Samen vorquellen – was bringt’s?
Manche Samen haben eine lange Keimdauer. Durch Vorquellen kann man den Stoffwechsel in Gang bringen. Wir sagen Ihnen, wann Vorquellen erfolgreich ist.
Lange dauert es, bis manche Samen zu keimen beginnen. Dafür hat die Natur gezielt gesorgt, denn nur mit einem geringen Wassergehalt überstehen sie den kalten Winter. Liegen die Samen allerdings lange inaktiv im Saatbett, so besteht die Gefahr, dass sie von Pilzkrankheiten befallen werden und Opfer der gefürchteten Umfallkrankheit werden. Darum haben Gärtner verschiedene Methoden entwickelt, wie man die Keimzeit der Samen gezielt beschleunigen kann. Neben mechanischen Maßnahmen, indem beispielsweise die Samenschale angeritzt oder angeschliffen wird, gibt es auch die Möglichkeit, die Samen durch Vorquellen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. So verringert sich die Keimdauer, weil die Samen schneller das zum Keimen notwendige Wasser aufnehmen.
Welche Samen sollte man vorquellen lassen?
Besonders hartschaliges Saatgut von Wicken und Lupinen profitiert vom Einweichen über Nacht ebenso wie die großen Samen von Bohnen, Erbsen, Kürbis, Mais oder Zucchini. Auch die Keimdauer von Kräutern wie Petersilie, Schnittlauch und Dill sowie von Gemüse wie Fenchel, Möhre, Sellerie, Rettich, Radies wird durch Einweichen verringert.
Zum Vorquellen kann man ganz einfach Wasser verwenden, in dem die Samen unterschiedlich lange liegen sollen. Wenn sich bereits Keimsprosse zeigen, war es allerdings definitiv zu lang, denn die Keimlinge können beim Ausbringen leicht abbrechen. Eine Milchbeize soll vor allem Erbsen, Gurken und Bohnen Starthilfe geben. Einen halben Tag bleibt das Saatgut im Magermilchbad, dann wird gleich ausgesät.
Gastbeitrag: Paprika und Chili in Kamillentee vorquellen Was bedeutet Samen beizen?
Da an jedem Samenkorn Sporen von Pflanzenkrankheiten haften können, die später den Keimling in Gefahr bringen und ihn im schlimmsten Fall absterben lassen – die Erreger sind unter dem Begriff "Umfallkrankheiten" zusammengefasst – kombinieren viele Gärtner das Vorquellen mit dem Beizen. Das hat den Zweck, die Sporen der Pilzkrankheiten abzutöten. Während im gewerbsmäßigen Gartenbau oder in der Landwirtschaft oft chemische Mittel zum Beizen herangezogen werden, greift man im biologischen Anbau lieber auf Kräuterextrakte zurück. Bewährt hat sich beispielsweise ein Bad in Kamillenblütensud. Dieser desinfiziert die Samen und macht sie weniger anfällig für Keime und Bakterien.
Samen natürlich beizen: So geht's
Für eine keimhemmende Beize bereitet man einen Sud aus einem Teelöffel getrockneter Blüten und einem Viertelliter Wasser zu. Eine Stunde lässt man ihn anschließend ziehen, dann darf er auf 30 Grad abkühlen. Achtung: Höhere Temperaturen bekommen den Samen nicht! Die Samen sollen ganz mit Flüssigkeit bedeckt sein. Ausreichend ist in den meisten Fällen eine Quellperiode von einer bis zu 24 Stunden. Baldriansud soll zusätzlich das Wurzelwachstum fördern. Der Sud wird auf die gleiche Weise angesetzt wie die Kamillenblüten. Knoblauchbeize wird aus einer Knoblauchknolle hergestellt, die klein geschnitten und gequetscht in einen Liter heißes Wasser gegeben wird. Nach etwa einem Tag gibt man dann die Samen in die Flüssigkeit. Vor allem Nachtschattengewächse wie Tomaten sollen davon profitieren.
Die im Schachtelhalm enthaltene Kieselsäure stärkt die Zellstruktur. Das kommt den zukünftigen Keimlingen entgegen, die in einem Sud, bestehend aus 30 Gramm getrocknetem Schachtelhalm auf einen halben Liter Wasser, eingeweicht werden. Um viele potenzielle positive Effekte zu kombinieren, schwören viele Gärtner auf ein Samenbad aus einer Kräutermischung, das die genannten Pflanzen, ergänzt durch Schafgarbe, Löwenzahn und Brennnessel, enthält. Tipp:Achten Sie bei der Aussaat außerdem auf keimfreie Erde und gut gereinigte Pflanzgefäße und -geräte.