Models fordern Schutz vor Belästigung bei "Victoria’s Secret"

Ein von über 100 Models unterschriebener Brief fordert das Lingerie-Label "Victoria’s Secret" auf, sich zum Schutz seiner Models vor sexueller Belästigung zu verpflichten.

Mehr als 100 Models haben das Schreiben der Model Alliance an Victoria’s Secret unterzeichnet. (Bild: Getty Images)
Mehr als 100 Models haben das Schreiben der Model Alliance an Victoria’s Secret unterzeichnet. (Bild: Getty Images)

Turbulente Zeiten für „Victoria’s Secret“: Nachdem das Lingerie-Label vor Kurzem seine diesjährige Show abgesagt hatte und den umstrittenen Marketing-Chef Ed Razek in den Ruhestand versetzte, sorgt nun ein Brief an John Mehas, CEO von „Victoria’s Secret“ für weitere Bewegung.

Der Absender: die Model Alliance, eine gemeinnützige Organisation und Interessensvertretung unter der Leitung von Sara Ziff, die in der Vergangenheit ebenfalls als Model gearbeitet hatte. Das Schreiben, signiert von mehr als 100 Models, bezieht sich auf die engen Verbindungen der VS-Muttergesellschaft L Brands und dessen Besitzer Leslie Weixner zu Jeffrey Epstein, der des Sexhandels bezichtigt wird, sowie auf die Belästigungsvorwürfe gegen die Fotografen Timur Emek, David Bellemere und Greg Kadel, die auch für das Lingerie-Label tätig waren.

Aus im TV: Götterdämmerung für Victoria's-Secret-Engel

Es sei verstörend, „dass diese Männer ihre Arbeitsbeziehungen bei „Victoria’s Secret“ nutzten, um verletzliche Mädchen zu ködern und zu missbrauchen“, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem von Models wie Doutzen Kroes, Gemma Ward, Milla Jovovich und Christy Turlington, aber auch Fotografin Inez Van Lamsweerde und Cindi Leive, der früheren Chefredakteurin der amerikanischen „Glamour“ unterschrieben wurde.

Die konkrete Forderung der Model Alliance: die Verpflichtung des Labels, das von Models entwickelte und 2018 veröffentlichte „Respect“-Programm zu unterzeichnen. Die Initiative will einen formalen Weg entwickeln, wie Models Probleme am Arbeitsplatz branchenübergreifend melden können, und die Bildung eines unabhängigen Gremiums forcieren, das derartige Beschwerden untersucht. Unternehmen, die sich dem Programm anschließen, verpflichten sich verbindlich zu dessen Grundsätzen – und geben diese Verpflichtung auch an ihre Auftragnehmer weiter, z. B. Fotografen, Agenten und Verkäufer.

“Veränderung in unserer Branche dringend erforderlich”

„Victoria’s Secret hat die die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle zu übernehmen, seine Macht und seinen Einfluss einzusetzen, um die Veränderungen herbeizuführen, die in unserer Branche dringend erforderlich sind", heißt es in dem Brief. "Jeden Tag setzen Modemarken, Verlage und Agenturen die Norm, was akzeptabel ist und was nicht."

Auch Model Doutzen Kroes hat den Brief unterschrieben. (Bild: Getty Images)
Auch Model Doutzen Kroes hat den Brief unterschrieben. (Bild: Getty Images)

Zuletzt hatte im Jahr 2018 Condé Nast (der Verlag hinter Magazinen wie Vogue, Glamour, GQ und Vanity Fair) einen Verhaltenskodex eingeführt, nachdem mehreren Vertragsfotografen sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Die Unternehmen Kering und LVMH hatten bereits im Jahr 2017 eine Charta für Arbeitsbedingungen von Models unterzeichnet.

Victoria’s Secret: Der Absturz der Engel ist nur noch eine Frage der Zeit

Einem Bericht von „Business of Fashion“ zufolge hatte das Lingerielabel bereits Gespräche über die Unterzeichnung des Respect-Programms mit der Model Alliance geführt, der Brief soll nun offenbar ein konkretes Commitment forcieren. "Wir sind immer um das Wohlergehen unserer Models besorgt und möchten weiterhin mit der Model Alliance und anderen im Dialog bleiben, um bedeutende Fortschritte in der Branche zu erzielen“, wird ein Sprecher von „Victoria's Secret“ von „Business of Fashion“ zitiert.