Lang verheiratetes Paar stirbt am selben Tag: Kann man wirklich an gebrochenem Herzen sterben?
Nachdem sie 71 Jahre lang glücklich verheiratet waren, verstarben beide Ehepartner am selben Tag innerhalb von 12 Stunden.
Herbert DeLaigle (94) verstarb am Freitagmorgen um 2:20 Uhr. Seine Ehefrau Frances (88) folgte ihm am frühen Nachmittag um 14:20, wie WDRW berichtet.
Das Paar aus den USA hatte sich vor 71 Jahren in einem Café kennengelernt. Frances war erst 16 Jahre alt und Herbert war 22.
„Frances arbeitete in einem kleinen Café namens White Way Cafe bei uns in Waynesboro“, erzählte Herbert DeLaigle in einem Interview mit WRDW/WAGT im vergangenen Jahr.
„Ich sah, wie sie rein- und rausging. Rein und raus. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr lassen. Und irgendwann fasste ich den Mut, sie zu fragen, ob sie mit mir ausgehen wollte.“
Obwohl es ein Zufall sein könnte, dass die beiden so kurz hintereinander starben, werden manche Leute jetzt sicher denken, ob Frances‘ Tod vielleicht durch ein gebrochenes Herz verursacht worden sein könnte.
Kann man wirklich an gebrochenem Herzen sterben?
Wenn Partner oder Familienmitglieder kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen selbst versterben, wird der zweite Tod oft einem gebrochenen Herzen zugeschrieben.
Es gibt viele Beispiele für dieses vermeintliche Phänomen.
Nach dem Tod von Carrie Fisher Ende 2016 sagten einige Familienmitglieder, dieser sei einfach zu viel für die Mutter der Schauspielerin gewesen. Debbie Reynolds verstarb nur einen Tag später.
Laut Debbies Sohn, Todd Fisher, war seine Mutter tatsächlich an einem gebrochenen Herzen gestorben. Er öffnete sich gegenüber E! News und berichtete, wie es der 84jahrigen kurz vor ihrem Schlaganfall gegangen war. Er sagte:
„Sie wollte bei Carrie sein. Tatsächlich waren das die letzten Worte, die sie heute Morgen sprach.”
„Sie war in den letzten Tagen sehr stark und gefasst, aber sie hatte wegen ihres Verlustes [von Carrie] mit intensiven Gefühlen und großem Stress zu kämpfen. Und das war mit ziemlicher Sicherheit die Ursache.“
Wenn Partner oder nahe Verwandte kurz nacheinander versterben, ist es verständlich, dass der zweite Tod oftmals sentimental einem gebrochenen Herzen zugeschrieben wird. Aber ist es wirklich möglich, an einem gebrochenen Herzen zu sterben?
Einige Experten sind sich sicher, dass dies möglich ist. Laut der „American Heart Association“ (AHA) kann die Erkrankung, die auch unter den Namen stressbedingte Kardiomyopathie oder Takotsubo-Kardiomyopathie bekannt ist, bei Menschen auftreten, die vorher nie Herzprobleme hatten.
Die British Heart Foundation beschreibt Takotsubo-Kardiomyopathie als eine „vorübergehende Erkrankung, bei der der Herzmuskel plötzlich geschwächt oder überfordert ist. Die rechte Herzkammer verändert ihre Form.“
Dies kann durch einen Schock verursacht werden. „Etwa drei Viertel der Menschen, die mit Takotsubo-Kardiomyopathie diagnostiziert werden, haben vor ihrer Erkrankung mit extremem emotionalen oder körperlichen Stress zu kämpfen gehabt. Zu diesem Stress kann auch der Verlust eines geliebten Menschen gehören.“
Als Folge des Gebrochenen-Herz-Syndroms kann das Herz unregelmäßig schlagen, oder zu geschwächt sein, um ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen.
Viele Menschen erholen sich einfach wieder. Der Stress wird weniger und das Herz kehrt wieder zu seiner alten Form zurück. Aber in Extremfällen kann die Verformung des Herzens einen tödlichen Herzinfarkt verursachen.
Einige Experten sind anscheinend der Meinung, dass das Gebrochene-Herz-Syndrom auch für Schlaganfälle verantwortlich sein kann. Eine im Jahr 2014 in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie fand heraus, dass der Tod eines Partners das Risiko erhöhen kann, im nächsten Monat selbst einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Britische Forscher fanden heraus, dass ältere Erwachsene, die ihren Partner verloren haben, ein doppelt so hohes Risiko tragen, in den nächsten 30 Tagen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, als Menschen, die keinen geliebten Menschen verloren haben.
Andere europäische Studien zeigten außerdem, dass sich die Sterblichkeitsrate nach dem Verlust eines geliebten Menschen erhöhen kann. Der Tod eines Partners, eines Geschwisterteils oder eines älteren Kindes wurden alle mit höherer Sterblichkeit in Verbindung gebracht.
Es gibt mit Sicherheit eine Menge ähnlicher Geschichten wie die von Herbert und Frances DeLaigle, die zeigen, dass es das Gebrochene-Herz-Syndrom möglicherweise wirklich gibt.
Die BBC beschreibt das Beispiel des 90jährigen Don und der 87jährigen Maxine Simpson aus Kalifonien.
Das Paar war unzertrennlich, seitdem sie sich 1952 auf einer Bowlingbahn kennengelernt hatten. Sie waren 62 Jahre lang verheiratet.
Als Maxine im Jahr 2014 als erste verstarb, folgte Don ihr nur vier Stunden später.
Und letztes Jahr verriet American Footballer Doug Flutie in den Sozialen Netzwerken, dass seine Eltern beide innerhalb von einer Stunde gestorben waren.
“Mein Vater war krank und starb im Krankenhaus an einem Herzinfarkt. Weniger als eine Stunde darauf hatte meine Mutter plötzlich einen Herzinfarkt und starb ebenfalls“, schrieb er auf Facebook.
„Es heißt, man kann an einem gebrochenen Herzen sterben, und ich glaube es.“
Es ist schwer zu sagen, ob das kurz aufeinanderfolgende Ableben von Menschen, die sich nahestanden, wirklich offiziell einem gebrochenen Herzen zugeschrieben werden kann. Es ist weitere Forschung notwendig, um besser zu verstehen, wie Trauer das Todesrisiko erhöht.
Es ist auf jeden Fall für alle hilfreich, sich bei dem Verlust eines geliebten Menschen Hilfe zu suchen, um die Trauer seelisch und körperlich verarbeiten zu können.
Marie Claire Dorking