Mehr Bäume in Städten können viele Leben retten
Bäume werfen Schatten und bieten gerade im Sommer eine schöne Abkühlung. Doch sie sind noch viel mehr als das. Mehr Bäume in Städten könnten auch bis zu 2.600 Hitzetote im Jahr verhindern.
Der Klimawandel sorgt bereits seit Jahren dafür, dass die Temperaturen immer weiter steigen. Vor allem in Innenstädten ist die extreme Hitze kaum auszuhalten, wenn sich der Beton und die vielen Glasflächen aufheizen. Gerade für Ältere und Kranke sind die hohen Temperaturen eine große Gefahr. Nicht selten führen sie zu Tausenden von Hitzetoten im Jahr.
Mehr Bäume in Städten könnten jedoch nicht nur für mehr Grün sorgen und Schatten spenden, sondern auch Leben retten. Das berichtet ein internationales Forschungsteam nach Analysen von 93 europäischen Großstädten, darunter sieben deutsche Metropolen. Laut der aktuellen Studie, die im Fachblatt "The Lancet“ vorgestellt wurde, würden bereits 30 Prozent Schattenfläche statt derzeit 15 Prozent in Städten die Mortalität um ein Drittel senken. Auch würde die Temperatur dort im Sommer im Schnitt um 0,4 Grad sinken.
Experten raten seit Jahren zu mehr Bäumen in Städten
Hauptautorin der Studie, Tamara Iungman, vom Barcelona Institute for Global Health sagte: "Dies wird immer dringlicher, da Europa extremere Temperaturschwankungen durch den Klimawandel erlebt.“ Sie fügte hinzu: "Wir wissen bereits, dass hohe Temperaturen in städtischen Umgebungen zu negativen gesundheitlichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Versagen, Krankenhauseinweisungen und vorzeitigem Tod führen können.“
Experten raten bereits seit Jahren, mehr Bäume anzupflanzen, um der Hitzebelastung und Erderwärmung entgegenzuwirken. "Bäume sind nicht die einzige Maßnahme, mit der Hitzeinseln entschärft werden können. Auch begrünte Fassaden und Mauern, aber auch helle Gebäudefarben und -materialien sind essenziell", erklärt Iungman.
Ziel von 1,5 Grad nicht realistisch - Mehr Klimaschutz nötig
Das Team wertete Daten aus 93 europäischen Städten aus, darunter Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Leipzig, und untersuchte Temperaturen und Sterbedaten von Juni bis August 2015. Was die Modellrechnungen ergaben, ist beeindruckend. Durch die höhere Bepflanzung und die Steigerung der Schattenplätze hätten allein im Jahr 2015 in den europäischen Städten auf diese Art und Weise 2644 Menschen von den 6700 ursprünglichen vorzeitigen Todesfällen gerettet werden können. Das entspricht 39,5 Prozent. Zudem berechneten die Forscher den Kühlungseffekt bei einer Ausdehnung der Baumbedeckung.
Größte Wirkung in heißen Städten in Süd- und Osteuropa
Den größten Effekt erzielte die Maßnahme in besonders heißen Städten in Süd- und Osteuropa. In nördlichen Regionen wie Schweden oder Nordengland war kaum eine Wirkung festzustellen. Die analysierten Städte waren der Studie zufolge im Sommer 2015 auch durchschnittlich um 1,5 Grad wärmer als ihre ländliche Umgebung. Der Unterschied, den die Wissenschaftler feststellten, war tagsüber wesentlich größer als nachts.
Der stärkste Hitzeinsel-Effekt konnte in Cluj-Napoca, der zweitgrößten Stadt Rumäniens, gemessen werden: Hier war es 4,1 Grad wärmer als außerhalb. Außerdem ist die Baumdichte mit nur 7 Prozent recht spärlich. In Lissabon sind es sogar nur 3,6 Prozent, während London mit 15,5 Prozent und Oslo mit 34 Prozent gegenüberstehen.
Städte bieten genug Platz für Bäume
Co-Autor der Studie, Mark Nieuwenhuijsen, sagte, dass es nicht nötig sei, Gebäude abzureißen und durch Parks zu ersetzen, da es in allen Städten, die das Team untersucht habe, genug Platz gebe, um mehr Bäume zu pflanzen. "Viele Studien zeigen, dass das bloße Sehen und Riechen von Bäumen der Gesundheit und dem Wohlbefinden zugutekommt und die städtische Biodiversität verbessert“, erklärte Prof. Yadvinder Malhi, Professor für Ökosystemwissenschaften an der Universität Oxford.
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Eine besonders wichtige Maßnahme sei laut dem Forschungsteam auch, die Anzahl der Autos in Städten zu verringern. Diese würden ebenfalls zu großer Hitze führen, weil sie sich durch die Sonneneinstrahlung aufheizen und diese Wärme wieder an ihre Umgebung abgeben.