#NudesforNell: Das steckt hinter dem frechen Twitter-Hashtag
Solange man seine Arbeit gut macht, sollte es keine Rolle spielen, wie man sein Privatleben gestaltet, und Stolz auf den eigenen Körper sollte unabhängig vom Berufsstand ausgelebt werden dürfen. Das ist die Botschaft, die gerade auf Twitter verbreitet wird - wenn auch auf ungewöhnliche Art und Weise.
Es sorgte für ein wenig Verwirrung, als in den Twitter-Trend auf einmal der Hashtag #NudesforNell auftauchte (deutsch: Nacktfotos für Nell). Noch dazu wurden die Posts unter dem Hashtag mit dazu passenden - mehr oder weniger - nackten Bildern versehen. Doch das zeigt nur, dass die Diskussion, die das Ganze auslöste, einen Nerv getroffen hat.
Ihren Ursprung nahm die Aktion, als eine Krankenschwester namens Nell auf ihrem privaten Twitter-Account eine Aktzeichnung von sich postete und daraufhin angefeindet wurde - nicht zuletzt wegen ihres Berufs.
Eine Schande für den Berufsstand der Pflegefachkraft, bin ich also.
Wegen einer Zeichnung!
Ich kann dir im Dienst das Leben retten und mich Nachts hart vögeln lassen!
Deal with it.❤— Nell, die 78.🏥 (@Nell781) June 28, 2020
Als “Schande für den Berufsstand der Pflegefachkraft” wurde sie bezeichnet, was nicht nur ihr selbst gehörig gegen den Strich ging. Also entschieden andere Frauen und Männer mit ebenfalls seriösen Berufen, sich solidarisch zu zeigen.
#nudesfornell
Solidarität ist alles ☝️ pic.twitter.com/Xcj0fS6OHm— Katzenminze (@violett_snow) June 30, 2020
Wie weit jeder mit dem Hashtag #NudesforNell gehen wollte, gestaltete sich unterschiedlich. Die einen posteten vollständige Oben-ohne-Fotos, andere ebenfalls eine explizite Zeichnung, und einige beschränkten sich auf nackte Beine oder Arme.
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Die #nudesfornell Hintergrundstory kann ich auch am eigenen Leib nachvollziehen
Bekannte schrieb bei einem etwas freizügigem Post auf Instagram über mich, dass ich doch ein Vorbild sein müsse, weil ich Medizin studiere. Achso? Bin ich das deshalb nicht? Privatleben ungleich Beruf https://t.co/ftC9attQii— Miriam (@mkbeh) June 30, 2020
Der Spätdienst war etwas irritiert von den #Nudes auf meinem Smartphone...Einfach fantastisch was ihr unter dem Hashtag #nudesfornell fabriziert habt. Tatsächlich ist das das nackigste Foto in meiner Bibliothek 🙈 pic.twitter.com/BhcjOcU6Qz
— *Gloria* (@GloriaVsEve) June 29, 2020
#nudesfornell @Nell781
Darf ich auch mitmachen? Komme nicht aus der Plege/ Medizin aber habe was mit 💊🔬zu tun 🤷♀️ pic.twitter.com/5PrZTVlhmM— Pillen Ella 💊🧪🔬 (@Keksqueen1) June 30, 2020
Der eine oder andere User wollte sich wiederum gar nicht zeigen und drückte seine Solidarität lediglich mit Worten aus.
100% Solidarität für dich, @Nell781, und für #NudesFürNell.
Jede/r sollte sich so zeigen können, wie er/sie das möchte, egal was für einen Beruf man hat!
(ich persönlich möchte kein Bild posten, aber finde die Aktion total gut!)— Tabea ☺️🏳️🌈(🏡) Stay The F At Home!! she/her (@Teletabbii) June 29, 2020
Die Botschaft war stets die gleiche: Wie man sich im privaten Umfeld zeigt oder gibt, sollte nichts mit dem Job zu tun haben. Dies bezieht sich nicht allein auf die Sexualität: Manche User berichteten, während der Arbeitszeiten eine hingebungsvolle Pflegekraft oder der geduldige Erzieher zu sein, nach Feierabend aber “faktisch alles und jeden” zu hassen.
Ich bin Erzieher mit Leib und Seele XD Aber sobald ich den Kiga verlasse, hasse ich faktisch alles und jeden 😂
— Dennis (@_Ani_Chan) June 28, 2020
Auch das sei legitim. Und so waren die Nacktfotos einfach ein etwas kurioser Weg zu demonstrieren: Die Arbeit und Privates müssen nichts miteinander zu tun haben. Nell selbst kündigte zwar an, keine Aktzeichnungen mehr von sich posten zu wollen, doch dass sie “vor Hoeneß und Globuli” getrendet hatte und so viel Zuspruch erhalten hatte, fand die Krankenschwester großartig.
Ich heute so...
Boom!
Danke für Euch. ❤ https://t.co/x4GXSIz25x— Nell, die 78.🏥 (@Nell781) June 29, 2020