Neue Studie: Einsamkeit noch schädlicher als Rauchen
Ein Forscherteam kommt in einer neuen Studie zu dem Ergebnis, dass Einsamkeit auf vielen Ebenen Gift für unsere Gesundheit ist.
Dass Rauchen für die Gesundheit sehr schädlich sein und unter anderem zu Lungenerkrankungen, Gefäßverkalkung und einer verminderten Lebenserwartung führen kann, ist allgemein bekannt. Doch jetzt kommt ein Forschungsteam zu einer überraschenden Erkenntnis: Sogar noch schlechter als Rauchen wirkt es sich auf die Gesundheit einer Person aus, wenn diese einsam ist. Im Verhältnis zu ihrem biografischen Alter seien Menschen, die sich alleine, deprimiert, hoffnungslos und traurig fühlen, biologisch um ganze 20 Monate gealtert, so das Ergebnis der Forschungsstudie der Chinese University Hong Kong, der Stanfort University und der Forschungsgruppe Deep Longevity.
Biomarker geben Auskunft über biologisches Alter
Zum Vergleich: Rauchen beschleunigt den Alterungsprozess um "nur" 15 Monate. Unter dem biografischen Alter versteht man dabei die übliche Altersangabe nach Kalenderjahren. Das "biologische" Alter dagegen orientiert sich am körperlichen Zustand einer Person, und lässt feststellen, ob dieser Zustand altersgerecht ist. Die Forscher*innen orientierten sich in ihrer Studie an 16 sogenannten Biomarkern in Bluttests: In die Datenerhebung flossen der Blutzucker- sowie der Cholesterin-Spiegel, die Werte des Proteins Cystatin C und des Stoffwechselproduktes Kreatinin, welche Schlüsse auf die Nierenfunktion ziehen lassen, ein. Aber auch Messungen des Blutdrucks, des Herzschlags, der Hüftumfang und die Lungenfunktion spielten eine Rolle bei den Auswertungen.
Mindesthaltbarkeitsdatum: Kann Salz schlecht werden?
Psychologische Faktoren genauso wichtig wie körperliche
4.451 chinesische Testpersonen wurden für die Studie untersucht. "Jahrzehnte lang nahmen Menschen an, dass sie ihr Wohlbefinden erhalten könnten, indem sie an ihrer körperlichen Gesundheit arbeiten, zum Beispiel durch medizinische Check-ups", berichtet die leitende Forscherin der Studie, Prof. Helene Fung, in der britischen Zeitung The Telegraph. "Doch unsere Erkenntnisse legen nahe, dass es genauso wichtig ist, das Augenmerk auf psychologische Faktoren, wie eine positive Stimmung, zu richten." Auch ihr Kollege Manuel Faria von der Stanford University hofft, dass die Forschungsergebnisse dazu beitragen, psychometrischen Analysen zukünftig einen höheren Stellenwert in der gesundheitlichen Grundversorgung einzuräumen.
Das Team konnte zuvor bereits zeigen, dass Menschen, deren biologisches Alter höher liegt als ihr biografisches, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Krankheiten wie Eierstockkrebs, Reizdarmerkrankungen oder Multiple Sklerose entwickeln. Auch andere Faktoren können nach dem aktuellen Forschungsstand das biologische Alter beeinflussen: Wer in der Stadt lebt, ist den Studien zufolge biologisch jünger. Menschen, die auf dem Land leben, haben ein biologisches Alter, das 0,39 Jahre über ihrem biografischen Alter liegt – so ergaben es die Auswertungen der Biomarker. Unverheiratete Menschen waren der Statistik nach um 0,32 Jahre älter.
Frühere Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass soziale Isolation das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöht. 2015 fanden Forscher*innen in Kalifornien und Chicago heraus, dass Einsamkeit genetische Veränderungen auslösen kann, welche zu Krankheiten und Versterben führen. Eine erhöhte Anfälligkeit für Entzündungen sowie verringerte Abwehrkräfte waren bei Menschen, die sich einsam fühlten, festzustellen.
Video: Wie drei Millionen Atlantikflüge: So zerstören Zigaretten die Umwelt