"Lucky-Girl-Syndrome": Ist der neue TikTok-Trend der Schlüssel zum Glück?

Wer sich selbst einredet, Glück zu haben, der wird auch tatsächlich Erfolg haben. Auf TikTok posten gerade viele junge Frauen ihre positiven Erfahrungen mit dem Lucky-Girl-Syndrome. Doch was steckt hinter dem Trend?

Reicht positives Denken aus, um mit Glück überschüttet zu werden? (Symbolbild: Getty Images)
Reicht positives Denken aus, um mit Glück überschüttet zu werden? (Symbolbild: Getty Images)

Junge Frauen, die den gewünschten Studienplatz oder die Traumwohnung bekommen haben, weil sie ganz fest daran geglaubt haben. TikTok wird gerade von Videos mit dem Hashtag #LuckyGirlSyndrome überschwemmt. Diese "glücklichen Mädchen" (Glück im Sinne von Glück haben und nicht im Sinne von glücklich sein, übrigens) machen ihre positive Einstellung für die Ergebnisse verantwortlich.

TikTokerin startete den Trend

Den Trend ins Leben gesetzt hat die amerikanische Studentin Laura Galebe. In einem Video erzählt sie, während sie sich schminkt, dass ihr ständig positive Erlebnisse in den Schoß fallen.

Als Grund dafür sieht sie aber kein reines Glück, also gute Zufälle. Stattdessen macht sie ihre Selbstüberzeugungskräfte verantwortlich. "Ich habe so viel Glück", "mir passieren ständig tolle Dinge" sage sie sich selbst als Mantra vor. Für Menschen, die nicht an sich glauben, hat sie nur Verachtung übrig.

"Das Geheimnis ist, dass man etwas annimmt und daran glaubt, bevor der konkrete Beweis auftaucht", schrieb sie zu dem Video. Am Schluss des Clips ruft sie ihre Followerinnen dazu auf, einen Monat lang an Wunschdenken zu glauben.

Und ihr folgten dann auch etliche Userinnen. Eine Influencerin, die sich als HotHighPriestess bezeichnet, erklärt etwa das "Lucky Girl"-Prinzip in einem Video. Nicht ohne dabei für ihre Bücher oder Kurse zu werben. Sie verweist auf das Konzept des "Law of Assumption" (Gesetz der Annahme) des amerikanischen Mystikers Neville Goddard (1905-1972) - ein esoterischer Gedanke, dass das, was wir im Geist annehmen, auch tatsächlich wahr wird.

Unter dem Video posten die Zuschauerinnen ihre eigenen Mantren. Eine Userin verglich die Methode mit dem Bestseller "The Secret", der 2006 das Gesetz der Annahme popularisierte.

Wissenschaftliche Erklärungen: Das steckt hinter dem #LuckyGirlSyndrome

Wenn man nicht an Esoterik glaubt - was steckt hinter dem #LuckyGirlSyndrome? Schließlich haben sicher die meisten Menschen schon die Erfahrung gemacht, dass etwas eingetreten ist, was man sich voller Überzeugung vorgestellt hat.

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Kognitionspsychologen erklären solche Phänomene wie das #LuckyGirlSyndrome mit einem anderen Syndrom aus der Wahrnehmungspsychologie: Dem Bestätigungsfehler (engl. Confirmation Bias). Wir neigen dazu, hauptsächlich Dinge wahrzunehmen, die unseren Überzeugungen, Wünschen und Hoffnungen entsprechen. Wenn man sich nur auf Positivität eicht, nimmt man auch nur die positiven Dinge wahr. Negative Erlebnisse werden ausgeblendet.

Check your Privilege: Kritik am #LuckyGirlSyndrome

Jenseits der Frage, ob am #LuckyGirlSyndrome wissenschaftlich gesehen etwas dran ist, regt sich im Netz auch Kritik an dem Konzept. So weisen Beobachter darauf hin, dass es sich bei den Lucky Girls auf TikTok primär um junge Frauen handelt, die privilegiert sind.

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So sind sie größtenteils weiß, nicht behindert und entsprechen westlichen Schönheitsidealen. Und solchen Menschen, so die Kritiker, falle Glück eben eher in den Schoß als Personen, die diese Merkmale nicht erfüllen. Wer einen arabisch klingenden Namen besitzt, geht bei der Bewerbung um eine Wohnung eben wahrscheinlicher leer aus als jemand mit Namen Smith oder Müller. Egal, wie stark er an eine Zusage glaubt.

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