US-Studie deckt auf: Wie ständige Wut bei Männern auf ernsthafte Krankheiten hinweist

Bei Symptomen wie Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Müdigkeit wird oft schnell eine Depression vermutet. Forscher haben jedoch ein weiteres Anzeichen für die Krankheit bei Männern entdeckt.

Wie bei vielen Erkrankungen gibt es auch bei Depressionen geschlechtsspezifische Unterschiede, die lange nicht erkannt wurden. Statistiken wie die der WHO zeigen, dass vier von 100 Männern an einer Depression erkranken, während die Zahl bei Frauen doppelt so hoch ist. Erstaunlicherweise liegt die Suizidrate bei Männern jedoch dreimal höher. Expertinnen und Experten vermuten, dass dies damit zusammenhängt, dass ein wichtiges Symptom der Depression bei Männern häufig übersehen wird.

US-Studie bringt neue Erkenntnisse

Eine von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) unterstützte Studie zeigte, dass die in den USA übliche Methode zur Diagnose von Depressionen bei Männern möglicherweise nicht ausreicht. "Unsere aktuellen Diagnosekriterien konzentrieren sich auf Symptome wie Traurigkeit, Einsamkeit und sozialen Rückzug. Aber was, wenn sich Depressionen bei Männern eher durch Wut und Gereiztheit äußern?", erklärt Jodi Frey, die Leiterin der Studie, im Interview mit "Insider".

Die Professorin für Sozialarbeit an der Universität Maryland untersuchte über einen Zeitraum von fünf Jahren 500 Männer im Alter von 25 bis 64 Jahre aus Michigan. Bei vielen dieser Männer wurde ein erhöhtes Suizidrisiko festgestellt, jedoch passten ihre Symptome nicht zum klassischen Bild einer Depression. Stattdessen zeigte sich bei ihnen ein moderates bis hohes Risiko für Wutausbrüche.

Zahl der Männer mit "untypischen" Symptomen ist hoch

Laut den Daten erfüllen 10-15 Prozent der Männer, die an einer Depression leiden, nicht die Kriterien traditioneller Diagnosemethoden, wie das Gesundheitsmagazin FitBook berichtet. "Wir müssen anerkennen, dass Männer eine Depression möglicherweise anders erleben, als wir es bisher verstanden haben", erklärt Frey. "Könnte es etwa sein, dass der wütende Kollege, den niemand mag, tatsächlich depressiv ist?"

Während viele Menschen inzwischen ein Bewusstsein für Depressionen und typische Symptome wie Einsamkeit oder Traurigkeit entwickelt haben, sieht es bei Wut anders aus. Vor allem im Arbeitsumfeld sind schnell aufbrausende Kollegen nicht gern gesehen und werden auch nicht als erster Kandidat für Zusammenarbeit ausgewählt. Im Gegensatz zu anderen bekannteren Symptomen der Depression wird in diesem Fall oft kein Mitgefühl gezeigt.

Die Studienergebnisse zeigen also ziemlich deutlich: Bei der Diagnose von Depressionen muss insbesondere bei Männern umgedacht werden. Nur so kann Betroffenen wirklich geholfen und vom Umfeld mehr Verständnis aufgebracht werden. Die US-Studie von Frey läuft dementsprechend auch immer noch weiter, um die Erkenntnisse rund um Wut, Männer und Depression weiter zu stärken und die gefundenen Erkenntnisse auch in die Arbeitswelt hineinzutragen. So können Arbeitgeber sensibilisiert und schnellere Handlungsmaßnahmen aufgestellt werden.

Überblick Krankheitsbild: Häufige Depressions-Symptome

Es ist wichtig zu betonen, dass Depressionen individuell erlebt werden und nicht jeder Mensch die gleichen Symptome zeigt. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Ausprägung und Wahrnehmung von Depressionen können auch durch gesellschaftliche Normen und Erwartungen geprägt sein.

Die Symptome von Depressionen können bei Frauen und Männern unterschiedlich ausgeprägt sein. Während viele Symptome bei beiden Geschlechtern vorkommen, zeigen sich häufig auch geschlechtsspezifische Unterschiede.

Gemeinsame Symptome bei beiden Geschlechtern:

  • Anhaltende Traurigkeit oder Leere

  • Interesseverlust an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben

  • Rückzug und Isolation

  • Schuldgefühle oder das Gefühl der Wertlosigkeit

  • Suizidgedanken oder -versuche

  • Veränderungen im Appetit oder Gewicht

Häufige Symptome bei Männern:

  • Reizbarkeit und Wut: Männer neigen häufiger dazu, ihre Depression durch Wut, Reizbarkeit oder Aggression auszudrücken.

  • Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme: Männer berichten oft von Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder sich an Dinge zu erinnern.

  • Vermehrte körperliche Beschwerden: Männer klagen häufiger über unerklärliche körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Verdauungsprobleme.

  • Veränderte Schlafgewohnheiten: Manche Männer schlafen weniger, da sie durch Anspannung schlechter schlafen können.

  • Vermehrter Substanzmissbrauch: Bei Männern kann eine Depression häufig mit einem höheren Konsum von Alkohol oder Drogen verbunden sein.

  • Eskapismus: Es wird auffällig mehr Zeit beim Sport oder auf der Arbeit verbracht

Problem: Divergenz zum Männlichkeitsideal

Laut dem Psychotherapeuten Johannes Vennen fällt es vielen Männern schwer, ihre Gefühle zu benennen, wodurch sie ihre Symptome oft nicht erkennen. Zudem sind alte Männlichkeitsideale, die mit Stärke und Macht verknüpft sind, weit verbreitet – und diese passen nicht zu dem Bild einer Depression.

Eine Studie der American Psychological Association mit 19.000 männlichen Teilnehmern verdeutlicht, wie Männlichkeitsbilder, Depressionen und Vorbehalte gegenüber einer Therapie zusammenhängen: Je stärker sich Männer an traditionellen Rollenbildern orientierten, desto höher war ihr Risiko für Depressionen und desto weniger suchten sie therapeutische Hilfe.


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