Wenn Mitarbeitende zu „Follegen" werden: Warum Freundschaften für den Erfolg am Arbeitsplatz entscheidend sind
An den zwei völlig verschiedenen Polizisten in The Other Guys kann man sehen, wie wichtig Freundschaften im Job sein können.
ddp,Nicht nur ein Job, den man gerne macht, trägt zur Jobzufriedenheit bei, sondern oft auch die Menschen, mit denen wir arbeiten. Echte Freundschaften unter Kolleg*innen unterscheiden sich dabei deutlich von typischen Arbeitsbeziehungen. Da wir viel Zeit im Job verbringen, wird der Arbeitsplatz zu einem wichtigen Ort, um soziale Netzwerke zu knüpfen. Aktivitäten wie After-Work-Drinks, Team-Sport oder gemeinsame Mahlzeiten stärken den Zusammenhalt und verringern Isolation. Dennoch benötigen Freundschaften am Arbeitsplatz klare Regeln, besonders um zu verhindern, dass sie in Konkurrenzdenken umschlagen, wenn Freund*innen sich um dieselbe Position bewerben.
Wie Freundschaften am Arbeitsplatz das Wohlbefinden und die Produktivität steigern
Freundschaften im Job ergeben sich oft ganz natürlich und machen den Arbeitsalltag deutlich angenehmer. In einer neuen Umfrage von LinkedIn geben mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer*innen in Deutschland ihre Kolleg*innen als Hauptgrund an, im aktuellen Job zu bleiben. Aber es gibt auch ein paar Stolperfallen für Freundschaften im Job. Wie geht man damit um, wenn sich beide um die gleiche Beförderung bemühen – oder wenn etwas, das im Vertrauen erzählt wurde, später im Team die Runde macht?
Frollegen: Darum sind Freundschaften im Job so wichtig
Freundschaften unter Kolleg*innen spielen eine zentrale Rolle im Berufsleben, da sie zahlreiche Aspekte der täglichen Arbeit positiv beeinflussen können. Die sogenannten „Frollegen“ – eine Kombination aus Freund*in und Kolleg*in – schaffen nicht nur eine angenehme Arbeitsatmosphäre, sondern fördern auch die Leistungsfähigkeit des gesamten Teams. Gaby Wasensteiner ist Karriere-Expertin bei LinkedIn und für sie können Kolleg*innen definitiv mehr sein als rein berufliche Kontakte. Enge menschliche Beziehungen am Arbeitsplatz bringen vielseitige Vorteile mit sich, die sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen von Bedeutung sind.
Stärkung des Teamgeists und Zusammenhalts
Freundschaften am Arbeitsplatz erzeugen eine positive Dynamik, die sich auf das gesamte Team auswirkt. Sie fördern ein harmonisches Miteinander und stärken das Gemeinschaftsgefühl, was die Zusammenarbeit nachhaltig verbessert.Bessere Kommunikation und Zusammenarbeit
Offene Gespräche fallen unter Freund*innen leichter. Herausforderungen werden schneller angesprochen und Ideen können freier ausgetauscht werden. Dies sorgt für effizientere Arbeitsabläufe und eine effektivere Problemlösung.Höhere Arbeitszufriedenheit und Motivation
Freund*innen am Arbeitsplatz unterstützen sich gegenseitig – sei es durch seelischen Beistand in schwierigen Momenten oder durch gegenseitige Wertschätzung im Alltag. Dieses unterstützende Umfeld steigert die Zufriedenheit und fördert die Motivation, engagiert und produktiv zu arbeiten.Gemeinsam zu Höchstleistungen
Besonders in stressigen Phasen motiviert man sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Brainstorming-Sessions, die beim gemeinsamen Kochen weiterlaufen, zeigen, wie kreativ und produktiv Zusammenarbeit sein kann. Freund*innen im Job bieten außerdem wertvolles konstruktives Feedback, das ehrlich gemeint ist und darauf abzielt, die andere Person zu stärken und sich weiterzuentwickeln.Gut gepflegte Kontakte als langfristige Ressource
Das Besondere an Freundschaften im Job ist, dass sie nicht automatisch mit einer beruflichen Trennung enden müssen. Auch wenn die Kündigung einer geschätzten Person zunächst schmerzlich ist, können sich daraus neue Chancen ergeben. Solche Freundschaften bleiben oft privat bestehen und bieten einen wertvollen Blick von außen auf berufliche Herausforderungen. Zudem zahlt sich ein gepflegtes Netzwerk an ehemaligen Kolleg*innen aus, wenn man selbst auf der Suche nach einer neuen Position ist: Wer sich gegenseitig fachlich und menschlich schätzt, kann Weiterempfehlungen aussprechen oder neue Möglichkeiten eröffnen. Dieses Vertrauen kann schließlich der Schlüssel zur nächsten beruflichen Chance sein.
Freundschaften am Arbeitsplatz sind somit weit mehr als nur soziale Verbindungen. Sie stärken das Arbeitsklima, fördern die individuelle Zufriedenheit und tragen maßgeblich zum Erfolg eines Teams und eines Unternehmens bei.
Versuchen Sie mit diesen Tipps Freundschaften im Job zu knüpfen
Ab einem gewissen Alter fühlt es sich so an, als wären Freundschaften nicht mehr so leicht zu knüpfen. In der Jugend scheinen sie sich ganz organisch zu ergeben. Im Erwachsenenalter scheut man sich jedoch oft, auf Menschen zuzugehen und sie zu fragen, ob man mal etwas trinken gehen möchte. Im Job und mit unseren Kolleg*innen verbringen wir viel Zeit – und diese Menschen müssen nicht "nur" Kolleg*innen bleiben. Mit Einsatz und Zeit können daraus auch Freundschaften entstehen. Allerdings muss man dafür auf die Mitmenschen zugehen.
Das Smartphone weglegen
Smartphones sind aus dem Alltag kaum wegzudenken und oft ein Reflexmittel, sobald Langeweile oder ein Moment der Unsicherheit auftritt. Doch wer in solchen Situationen zum Handy greift, entzieht sich der unmittelbaren Interaktion mit den Menschen um sich herum. Häufig führen solche Gesten dazu, dass auch andere ihre Aufmerksamkeit ihren Bildschirmen zuwenden, wodurch wertvolle Gelegenheiten für Gespräche und das Knüpfen neuer Kontakte ungenutzt bleiben. Das sogenannte „Phubbing“, bei dem Anwesende zugunsten des Smartphones ignoriert werden, steht nicht nur neuen Freundschaften im Weg, sondern kann auch bestehende Beziehungen belasten. Es wird häufig als respektlos empfunden und vermittelt das Gefühl, übergangen oder nicht wichtig zu sein. Wer stattdessen das Handy bewusst zur Seite legt, schafft Raum für Gespräche – eine essenzielle Grundlage für den Aufbau von Freundschaften.Gemeinsame Interessen entdecken und fördern
Gemeinsamkeiten mit Kolleg*innen lassen sich am besten finden, indem man an Aktivitäten teilnimmt, die das Unternehmen anbietet oder unterstützt. Führungskräfte können diesen Prozess unterstützen, indem sie interessensbasierte Gruppen wie Buchclubs, Kochgruppen oder Filmabende ins Leben rufen. Studien zeigen, dass solche Gruppen die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt stärker fördern als viele andere Maßnahmen. Zusätzlich spielt die Gestaltung von Räumen eine wichtige Rolle: Gemeinschaftsbereiche, enger zusammenliegende Arbeitsplätze oder regelmäßige Treffen wie Teamessen oder soziale Veranstaltungen schaffen Gelegenheiten, um Beziehungen zu stärken.Meetings als Chance nutzen
Jede neue Begegnung im Arbeitsalltag kann eine Möglichkeit sein, Beziehungen aufzubauen. Meetings bieten hierfür oft eine gute Gelegenheit. Zu Beginn oder am Ende eines Treffens können Gespräche über persönliche Interessen oder kleinere Anekdoten helfen, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Es kann sinnvoll sein, ein paar Minuten vor dem Termin einzuplanen oder im Anschluss etwas Pufferzeit zuzulassen, um sich ohne Zeitdruck auszutauschen. Echtes Interesse und Offenheit sind hierbei entscheidend. Offene Fragen, die zu ausführlichen Antworten führen, fördern den Dialog ebenso wie das Teilen von Details aus dem eigenen Leben. Indem Meetings nicht nur als reine Arbeitstermine sondern auch als soziale Gelegenheiten betrachtet werden, kann das berufliche Netzwerk nachhaltig erweitert werden. Studien belegen, dass der Aufbau von Freundschaften nicht nur ein menschliches Grundbedürfnis erfüllt, sondern auch Unternehmen zugutekommt. Arbeitsplätze, die soziale Verbindungen fördern, nutzen dieses Potenzial optimal und profitieren von einer besseren Zusammenarbeit und Atmosphäre.
Freundschaften am Arbeitsplatz brauchen klare Regeln
Damit Freundschaften am Arbeitsplatz eine Bereicherung bleiben und keine Schwierigkeiten verursachen, sollten folgende Grundsätze beachtet werden:
Seien Sie offen und unterstützend: Zeigen Sie Interesse an Ihren Kolleg*innen, feiern Sie deren Erfolge und laden Sie sie zu gemeinsamen Aktivitäten ein, um den Teamgeist zu stärken.
Wahren Sie die Professionalität: Bleiben Sie auch in lockeren Situationen professionell, insbesondere im Umgang mit Vorgesetzten.
Schaffen Sie eine respektvolle Atmosphäre: Vermeiden Sie Ausgrenzung und Klatsch und fördern Sie ein respektvolles Miteinander.
Lösen Sie Konflikte sachlich: Gehen Sie Meinungsverschiedenheiten direkt und konstruktiv an, um Missverständnisse zu klären.
Finden Sie ein gesundes Gleichgewicht: Achten Sie darauf, dass private Gespräche und Geselligkeit die Erfüllung Ihrer beruflichen Aufgaben nicht beeinträchtigen.
Vermeiden Sie den Eindruck von Bevorzugung: Sorgen Sie dafür, dass Freundschaften Ihre beruflichen Entscheidungen nicht beeinflussen, um das Vertrauen im Team zu bewahren.
Achten Sie auf Vertraulichkeit: Gehen Sie sorgsam mit persönlichen Informationen um, die Ihnen im Rahmen der Freundschaft anvertraut werden.
Setzen Sie klare Grenzen: Definieren Sie, was im Arbeitskontext angemessen ist und halten Sie sich daran, um die Professionalität zu gewährleisten.
Freundschaften am Arbeitsplatz können das Wohlbefinden steigern, Einsamkeit reduzieren und die Teamleistung verbessern. Damit sie jedoch eine positive Kraft bleiben, sind gegenseitiger Respekt und ein achtsamer Umgang miteinander entscheidend.
Wie Freundschaften am Arbeitsplatz nicht zur Konkurrenz werden
Freundschaften können Herausforderungen mit sich bringen – insbesondere dann, wenn Konkurrenzgefühle entstehen. Dies passiert häufig in leistungsorientierten Umgebungen, in denen Kolleg*innen gleichzeitig Freund*innen und potenzielle Mitbewerber*innen sind. Um sicherzustellen, dass Freundschaften nicht von Rivalität überschattet werden, helfen die folgenden Ansätze:
Transparente Kommunikation: Offene Gespräche über Erwartungen und Ziele können Missverständnisse vermeiden. Wenn klar ist, welche Rolle jede*r im Team einnimmt, reduziert das potenzielle Spannungen.
Klare Abgrenzung von Rollen: Freundschaften und berufliche Beziehungen sollten getrennt bleiben. Entscheidungen im Arbeitskontext sollten auf objektiven Kriterien basieren und nicht von persönlichen Bindungen beeinflusst werden.
Erfolge teilen: Statt sich zu vergleichen, sollten Freund*innen am Arbeitsplatz Erfolge gemeinsam feiern und gegenseitige Unterstützung in den Vordergrund stellen.
Keine Vergleiche: Sich mit Kolleg*innen zu vergleichen, kann zu Neid oder Unzufriedenheit führen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Stärken und Fortschritte.
Förderung von Teamgeist: Freundschaften sollten zur Stärkung des Teams beitragen, indem sie Zusammenarbeit statt Wettbewerb betonen. Ein gemeinsames Ziel kann Rivalität überwinden.
Professionelle Konfliktlösung: Wenn Spannungen auftreten, sollten diese sachlich und lösungsorientiert angesprochen werden, ohne persönliche Vorwürfe oder Schuldzuweisungen.
Freundschaften am Arbeitsplatz funktionieren am besten, wenn gegenseitiger Respekt, professionelle Distanz und eine positive Haltung im Vordergrund stehen. So bleiben sie eine Kraftquelle, die sowohl das persönliche Wohlbefinden als auch die Teamleistung stärkt.