Die Rache-Kündigung: Der Karriere-Trend 2025, vor dem sich Firmen fürchten
Jetzt reicht es! Stehen Sie vielleicht auch kurz vor einer Rache-Kündigung?
Getty Images, Westend61Haben Sie sich nach der letzten Weihnachtspause schwerer getan als sonst, Ihre Arbeit wieder aufzunehmen? Klar ist es nie leicht, nach ein paar Tagen Urlaub zum Schreibtisch (und einem pickepackevollen E-Mail-Postfach) zurückzukehren. Aber wenn Sie sich auch jetzt noch nicht wieder angekommen und stattdessen ausgebrannt fühlen, demotiviert sind und immer mal wieder Karriere-Portale nach neuen Jobs durchforsten, gehören Sie ja vielleicht zur wachsenden Zahl derer, die beschlossen haben, dass es nun endgültig reicht. Damit folgen Sie vielleicht schon bald dem größten Karrieretrend für das Jahr 2025: "Revenge Quitting", was übersetzt so viel heißt wie "Rache-Kündigung". Was man genau darunter versteht, lesen Sie hier.
Gefangen im Job: So kommt es zu Rache-Kündigung
Laut "Worklife Trends 2025" von Glassdoor – eine Plattform (Ex-)Mitarbeiter*innen ihre Unternehmen bewerten können – fühlen sich 65 Prozent der Arbeitnehmer*innen in ihrer derzeitigen Position gefangen. Und das nicht erst seit gestern so: Schlechte Karrieremöglichkeiten und Gehälter, die nicht mit der Inflationsrate mithalten, haben in vielen Branchen in den letzten zwei Jahren zu zunehmender, teils massiver Unzufriedenheit geführt. Die Arbeitsplatzkulturen und Verhaltensweisen in vielen Unternehmen sind gerade einfach nicht so, wie sie sein sollten. Jüngsten Studien zufolge ist vor allem eine überwältigende Mehrheit der Frauen* mit ihrer derzeitigen Tätigkeit unzufrieden.
Vor dem Hintergrund eines schwachen Arbeitsmarktes mit wenig Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, beobachteten Expert*innen 2024 noch ein Phänomen, das sie als "stilles Kündigen" beschreiben. Arbeitende sagen sich hierbei so sehr von ihrem Job los, dass sie nur das bloße Minimum tun, das von einer Rolle verlangt wird, rein, um am Ende des Monats ihr Gehalt zu bekommen. Die meisten Wirtschaftsprognosen sagen jedoch ein profitableres Jahr 2025 voraus, in dem das Vertrauen der Unternehmen und die Einstellungsbemühungen zunehmen dürften. Wenn das der Fall ist, wird ein neuer Trend zur "Rache-Kündigung" einsetzen, bei der sich Arbeitnehmer*innen – ermutigt durch neue Möglichkeiten – dazu entschließen, endlich das Handtuch zu werfen.
Starker Wandel in der Arbeitskultur nach der Pandemie
In einer Zeit nach der Pandemie suchen Arbeitnehmer*innen nicht mehr nur nach besseren Gehältern und beeindruckenden Titeln. Sinn und Werte, ein Gefühl der Zugehörigkeit und ein integratives und vielfältiges Arbeitsumfeld werden für die Mitarbeiter*innen immer wichtiger. Ungesunde Arbeitsplatzkulturen, Mikroaggressionen von Vorgesetzten, mangelnde Anerkennung und Hindernisse für den beruflichen Aufstieg werden nicht mehr einfach professionell weggelächelt.
Arbeitnehmer*innen suchen zunehmend nach Arbeitsplätzen in Unternehmen, die die gleichen Werte und eine gleichgesinnte Gemeinschaft bieten, sowie nach angemessener Bezahlung und einer guten Work-Life-Balance. Die Pandemie hat viele dazu gezwungen, ihre Beziehung zur Arbeit zu überdenken, was zur Erkenntnis geführt hat, dass die traditionelle "Hustle Culture" oft mit einem zu hohen persönlichen Preis verbunden ist. Zusammen mit Trends in den sozialen Medien, die das Verlassen eines toxischen Jobs normalisieren, hat dies dazu geführt, dass die Menschen weniger bereit sind, Situationen zu ertragen, die ihr Wohlbefinden beeinträchtigen.
Das können Sie tun, wenn Sie kurz davor sind, aus Rache zu kündigen
Wir können Ihnen nur ans Herz legen, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen – vor allem nicht, wenn sie von Wut getrieben sind. Starke Emotionen trüben unser Urteilsvermögen. Nehmen Sie sich Zeit, um zu prüfen, ob eine Kündigung die einzige Option ist. Eine hilfreiche Übung kann darin bestehen, sich zu fragen, was Erfolg für Sie bedeutet, und zu erkunden, wie Sie in Zukunft leben möchten und wie die Arbeit, die Sie jetzt tun, Sie dorthin bringen kann. Wenn Sie können, sollten Sie herausfinden, was Sie brauchen, um sich bei der Arbeit wohler zu fühlen – sei es mehr Verantwortung, Flexibilität, Geld oder Anerkennung – und sprechen Sie zuerst mit Ihrem Arbeitgeber oder Ihrer Arbeitgeberin.
Es gibt jedoch einige Fälle, in denen eine Kündigung die einzige Möglichkeit ist. Wenn Sie Belästigung, Diskriminierung oder Verstöße gegen die Berufsethik erlebt haben, sind das z.B. eindeutige Warnsignale. Wenn Sie versucht haben, die Probleme über die richtigen Kanäle anzusprechen, aber keine Reaktion erhalten haben, oder wenn das Umfeld sich auf Ihre psychische Gesundheit auswirkt, ist es ebenfalls völlig legitim, Ihrem Wohlbefinden den Vorrang zu geben.
Wenn Sie in diesem Jahr also in Versuchung geraten, überstürzt aus Rache zu kündigen, denken Sie daran: Konzentrieren Sie sich auf sich selbst, anstatt zu versuchen, einen Standpunkt zu vertreten oder Vergeltung zu üben (so verlockend sich das auch anfühlen mag). Schließlich besteht die beste "Rache" darin, Ihre Entscheidung aus einer Position der Stärke heraus zu treffen – und eine neue Chance zu ergreifen, die besser zu Ihnen, Ihren Werten und Ihren Karrierezielen passt.