Leiser Luxus zum Trinken: ein exklusiver Besuch auf den Weingütern von Chanel

Château Rauzan-Ségla
Paradiesisch: Nichts deutet darauf hin, dass die weltbekannten Weingüter, wie Château Rauzan-Ségla (Bild), in der Hand vom Modekonzern Chanel sind. Denn hier urlaubt auch die sehr diskrete Besitzer-Familie – und Gäste des Hauses
Château Rauzan-Ségla,

Chanel hat ein Händchen für Klassiker. Tweedjacke, Kamelienbrosche und Bag „2.55“ werden niemals alt, im Gegenteil. Ihr Wert steigt, wie der einer Flasche guten Rotweins. So gesehen ist es fast folgerichtig, dass Chanel auch Weine in seinem Portfolio hat. Selbst wenn das Wirken als Winzer so diskret ist wie die Eigentümerfamilie selbst. Nichts deutet auf den Etiketten oder den Gütern in Frankreich auf das Modehaus hin. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Mischling des Chef-Technikers François Baudoux zwei verschlungene Cs am Halsband trägt und die Bäder nach Chanel-Seifen duften …

Margaux und Saint-Émilion sind die Haute Couture unter den Weinanbaugebieten

1994 erwarb Chanel das Château ­Rauzan-Ségla, 1996 das Château Canon, 2017 das Château Berliquet. Historische Ländereien im Margaux und Saint-Émilion mit fantastischen Terroirs – die Haute Couture des Weinanbaus sozusagen. Die Schlösser aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden renoviert, die Gärten neu angelegt, die Wohnräume von Chanels Haus-und-Hof-Interiorarchitekt Peter Marino eingerichtet. Und die Weingärten aufwendig ­restrukturiert. Jeder, der hier arbeitet, ist ein Meister seines Fachs: von den Küchenchefs mit Fine Dining Background, über den Techniker, der mit seinem Team unermüdlich neue biologische Verfahren testet, bis hin zum historische Pflanzen sammelnden Gärtner, der von Minischweinen unter Reben träumt. Jeder brennt für seine Passion. Alle wissen um ihr Glück, mit ihrer Kreativität ein wertvolles Kulturerbe in die Zukunft zu führen.

Nicolas Audebert ist einer der besten Winzer Frankreichs

Chef des Ganzen ist Nicolas Audebert. Der Önologe und Agraringenieur ist seit über 25 Jahren im Weingeschäft und seit 2014 bei Chanel. Er hat die Dynamik von Grund auf verändert, weil er die Güter der beiden Uferseiten zusammenbrachte. (Hintergrund: Im Bordeaux gibt es einen Konkurrenzkampf zwischen rechtem und linkem Ufer der ­Gironde.) „Wir bauen lieber Brücken, als Mauern hochzuziehen“, sagt der Globe­trotter, als er uns mitnimmt. Erst über die Äcker von Rauzan-Ségla im Margaux, dann weiter mit dem Boot über die Gironde nach Saint-Émilion zu den kleineren Gütern. „Dem Fluss verdankt dieses Weinbaugebiet alles“, erklärt Audebert. Er sei Ursprung, ­Lebensader, Naturparadies. „Die Gironde hat die fruchtbaren Böden geschaffen, ermöglicht, die Weine in die ganze Welt zu schiffen, und ihr mildes Klima schützt die Reben.“ Aber was ist denn nun eigentlich der Unterschied zwischen den Ufern? „Auf ­Canon dirigiere ich ein Streichquartett, auf Rauzan-Ségla ein Symphonieorchester“, ­beschreibt es Audebert. Denn das Terroir des Merlot und Cabernet Franc in Saint-Émilion ist reiner Kalkstein. Die Böden im Margaux hingegen sind ein geologisches Mosaik. Vier verschiedene Trauben wachsen dort auf 21 unterschiedlichen Bodenformationen, die erst ganz am Schluss zu einem perfekten Jahrgang verblendet werden.

Biologischer Weinbau ist ein langfristiges Investment in die Zukunft

Die große ­Herausforderung der Zukunft ist der Klimawandel. Die Umstellung auf biologischen Anbau läuft. „Bio ist für uns mehr als ein Label“, so Audebert. „Bio steht für Wasserschutz, Artenvielfalt, faire Löhne. Kurz: Wir wollen das Land der nächsten Generation gesünder übergeben.“ Aber man müsse fairerweise zugeben, dass man sich „biologischen Wein­anbau leisten können muss“. Das viele Experimentieren hat reduzierte Ernten zur Folge. Und nicht jeder hat ein Unternehmen wie Chanel im Rücken, das versteht, dass diese Art des Weinanbaus ein langfristiges Investment ist. „Wir sehen uns als Pioniere. Und hoffen, neue Standards setzen zu können, damit sich die Umstellung irgendwann für alle lohnt.“

Welcher Rotwein passt zu Fisch? Warum muss guter Wein Geschichten erzählen? Ein Gespräch mit dem Chanel-Winzer Nicolas Audebert

ELLE: Woran erkenne ich einen guten Wein?

Nicolas Audebert: Das ist sehr persönlich. Ein Produkt, das geteilt und geschätzt wird, ist oft mit einer Geschichte verbunden. Guter Wein ist ausgewogen und ruft Emotionen hervor. Wir sagen: Eine gute Flasche ist eine leere Flasche.

Die perfekten Gläser?

N. A.: Große Gläser mit einer weiten Öffnung und einer schlanken Form sind ideal, um alle Aromen zu genießen.

Warum sollte Rotwein dekantiert werden?

N. A.: Das ist besonders bei alten Jahrgängen wichtig. Nach Jahren des Schlafs braucht der Wein Zeit, um aufzuwachen. Das Dekantieren reichert den Wein sanft mit Sauerstoff an, damit er sein Bouquet entfalten kann. Achten Sie bitte darauf, den alten Korken nicht zu verletzen. Und der Bodensatz muss in der Flasche bleiben.

Welche Rotweine passen zu Fisch?

N. A.: Unsere Köche kombinieren alte Jahrgänge mit ­rohem Fisch, junge Jahrgänge mit kräftigerem Fisch. Das Wichtigste ist die Sauce, die den Wein mit dem Fisch verbindet. Als Pairing empfiehlt sich ein „Château Canon 2016“.

Was mache ich auf, wenn es etwas zu feiern gibt?

N. A.: Eine Flasche zu öffnen bedeutet, einen Moment zu teilen. Stellen Sie sich bei der Auswahl die Geschichte vor, die Sie Ihren Gästen erzählen möchten, und die Emotionen, die Sie vermitteln wollen. Perfekt: ein „Château Canon 2014“.

Und für ein großes Abendessen?

N. A.: Für große Runden ist eine Magnum- oder Doppelmagnumflasche „Château Rauzan-Ségla 2009“ ideal. Magnumflaschen bieten optimale Reife-Bedingungen.

Wie lange sollten die Weine gelagert werden?

N. A.: Je nach Jahrgang … Für „Bordeaux“ empfehlen wir mindestens zehn Jahre.

Warum sind Ihre Weine eine gute Investition?

N. A.: Unsere Weine haben sich im Laufe der Zeit bewährt. Mit unserer täglichen Präzision und Leidenschaft positionieren wir sie bestmöglich als Investition in die ­Zukunft. Wein ist immer eine gewinnbringende Wette auf zukünftige Momente der Emotion. Der „Château Rauzan-Ségla 2016“ wird für gute Überraschungen sorgen.

Seit 2019 im Portfolio: Das Weingut „Domaine de L'Ile"auf der Insel Íle de Porquerolles – hier wird Rosé und Weißwein angebaut: