennen?

Lady Gaga: Es gibt einen Übergangsmoment auf dem Album, der in der Musik der Neunziger verwurzelt ist. Eine Art von Elektro-Grunge. Diese Ära war eine Antwort auf die Musik, die davor kam – etwa David Bowies theatralischer Rock oder Prince und Radiohead. Ich wurde von so viel Musik inspiriert, die bis heute durch meine Adern fließt.

Wenn ich nicht arbeite, höre ich sehr viel Instrumentalmusik, weil sie sehr entspannend ist. Sie macht meinen Kopf frei und gibt mir einen Ausgleich, um mich auf das vorzubereiten, was ich sagen will. Wenn ich Alben mache, lasse ich mich auf einen bestimmten Stil ein und höre alles in diese Richtung. Manchmal geht es aber auch um eine Mischung aus all meinen Einflüssen, all diesen Referenzen. In „Mayhem“ kommt alles zusammen, von dem ich weiß, dass es für andere keinen Sinn ergibt. Es wird wirklich schwer zu definieren, aber es passt alles zusammen, weil alles ich bin.

Wie würden Sie den Entstehungsprozess dieses Albums beschreiben? Sie haben viel über Spaß gesprochen. Hat sich das bei der Entstehung des Albums genauso bemerkbar gemacht wie bei dem fertigen Produkt?

Lady Gaga: Es war wunderschön. Es hat Spaß gemacht. Es war ernst. Ich werde sehr ernst, wenn ich arbeite. Einige der Songs sind auch wütend. Aber es gibt Momente des Humors und der Zuversicht. Es geht auch um das Chaos, eine Frau zu sein. Ich fühle das alles, mache das alles durch. Ein Großteil meiner persönlichen Freude liegt in der Tatsache, dass ich für meinen Lebensunterhalt Musik machen darf. Das Schöne ist, dass ich am Ende in der Lage war, das Ganze für mich zu nutzen. Und ich möchte auch, dass die Leute dieses Gefühl für sich selbst haben. Ich hoffe, dass sie es als einen Ausdruck dessen sehen, was möglich ist.

Fühlen Sie sich besonders verletzlich, wenn man bedenkt, wie sehr diese Platte Ihnen selbst entspricht?

Lady Gaga: Ich versuche nicht zu weinen, während ich darüber rede. Immer wenn ich über meine Musik spreche, möchte ich weinen. Ich bin definitiv eine übermäßig offenherzige Person. Musik trifft bei mir einen Nerv, der tief in meinem Körper sitzt. Und ich glaube, dass meine Musik das bei manchen Menschen auch tut. Musik erweckt uns auf eine neue Weise zum Leben.

Was ich an Musik am liebsten mag, ist, dass ein Raum eine bestimmte Stimmung haben kann. Und dann legt man eine Platte auf und wie von Zauberhand ändert sich die Stimmung.

Also ja, ich denke, dieses Album ist sehr verletzlich. Ich versuche nicht, einen Charakter zu spielen, so wie ich es bei „Chromatica“, „Joanne“ und „ARTPOP“ getan habe, wo es all diese Charaktere gab. Bei „Mayhem“ sind sie alle dabei, aber ich bin der Komponist. Deshalb ist es besonders echt.

Insgesamt würde ich sagen, dass ich zu jedem einzelnen Song auf dem Album eine besondere Beziehung habe. Jeder einzelne hat seinen Platz auf dem Album. Und es ist wirklich der Bogen einer Geschichte, die mit etwas sehr Beunruhigendem beginnt und in einer Art von Hoffnung endet. Jetzt kann ich dieses Chaos mit jemand anderem fortsetzen. Wir machen das gemeinsam.

Zum Schluss: Die Fans würden gerne wissen, wie es mit den Live-Shows aussieht und was Sie für Auftritte in petto haben …

Lady Gaga: Ich kann es leider noch nicht verraten, weil wir an einigen Sachen noch arbeiten. Aber ich bin so aufgeregt auf das Coachella. Ich wünsche mir, dass die Leute lächeln, lachen, tanzen und den größten Spaß überhaupt haben. Ich meine das ernst! Wenn Sie etwas aus diesem Interview mitnehmen können, dann genau das als Priorität in meinem Leben. Neben meiner Familie, zu der auch mein Partner Michael (Polansky, 41), unsere Hunde und meine Freund*innen gehören, ist es mir wichtig, die Menschen zum Lächeln zu bringen. Ich möchte, dass alle durch das Chaos hindurch lächeln.

Lady Gaga ist der Coverstar der März-Ausgabe von ELLE UK, die am 6. Februar erhältlich ist, und auf dem Abocover von der neuen deutschen Elle – ab 15. Februar verfügbar.