Schiefe Körperhaltung? So können wir entgegenwirken
Baden-Baden (dpa/tmn) - Wer den eigenen Körper aufmerksam im Spiegel anschaut, stellt womöglich fest: Eine Schulter steht ein kleines bisschen weiter oben als die andere. Das ist bei vielen Menschen der Fall, so der Physiotherapeut Alexander Srokovskyi aus Baden-Baden.
Auf Dauer kann so ein Schiefstand Probleme bereiten, für Verspannungen und Schmerzen sorgen. Srokovskyi rät daher, aktiv zu werden, bevor es zwickt und zieht. Doch wie genau?
Frage: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, sich mit der eigenen Körperhaltung zu beschäftigen?
Alexander Srokovskyi: Jede Schiefhaltung, auch eine kleine, bedeutet, dass es in den Muskelgruppen einer Körperseite zu mehr Belastungen kommt als auf der anderen. Wir haben also ein Ungleichgewicht. Wir nutzen auf der einen Körperseite die Strukturen stärker ab.
Wenn etwa das linke Schulterblatt etwas höher steht als auf der rechten Seite, hat man automatisch mehr Spannung zwischen den Schulterblättern. Links kann es somit eher zu Verspannungen im Schulterbereich kommen.
So eine schiefe Körperhaltung kann viele kleinere Symptome verursachen. Man spürt zum Beispiel, wenn man sich morgens aufrichtet, dass es immer wieder an der derselben Stelle knackt.
Doch viele Menschen achten da gar nicht drauf. Oder sie sagen: «Ein wenig schief ist doch normal.» Ich rate allerdings dazu, das ernstzunehmen und das beim Training und durch gute Haltungshygiene zu berücksichtigen.
Frage: Stichwort: Haltungshygiene: Was kann man da tun?
Srokovskyi: Häufig entstehen diese sogenannten Dysbalancen durch alltägliche Dinge. Ein gutes Beispiel ist das Autofahren. Der linke Arm greift nach dem Lenkrad und steht höher, die rechte Hand schaltet deutlich weiter unten.
Oder im Büro: Der Bildschirm steht ja oft einen Tick rechts oder links von einem. Was auch fast jeder von uns kennt, wenn er oder sie am Schreibtisch sitzt: Dass man sich gerne auf einer Seite mehr abstützt als auf der anderen. Doch nicht nur in Bürojobs sind Dysbalancen das ein Thema: Eine Kassiererin muss die ganze Zeit praktisch dieselbe monotone Bewegung machen, die Produkte immer in dieselbe Richtung über den Tresen ziehen.
Was man also tun kann, sofern es geht: Im Alltag bestimmte Sachen umbauen, die man beidseits machen kann. Also etwa den Schreibtisch so umräumen, dass man auch mal den Kopf in die andere Richtung hält. Das muss nicht täglich sein, im Wochen- oder Zwei-Wochen-Rhythmus reicht. Am besten stellt man sich einen Reminder oder Wecker.
Und auch beim Autofahren kann man darauf achten, dass man ab und zu den rechten Arm eher höher nimmt, vielleicht auch mal aufs Lenkrad drauflegt und auch so für etwas Ausgleich sorgt.
Frage: Haben Sie ein Beispiel für eine Übung, die dem entgegenwirkt?
Srokovskyi: Wenn Ihre linke Schulter höher steht, was bei vielen Menschen der Fall ist: Setzen sie sich auf einen Stuhl. Das rechte Bein bleibt auf dem Boden stehen, das linke strecken Sie aus und legen es auf einen anderen Stuhl. Die Zehenspitzen ziehen Sie zu sich ran.
Jetzt nehmen Sie Ihren linken Arm, strecken ihn nach vorn und spreizen die Finger ganz weit. Dann greifen Sie mit der rechten Hand ums Handgelenk herum, bilden Sie quasi eine Armbanduhr aus Ihrer Hand. Halten Sie nun die Finger der linken Hand gespreizt und gehen Sie mit dem Arm nach links oben. Schauen Sie dem Arm hinterher und versuchen Sie, den Oberkörper gleichzeitig nach vorn zu bringen und das Schulterblatt auf der linken Seite nach unten zu ziehen.
Dann gehen Sie leicht aus der Spannung raus, nehmen den Arm runter und dann gehen Sie noch mal hoch, immer drei Sekunden halten. Wenn ich zum Beispiel Verspannungen im Schulterblatt habe, ist das die perfekte Übung dagegen.
Wichtig: Die Übung müssen Sie auch auf der anderen Seite machen, sonst kaufen wir uns die nächste Dysbalance ein. Bei der anderen Körperseite gilt aber: rund 20 Prozent weniger. Hat man die Übung auf der ersten Seite siebenmal wiederholt, sollte man sie auf der anderen nur fünfmal durchführen.