Mediziner: Menstruationsbeschwerden können so schmerzhaft wie ein Herzinfarkt sein

Bei schlimmen Regelschmerzen wird zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhoe unterschieden. (Bild. Getty Images)
Bei schlimmen Regelschmerzen wird zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhoe unterschieden. (Bild. Getty Images)

Frauen, die wenige Menstruationsbeschwerden haben und nicht unter schmerzhaften Krämpfen leiden, haben es gut. Die anderen aber trifft es einmal im Monat hart. Nun haben britische Forscher herausgefunden, dass die Periode mitunter die gleichen Schmerzen verursachen kann wie ein Herzinfarkt.

Die monatlichen Krämpfe und Unterleibsschmerzen – die Medizin spricht hier von Dysmenorrhoe – werden nur allzu oft von der Umgebung nicht ernst genommen. Der Sexualforscher John Guillebaud des Londoner University College machte nun einen Vergleich, der aufzeigt, von welcher Art Schmerz Frauen in diesen Fällen sprechen.

Er sagte dem US-Onlinemagazin „Quartz“: „Regelschmerzen können genauso heftig ausfallen wie die Schmerzen während eines Herzinfarkts.“ Deshalb plädiert er dafür, das wichtige Thema in der Medizin allgemein mit der Priorität anzugehen, die es verdient. Es sei schließlich ein wiederkehrender Zustand, der gut die Hälfte der Menschheit betrifft.

Das Problem ist die fehlende Wahrnehmung

Guillebaud kam zu dem Ergebnis, nachdem er wiederholt Frauen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten, untersuchte. In Gesprächen verglichen sie jenen Schmerz mit dem bei der Menstruation. Das Problem an der fehlenden Wahrnehmung durch die Medizin sei folgendermaßen zu erklären: „Männer leiden nicht darunter, und so wurde dem nicht die zentrale Bedeutung gegeben, die es haben sollte.“

Doch weshalb wurde diese Schlussfolgerung erst jetzt gezogen? Wo doch sowohl Medizinerinnen selbst, als auch Wissenschaftlerinnen darunter leiden?

Auch die Britin Imogen Shaw, eine auf Frauengesundheit spezialisierte Ärztin, kann diese Frage nicht vollständig beantworten – erklärte aber dem „Telegraph“: „Im Allgemeinen wird die Gesundheit von Frauen einfach kaum erforscht. Ich würde nicht behaupten, dass Dysmenorrhoe bisher gründlich untersucht wurde.”

Primäre Dysmenorrhoe und Endometriose

Forscherin Annalise Weckesser ergänzte, wenn niemand über die Schmerzen spreche, würde dazu auch keine Forschung betrieben. „Es gibt eine lange Geschichte, Menstruationsschmerzen nicht ernst zu nehmen und sie sogar als Frauenhysterie zu bezeichnen. Wir sprechen einfach nicht über die menstruelle Gesundheit, das Wissen der jungen Mädchen über die Menstruation ist daher nicht ausreichend“, so Weckesser.

Werden ungewöhnliche schmerzhafte Perioden medizinisch diagnostiziert, unterscheidet man sie allgemein in zwei Kategorien: primäre Dysmenorrhoe und Endometriose. Von Endometriose spricht man, wenn das Gewebe, das dem Gebärmutterschleim ähnelt, auf anderen Bereichen, wie Eileitern und Eierstöcken, wächst, also Folge einer organischen Veränderung oder Erkrankung ist. Häufig leiden Frauen mit starken Regelschmerzen an einer nicht diagnostizierten Endometriose. Sie erfordert nach der Diagnose einen minimalinvasiven chirurgischen Eingriff.

Eine primäre Dysmenorrhoe, die sich in viele verschiedene Symptome aufspaltet, wird meist medikamentös behandelt. Sie soll durch körpereigene Schmerzbotenstoffe ausgelöst werden, die durch ein Zusammenziehen der Gebärmutter-Muskulatur bei der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut produziert werden. Auch kann der Schmerz mit einer Entzündung der Gebärmutter und der verstärkten Durchblutung des Uterus während der Periode zusammenhängen.

Im März 2017 gab die „All-Party Parliamentary Group on Women’s Health“, eine Arbeitsgruppe für Frauengesundheit, an, dass 40 Prozent der mehr als 2600 Frauen, die unter einer der beiden Kategorien leiden, berichteten, dass sie durchschnittlich zehnmal einen Arzt aufsuchen mussten, bevor die richtige Diagnose gestellt wurde.

Ist die korrekte Diagnose einmal bekannt, kann eine adäquate Behandlung in den meisten Fällen Linderung verschaffen. Dafür bedarf es aber insgesamt mehr Forschung und Akzeptanz.

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