Was macht Schlafmohn so gefährlich?
Mancher will sich im Ziergarten nur an der Schönheit des Schlafmohns berauschen und weiß gar nicht, dass er eine illegale Drogenpflanze kultiviert. Erfahren Sie, wie giftig Schlafmohn wirklich ist.
Denken Sie bei Schlafmohn an Mohnkuchen, hübsche Pflanzen mit seidigen Blüten in alten Bauerngärten oder an Felder in Afghanistan, die der Opium-Gewinnung dienen? Die verschiedenen Assoziationen lassen bereits erahnen, dass man Schlafmohn zum Guten wie zum Schlechten nutzen kann. Aber was genau macht Schlafmohn so gefährlich? Hier erfahren Sie mehr über die faszinierende Pflanze.
Was ist im Schlafmohn enthalten?
Schlafmohn ist eine alte Kulturpflanze und schon seit über 5.000 Jahren als Arzneipflanze bekannt. Schlafmohn gilt als eines der wertvollsten Schmerz- und Schlafmittel, ist aber auch ein gefährliches Rauschmittel mit hohem Suchtpotential. Aus dem getrockneten Milchsaft der unreifen Samenkapseln wird Opium gewonnen. Opium enthält bis zu 30 verschiedene Alkaloide. Das bekannteste ist Morphin. Die Verwendung von Opium und Morphin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist der Ärzteschaft für schwere Schmerzzustände vorbehalten. Bei Überdosierung kommt es zu Vergiftungen. Bei Missbrauch erzeugen Opium und die daraus isolierten Alkaloide Morphin- und Codein-Sucht. Heroin ist eine Droge, die aus Morphin hervorgeht.
Schlafmohn Gefahr für das Zentralnervensystem
Bis ins vorige Jahrhundert war es in ländlichen Gegenden bisweilen üblich, Kleinkindern den Absud unreifer Mohnkapseln als sogenannten "Beruhigungstee" einzuflößen, damit sie vor sich hindämmerten und die Eltern der Feldarbeit nachgehen konnten. Schon der Artname "somniferum" (schlafbringend) deutet die narkotische Wirkung des Opiums in der botanisch als Papaver somniferum bezeichneten Mohnart an. Die Folgen für die kindliche Entwicklung waren fatal. Zu Todesfällen kam es durch sogenannten "O-Tee", der aus Mohnkapseln für Blumengestecke aufgekocht wurde.
Das veranlasste das Bundesgesundheitsamt zum Handeln. Ziermohnkapseln dürfen im Blumenhandel erst nach einer verfahrensmäßig festgelegten Morphinextraktion verwendet werden. Morphin wirkt toxisch auf das Zentralnervensystem. Die Muskeln erschlaffen, die Atmung stockt, was wiederum die Sauerstoffversorgung gefährdet. Akute Vergiftungen treten meist aus purem Leichtsinn auf oder weil die Giftigkeit des Schlafmohns unterschätzt wurde. Der im Schlafmohn enthaltene stark giftige weiße Milchsaft macht die Pflanze so gefährlich. Die darin enthaltenen Alkaloide können schon in geringen Dosen lebensgefährlich werden.
Schlafmohnanbau: Nicht ohne Genehmigung
Wegen der Opiate im Schlafmohn ist der Anbau in Deutschland grundsätzlich verboten. Wer Schlafmohn kultivieren will, braucht eine behördliche Genehmigung. Darüber ist so mancher Liebhaber schöner Gartensorten überrascht. In Bauerngärten sorgen die einjährigen Pflanzen durch Selbstaussaat oft seit Generationen für ihr Fortbestehen. Früher brauchte man die Samen für selbst gemachte Backwaren. Im Unterschied zu allen anderen Pflanzenteilen des Schlafmohns sind die ölreichen Mohnsamen fast frei von Alkaloiden.
Für den Anbau von Speisemohn sind mit der Wintermohnsorte ‘ZENO MORPHEX’ und den Sommermohnsorten ‘Mieszko’ und ‘VIOLA’ nur drei morphinarme Sorten zugelassen, für die eine Anbaugenehmigung vorliegen muss. Trotzdem kann man bei Genuss größerer Mengen von Mohngebäck Morphin im Urin nachweisen.
Gibt es in Deutschland verbotene Pflanzen?
In England, Österreich, der Schweiz und vielen anderen europäischen Ländern ist man weniger streng. Könnte man da nicht Gartensorten aus anderen Ländern aussäen? Nein, sagt der Gesetzgeber. Wer Schlafmohn im Garten anbauen will, und sei es nur für Zierzwecke, muss eine Genehmigung bei der Bundesopiumstelle des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn beantragen. Sie kostet für Hobbygärtner einmalig 95 Euro und wird zunächst für drei Jahre erteilt. Danach ist auf Antrag eine kostenfreie Verlängerung möglich. Man darf nicht mehr als zehn Quadratmeter mit Schlafmohn kultivieren und das auch nur mit morphinarmen Sorten, die aufgrund ihrer blassen Blütenfarben nur einen geringen Zierwert haben.