Niedertemperaturkessel: Funktionsweise, Vorteile & Nachteile
Früher waren Niedertemperaturkessel eine beliebte Wahl für Heizungen. Was zeichnet die Technik aus und ist sie noch zukunftsfähig? Wir erklären die wichtigsten Punkte.
Das Wichtigste in Kürze
Niedertemperaturkessel sind ein Auslaufmodell und dürfen nicht mehr gebaut werden.
Auch wenn es bei Modellen, die 2015 oder früher produziert wurden, kein Verbot für Einbau und Betrieb gibt, ist der Umstieg auf einen Brennwertkessel ratsam.
NT-Kessel arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen von 35 bis 40 Grad Celsius, während die Betriebstemperatur zwischen 35 und 70 Grad Celsius liegt.
Sie haben ab den 1980er-Jahren den Konstanttemperaturkessel abgelöst.
Wie funktioniert ein Niedertemperaturkessel?
Wie der Name bereits verrät, arbeitet ein Niedertemperaturkessel (NT-Kessel) mit Niedertemperaturen von 35 bis 40 Grad Celsius. Dabei kann die Betriebstemperatur im Bereich von 35 bis 70 Grad Celsius liegen. Im Grunde sind aber Vorlauftemperatur und Kesseltemperatur gleich.
Der NT-Kessel ist die Weiterentwicklung des Konstanttemperaturkessels. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist diese Art des Heizkessels intelligenter, da er die eigene Leistung anhand der Außentemperatur steuern und konstant niedrig halten kann. Dafür verfügt der Kessel über einen Wärmefühler und soll somit Energieverschwendung vermeiden, indem er nur so viel Wärme erzeugt, wie die Heizung benötigt. Dank dieser Technik reduzieren sich die Abgasverluste sowie die Abstrahlungs- und Bereitschaftsverluste im Vergleich zum Konstanttemperaturkessel.
Ferner besteht der Niedertemperaturkessel aus einer trockenen oder heißen Brennkammer, die vom Heizwasser getrennt ist. Dadurch besteht keine Gefahr durch Korrosionsschäden. Hierfür wird die Kammer schneller aufgeheizt und die Kesseltemperatur fällt nicht unter den Taupunkt der Abgase. Zusätzlich ist ein NT-Kessel aus korrosionsbeständigen Materialien, etwa Keramik, Emaille oder Edelstahl, damit das aggressive Kondensat keine Schäden anrichten kann. Die Steuerung und Regulierung der Abgase aus der Brennkammer zum Schornstein übernehmen dabei die Heizgaszüge.
Um schneller höhere Kesseltemperaturen zu erzielen, verfügt die Heizfläche der Brennkammer über eine Rippenkonstruktion. Durch die Struktur vergrößert sich die Heizfläche. Damit sich die Kesseloberfläche nicht zu stark abkühlt, wird kaltes Heizungswasser mit einem Thermostream zunächst mit wärmerem Wasser vermischt, bevor dieses die Oberfläche abkühlt. Für den Transport des Heizwassers durch den Kessel und das gesamte Heizkreissystem ist die Kesselkreispumpe verantwortlich.
Sonderform Tieftemperaturkessel
Eine spezielle Version des NT-Kessels ist der Tieftemperaturkessel. Dieser hat keine untere Begrenzung der Temperatur und arbeitet mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen, um Brennstoffe effizienter zu nutzen und Wärmeverluste zu minimieren. Besteht im Haus kein Wärmebedarf, kann er auch komplett ausgeschaltet werden.
Technologien und Bauformen
Niedertemperaturkessel kommen in unterschiedlichen Heizsystemen zum Einsatz. Es gibt sie für Ölheizungen, Gasheizungen und Systeme, die Biomasse als Brennstoff nutzen – wie Holzheizungen oder Pelletheizungen. Der Hauptunterschied ist die Verwendung unterschiedlicher Brennstoffe und deren Lagerung, denn geheizt wird über die Heiz- oder Rauchgase, die beim Verbrennen entstehen und das Heizwasser erwärmen.
NT-Kessel für Ölheizungen
Ölheizungen nutzen meist Guss- oder Stahl-NT-Kessel. Überdies gibt es die Heizkessel auch mit integriertem Warmwasserspeicher für kleinere Mengen. Solche kompakten Kessel bieten sich an, wenn nur wenig Platz zum Aufstellen bereitsteht. Wer ausreichend Raum hat, kann einen Niedertemperaturkessel für Öl mit einem separaten Brauchwasserspeicher nutzen.
NT-Kessel für Gasheizungen
Gas-Niedertemperaturkessel wärmen mit Erdgas oder Flüssiggas, das direkt aus dem Gasnetz oder einem Gastank bezogen wird. Im Gegensatz zu Ölkesseln sind die Heizkessel für Gasheizungen kompakter und oft als Wandkessel verfügbar. Sie benötigen zudem weniger Wartung als Ölkessel.
NT-Kessel für Pelletheizungen
Deckt man die Wärmeanforderung des Hauses mit Biomasse wie Pellets, gibt es spezielle Niedertemperaturkessel für diese Art der Heizung. Diese haben größtenteils Förderschnecken und Austragungssysteme zur automatischen Brennstoffzufuhr. Hier sind jedoch eine regelmäßige Reinigung der Brennkammer und Aschebehälter erforderlich. Reduzieren lässt sich der Wartungsaufwand durch die Installation eines automatischen Ascheaustragungssystems.
Vorteile und Nachteile von Niedertemperaturkesseln Überschrift der Box Achtung Text
Niedertemperaturkessel gelten mittlerweile als veraltet und haben inzwischen mehr Nachteile als Vorteile.
Gegen eine Heizung mit NT-Kessel spricht, dass die Wartung und Installation recht komplex und aufwendig sind. Zudem muss bei einer Umrüstung von einem Konstanttemperaturkessel der Schornstein umgerüstet werden, da ansonsten durch Kondensation der Abgase eine Versottung des Kamins droht. Im Vergleich zur moderneren Brennwerttechnik oder Wärmepumpen hat der Niedertemperaturheizkessel einen schlechteren Nutzungs- sowie Wirkungsgrad und die Heizkosten sind höher. Weiterhin gibt es keine Förderung mehr für die Technik und der Einbau in Neubauten ist nicht mehr erlaubt.
Auf der Plusseite steht, dass ein NT-Kessel mit niedrigeren Heizwassertemperaturen arbeiten kann als ein Konstanttemperaturkessel. Sie sind auch günstiger in der Anschaffung als die Vorgängertechnik. Zudem sind Niedertemperaturkessel robust und wartungsarm und ermöglichen eine gleichmäßige Wärmeabgabe. Des Weiteren können die Heizkessel mit erneuerbaren Energien wie Solarthermie oder Wärmepumpen kombiniert werden.
Anwendungsmöglichkeiten von Niedertemperaturkesseln
Ganz gleich, welchen Brennstoff ein Niedertemperaturheizkessel verbrennt, hilft eine Niedertemperaturheizung dabei, Heizkosten zu sparen. Sie bietet sich insbesondere für die Verwendung in Kombination mit Fußbodenheizungen an, da diese eine niedrige Vorlauftemperatur benötigen, oder für groß ausgelegte Heizkörper.
Überschrift der Box Gut zu wissen Text
Häufig finden sich Niedertemperaturheizungen in Mehrfamilienhäusern, die sich einen Kamin teilen. Denn hier ist der Wechsel auf effizientere Brennwerttechnik meist zu teuer für einen gleichzeitigen Umstieg. Ferner können NT-Kessel auch zur Warmwasserbereitung genutzt werden.
Austauschpflicht und Alternativen
Niedertemperaturkessel dürfen in der EU zum Großteil nicht mehr gebaut werden, wobei es Ausnahmen von dieser Regelung gibt – etwa für Heizkessel, die eine Leistung von mehr als 400 Kilowatt haben. Allerdings haben die meisten Hersteller NT-Kessel bereits aus ihrem Sortiment gestrichen. Eine Austauschpflicht besteht jedoch nicht, denn Nutzung und Einbau sind nicht verboten – für den Fall, dass der Niedertemperaturkessel vor dem 26. September 2015 hergestellt wurde.
Auch wenn der Einbau und der Betrieb nicht verboten sind, ist es nicht mehr ratsam, Niedertemperaturheizkessel zu installieren. Brennwertkessel sind eine gute Alternative, da diese einen viel höheren Wirkungs- und Nutzungsgrad haben, indem sie die Wärme in den Abgasen nutzen.
Überschrift der Box Hinweis Text
Seit 2024 müssen neue Heizungsanlagen – im Neubau in Neubaugebieten – mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden.
Hierfür stehen unterschiedliche Wärmeerzeuger zur Verfügung wie Biomasse-Heizungen wie Pellet- oder Holzheizungen, Wärmepumpen, Solarthermie oder Hybridheizungen. Auch Blockheizkraftwerke (BHKW) oder eine Brennstoffzellenheizung können eine Alternative zu Niedrigtemperaturheizungen sein.
Niedertemperaturkessel können auch mit CHA/FHA-Monoblock-Wärmepumpen kombiniert werden. Hier gibt es spezielle Module zur elektrischen Ansteuerung von Niedertemperaturheizkesseln mittels Brennerstecker. Auf diese Weise lassen sich auch Verbrauchsspitzen ausgleichen, die Wärmepumpen oder Solarthermie sonst nicht abfangen könnten.