Warum riecht Sommerregen eigentlich so gut?
Wenn es im Sommer regnet, freuen wir uns über eine frische Abkühlung und über den unwiderstehlichen Geruch, den der Regen in der warmen Luft versprüht. Doch wieso riecht dieser Sommerregen eigentlich so gut?
Im Sommer fühlt sich das Leben leichter an: Die Sonne scheint, Kinder spielen fröhlich draußen und wir können uns im Badesee abkühlen. Selbst wenn es regnet, ist es irgendwie schöner, als zu anderen Jahreszeiten. Das mag allerdings auch an dem besonderen Duft liegen, den der Sommerregen auf trockenem Boden verströmt. Obwohl Wasser eigentlich nicht riecht, gibt es für diesen unverkennbaren Duft des Sommerregens sogar einen eigenen Namen: Petrichor.
Dieser poetische Name setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: Petra steht für Stein und Ichor bezeichnet in der griechischen Mythologie eine Flüssigkeit, die in den Adern der Götter fließt. Ganz so mystisch ist die Zusammensetzung des Regenduftes dann doch nicht: Es handelt sich ganz einfach um ein Zusammenspiel chemischer Stoffe. Genaugenommen duftet nicht der Regen, sondern eine Mischung aus Inhaltsstoffen von Pflanzen, Bakterien und vom Erdboden.
Intentsiv erdig
Überall im Boden leben Bakterien. Bei Hitze und längeren Trockenphasen fahren sie ihren Stoffwechsel zurück. Wenn sich Regen ankündigt und die Luftfeuchtigkeit steigt, wird der Stoffwechsel der Bakterien wieder hochgefahren, sie sondern den Duftstoff Geosmin ab.
Diesen Alkohol, der für den intensiven erdigen Geruch verantwortlich ist, kennen Sie vielleicht von der Roten Beete. Mitverantwortlich für Petrichor ist außerdem ein öliger Film aus verschiedenen ätherischen Ölen, der sich bei langanhaltender Trockenheit auf den Blättern von Pflanzen bildet. Wenn es regnet, werden der Duftstoff Geosmin, die ätherischen Öle und eine Prise Steinstaub aufgewirbelt: Die Mischung nehmen wir als den typischen Regenduft wahr.
Sommerregen riecht nach Trockenheit noch intensiver
Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA fanden mit Zeitlupenaufnahmen heraus, dass der Aufprall der Regentropfen auf dem Boden offenbar Bläschen in den kleinen Wasserlachen erzeugt. In diesen Blasen sammeln sich die Kleinstpartikel aus dem Boden, die das Aroma des Erdbodens enthalten. Wenn die Bläschen platzen, setzt sich der Geruch dieser Partikel frei und wird von der Luft verweht. Je trockener der Boden ist, desto intensiver riecht der Sommerregen, da sich vom trockenen Boden mehr Partikel lösen.
Wer ein feines Näschen hat, kann Regen bereits riechen, bevor er fällt - das hat nichts mit übersinnlichen Wahrsagerfähigkeiten zu tun. Ein Grund dafür ist zum einen, dass der Wind den Duft aus einem Gebiet, wo es bereits regnet, verbreitet. Zum anderen sorgt die erhöhte Luftfeuchtigkeit kurz vor dem Regen dafür, dass die Erde mit winzigen Wassermengen in Berührung kommt und kleine Geruchsbläschen aufsteigen. Petrichor entsteht also schon, bevor es regnet.