Laut einer Physiotherapeutin sollte man täglich sehr viel weniger sitzen, als man denkt

Viele von uns verbringen bis zu neun Stunden pro Tag im Sitzen – sei es vor dem Fernseher, bei der Arbeit am Computer oder auf Reisen. Zwar lässt sich das Sitzen bei manchen Menschen im Alltag nicht ganz vermeiden, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, dies zu minimieren.

Und das ist auch in unserem besten Interesse, denn zu viel Sitzen kann tatsächlich ein Risiko für unsere Gesundheit sein.

Wie lange sollten wir also wirklich sitzen? Und was können wir tun, um uns im Laufe des Tages mehr zu bewegen? Die Physiotherapeutin Clara Kervyn verrät uns alles, was wir wissen müssen.

Wie kann sich zu langes Sitzen auf die Gesundheit auswirken?

„Langes Sitzen ohne viel Bewegung kann zum Abbau von Gewebe, zur Versteifung der Muskeln und zu starken Gelenk- und Rückenschmerzen führen. Selbst wenn Sie nach einem Tag am Laptop Sport treiben, kann das nicht unbedingt die Schäden verhindern, die durch langes Sitzen entstehen können“, betont Kervyn, die auch als Beraterin für Deep Heat, Deep Freeze und Deep Relief tätig ist.

„Unsere neuesten Forschungsergebnisse aus der Praxis zeigen, wie sehr wir für unsere körperliche und geistige Gesundheit auf Bewegung angewiesen sind. Langes Sitzen wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Gelenke aus, sondern erhöht auch das Risiko von Herzerkrankungen, Diabetes und einigen Krebsarten. Wenn Sie unter Arthrose leiden, kann langes Sitzen diese verschlimmern. Zu viel Sitzen kann sich auch negativ auf die psychische Gesundheit und die Schlafqualität auswirken.“

Der britische Gesundheitsdienst NHS erklärt, dass zu langes Sitzen den Stoffwechsel verlangsamt, was die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigt, Blutzucker und Blutdruck zu regulieren und Körperfett abzubauen. Die Forschung deutet zwar auf einen Zusammenhang zwischen Sitzen und Gesundheitsproblemen hin, aber eine direkte Ursache ist noch nicht bewiesen.

Wie lange sollte man pro Tag sitzen?

„Vier Stunden oder weniger Sitzen am Tag minimiert die Gesundheitsrisiken, die durch Sitzen entstehen. Wer acht Stunden oder länger sitzt, hat ein hohes Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen“, sagt Kervyn.

„Da vier Stunden am Tag oder weniger bei einer sitzenden Tätigkeit eher schwierig sind, ist es wichtig, mehr Stehen in den Arbeitstag zu integrieren, indem man sich mit Kollegen unterhält oder zum Drucker geht und sich am Schreibtisch bewegt.“

Auch wenn dies ein nützlicher Richtwert ist, weist der NHS darauf hin, dass es derzeit nicht genügend Beweise gibt, um endgültig festzulegen, wie lange man pro Tag maximal sitzen sollte. Der NHS verweist jedoch auf andere Länder wie Australien, die Empfehlungen ausgesprochen haben, wonach Kinder beispielsweise nur ein bis zwei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen sollten, um zu verhindern, dass sie zu viel Zeit auf dem Sofa sitzen.

Bewegung zur Unterbrechung langer Sitzperioden

Wie bereits erwähnt, rät Kervyn: „Unterbrechen Sie Ihren Tag mit Arbeiten im Stehen (z. B. Telefongespräche im Stehen führen) oder wechseln Sie zu einem Steh-Sitz-Schreibtisch. Versuchen Sie, zwei Stunden am Tag zu stehen oder sich bei der Arbeit leicht zu bewegen. Stehen Sie mindestens einmal pro Stunde auf, um umherzugehen und sich zu strecken.“

Wenn du im Homeoffice arbeitest und keinen speziellen Schreibtisch hast, der zum Arbeiten im Stehen, geeignet ist, kannst du trotzdem kurze Pausen während des Tages einlegen, um dich auch zu Hause zu bewegen (zusätzlich zu einem kurzen Spaziergang in der Mittagspause) – jedes bisschen Bewegung hilft.

„Unsere Untersuchung hat auch ergeben, dass nur vier von zehn Personen aufstehen, um sich zu strecken. Wenn Sie es vergessen, stellen Sie sich einen Wecker, der Sie etwa jede Stunde daran erinnert, aufzustehen. Versuchen Sie außerdem, sich täglich 30 Minuten lang zu bewegen – gehen Sie spazieren, joggen, Rad fahren oder schwimmen“, sagt die Physiotherapeutin und fügt hinzu: „Die rechtzeitige Behandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen ist machbar und kann von Vornherein dazu beitragen, zu verhindern, dass man zu viel sitzt.“

Ältere Menschen, die dazu in der Lage sind, können sich auch selbst in Bewegung halten, indem sie so oft wie möglich die Treppe benutzen, aktiven Hobbys wie Gartenarbeit und Heimwerken nachgehen oder mit ihren Enkelkindern spielen. Wir müssen nicht jeden Tag einen Marathon laufen – wir müssen uns nur zwischendurchbewegen, wenn wir sitzen.“

Hannah Millington

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